Top 5 der häufigsten HausspinnenSpucken, Beissen, Zittern, Paaren – das treiben Spinnen in unseren Wohnungen, während wir schlafen
Ob es uns nun passt oder nicht: In jedem Schweizer Haus leben mindestens zwei bis drei unterschiedliche Spinnenarten. Panik ist deswegen aber nicht angebracht.

- Hausspinnen sind in nahezu jedem Schweizer Haushalt anzutreffen.
- Untersuchungen zeigen, dass Wohnungen durchschnittlich von mehreren Spinnenarten bewohnt werden.
- Spinnenforscher raten zur Toleranz, da Spinnen effektive Schädlingsbekämpfer sind.
- Das Gift von Hausspinnen ist harmlos, Bisse gewisser Arten können aber schmerzhaft sein.
Wer sich vor Spinnen ekelt oder sogar unter Spinnenangst leidet, muss jetzt tapfer sein. Denn: Wie aktuelle Untersuchungen zeigen, sind die achtbeinigen Jäger überall. Sie leben nicht nur rund um menschliche Siedlungen, also in Gärten, an Hauswänden und auf Balkonen. Nein, Spinnen haben auch unsere Häuser und Wohnungen erobert. Und zwar fast jeden Winkel davon.
Das sagt Biologe Christian Kropf, der seit 2024 Kurator der Biowissenschaften am Naturhistorischen Museum in Basel ist. Gemeinsam mit vier anderen Spinnenforscherinnen und Spinnenforschern hat Kropf sich intensiv mit der Thematik beschäftigt und nun ein Buch zum Thema Hausspinnen herausgebracht.
Die wohl nicht für alle beruhigende Grunderkenntnis darin lautet: Wer denkt, dass seine Wohnung steril, sauber und vor allem frei von Spinnen und Insekten ist, täuscht sich. Und zwar gewaltig.
Vielmehr wird die durchschnittliche Schweizer Wohnung von einer Vielzahl von Krabbeltieren bewohnt. Sie finden über Fenster, Türen, Spalten oder Ritzen Zugang. Ebenso häufig gelangen sie als blinde Passagiere, vor allem in Blumensträussen und Topfpflanzen, zu uns. Durch den Warentransport haben sich viele Arten mittlerweile über den ganzen Globus verteilt. Das Spektrum reicht von Asseln über Fliegen, Mücken und Silberfischchen bis hin zu Wanzen, Motten und Milben. Viele dieser Tiere sind winzig und leben verborgen – man bekommt sie kaum je zu Gesicht.
Sie vertilgen, was sie erwischen
Das gilt auch für Spinnen. Die Fachgruppe um Christian Kropf geht davon aus, dass in jedem Schweizer Gebäude mindestens zwei oder drei unterschiedliche Spinnenarten mit jeweils mehreren Individuen vorkommen. Wegen der verhältnismässig geringen Luftfeuchte in Wohnungen handelt es sich bei den Hausspinnen mehrheitlich um Arten, die ursprünglich aus Wüsten oder Trockengebieten stammen.
Auf eine übertriebene Anwendung von Pestiziden und scharfen Putzmitteln sollte trotz dieser Erkenntnis aber verzichtet werden. Einerseits sind diese Chemikalien auch für Menschen ungesund, andererseits ist der Erfolg solcher Massnahmen meistens nur vorübergehend.
Besser sei es, sich mit seinen «Häusgästen» intensiver zu befassen, raten die Spinnenforscher. Denn: Spinnen seien perfekte Schädlingsbekämpfer. Sie vertilgen alles, was sie erwischen, auch andere Spinnen. Das sei der Grund, warum sich Spinnen innerhalb unserer Wohnungen nicht unbegrenzt vermehren können. Vorher fressen sie sich gegenseitig.
Statt sie zu töten, so lautet die Empfehlung, solle man die Spinnen – falls sie unerwünscht seien – mit einem Glas oder Becher fangen und ins Freie befördern. Das Einsaugen mit dem Staubsauger ist hingegen ein Todesurteil für Spinnen. Sie werden durch den Luftsