Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Neuer Präsident Colm Kelleher
Das ist der neue starke Mann der UBS

Colm Kelleher übernimmt im April die Leitung des Verwaltungsrats der UBS.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Eigentlich wollte die UBS mit der Bekanntgabe des neuen Präsidenten noch etwas warten. Doch am Samstagmorgen hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg Wind von Axel Webers Nachfolger bekommen. Danach bestätigte eine zuverlässige Quelle gegenüber dieser Zeitung, dass Colm Kelleher, Ex-Präsident der US-Bank Morgan Stanley, im April 2022 Axel Weber an der Spitze der UBS beerben soll.

Dann ging alles schnell: Am frühen Nachmittag verkündete die grösste Schweizer Bank Kellehers Ernennung formell.

Die Personalie ist eine doppelte Überraschung. Denn niemand hatte den Wallstreet-Banker, der während dreissig Jahren im Dienst von Morgan Stanley gestanden hatte, auf dem Zettel. Um gleich Kritik an seiner mangelnden Verankerung in der Schweiz entgegenzutreten, kündigte die UBS noch eine zweite überraschende Personalie an: Lukas Gähwiler, früherer Chef der UBS Schweiz, wird neuer Vizepräsident. Er soll eine Art «Mister Switzerland» werden, der den Kontakt zum Bundesrat hält und die UBS in der Bankiervereinigung vertritt.

Die UBS bekommt ein Dreigestirn

Damit hat die UBS künftig ein Dreigestirn an der Spitze, mit dem Iren Kelleher, dem Schweizer Gähwiler und dem niederländischen Konzernchef Ralph Hamers.

Aber es stellt sich die Frage, ob das gut gehen kann. «Macht ist nicht teilbar», wusste schon der frühere UBS-Chef Oswald Grübel. Doch Fragen, ob das neue Führungstrio nun erst einmal die Hackordnung unter sich ausmachen muss, wischen UBS-Insider vom Tisch. Die Führung einer Grossbank sei schon immer eine Teamleistung gewesen, sagen sie.

UBS-Präsident Axel Weber geht im April, dann hat er den Verwaltungsrat zehn Jahre lang geführt. 

Dieser Lesart nach hat es auch nie ein Gerangel zwischen Axel Weber als Verwaltungsratspräsident und dem Tessiner Vollblutbanker Sergio Ermotti als Konzernchef gegeben – wobei jeder am Finanzplatz weiss, dass die beiden erst einige Hahnenkämpfe austragen mussten, nachdem sie 2012 zum UBS-Führungsduo zusammengespannt worden waren.

Kelleher und seine Frau suchen bereits eine Wohnung in der Schweiz

Kelleher ist bereits 64 Jahre alt und damit ein Jahr vor dem Pensionsalter – ist er also nur ein Übergangspräsident? Mit Sicherheit nicht, tönt es aus hochrangigen UBS-Kreisen. Der Neue soll wie Axel Weber die Bank volle zehn Jahre lang führen. Damit niemand daran zweifelt, landete bereits am Sonntag Kellehers Gattin in Zürich, um gemeinsam eine Wohnung in der neuen Heimat zu suchen.

Kelleher dürfte der neue starke Mann der UBS werden. Denn Ralph Hamers ist angezählt. In den Niederlanden laufen immer noch Ermittlungen, ob er in seiner früheren Funktion als Chef der Bank ING für Verstösse gegen die Geldwäschereiregeln persönlich Verantwortung zu tragen hat.

Hamers weist dies regelmässig zurück. Doch bis die niederländische Justiz entschieden hat, schwebt das Strafverfahren wie ein Damoklesschwert über seinen Kopf.

Die Karriere von Lukas Gähwiler wiederum schien eigentlich schon beendet. 2016 hatte er den Chefposten der UBS Schweiz auf eigenen Wunsch aufgegeben, um es als Präsident der Schweiz-Einheit ruhiger angehen zu lassen. So hatte er Zeit für andere Mandate, etwa beim Ringier-Konzern. Nun rückt er als Vizepräsident der UBS wieder ins Rampenlicht. Er dürfte sich aber mit der Rolle der Nummer zwei begnügen.

Architekt der Rettung von Morgan Stanley

Denn der neue Präsident ist ein Bankveteran, der an der Wallstreet gestählt wurde. Er hat als Finanzchef von Morgan Stanley die Grossbank durch die Finanzkrise geführt und anschliessend massgeblich daran mitgewirkt, dass diese ihre Bilanz gesundschrumpfte. Er gilt als Macher hinter einer Finanzspritze von 9 Milliarden durch die japanische Mitsubishi UFJ Financial Group.

Der studierte Historiker heuerte 1989 bei Morgan Stanley an und arbeitete sich als Anleihenhändler bis zum Finanzchef und später Bankpräsidenten hoch. Gemeinsam mit Bankchef James Gorman bildete er viele Jahre das Führungsduo der US-Bank.

Kelleher gilt als Risikoexperte, doch Erfahrungen in der Vermögensverwaltung, dem Kerngeschäft der UBS, hat er weniger aufzubieten. Doch die wichtigen institutionellen Kunden der Bank, also Fonds, Versicherungen, andere Banken und auch die wichtigsten Aufsichtsbehörden, die kennt er alle.

Insider betonen, dass von allen US-Banken Morgan Stanley der UBS am ähnlichsten sei, weil sie ebenfalls ein wichtiges Standbein in der Vermögensverwaltung hat. Auch deshalb sei Kelleher der Richtige, um die UBS zu führen.

Kelleher kann der UBS in den USA behilflich sein

Der neue Präsident übernimmt die Leitung des Verwaltungsrats in ruhigen Zeiten. Die Rolle der Skandalnudel am Paradeplatz hat derzeit die Credit Suisse inne. Bei einer Eigenkapitalverzinsung von mehr als 20 Prozent kann es eigentlich nur das Ziel des designierten Präsidenten sein, dass die UBS diese Flughöhe möglichst hält.

Strategische Kehrtwenden sind daher nicht von ihm zu erwarten. Es gelte nun, die beschlossene Strategie umzusetzen, ist aus seinem Umfeld zu hören.

Der neue Bankchef Ralph Hamers hat sich bisher auf Retuschen konzentriert. So will er in den USA mit einer automatisierten Vermögensverwaltung weniger reiche Kunden gewinnen und damit im Teich von Konkurrenten wie Morgan Stanley fischen. Hierbei könnte der neue Präsident mit seinem Wissen hilfreich sein.

Im Februar will Hamers dann die neuen Finanzziele verkünden. Sprich: Kelleher übernimmt die Leitung des Verwaltungsrats, wenn die grossen Pflöcke alle eingeschlagen sind. Dies soll ihn aber nicht stören, da er mit der Richtung der Bank einverstanden sei, heisst es.

Und sollte der Ire wirklich zehn Jahre an der Spitze der UBS bleiben wollen, so wird er genug Chancen haben, seine Duftmarke zu setzen. Viele erwarten einen Umbau des Verwaltungsrats, der am Finanzplatz als eine Art Axel-Weber-Fanclub gesehen wird.

Philipp Hildebrand hatte keine Chance

Mit der Berufung von Kelleher ist der UBS eine faustdicke Überraschung gelungen. Zuvor waren stets andere Namen genannt worden: so der frühere Unicredit-Chef Jean-Pierre Mustier, den die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag ins Spiel gebracht hatte.

Oder der frühere Nationalbankchef Philipp Hildebrand, der in der Führungsriege des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock arbeitet. Ihm wird am Finanzplatz der Wunsch nachgesagt, noch einmal durch ein Spitzenamt seinen unrühmlichen Abgang von der Spitze der Nationalbank vergessen zu machen. Er stand aber dem Vernehmen nach gar nie auf der Auswahlliste.

Philipp Hildebrand, ehemaliger Nationalbankpräsident und heutiger Vizepräsident von Blackrock, wird der Wunsch nachgesagt, noch einmal mit einem Spitzenamt gross rauskommen zu wollen. 

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.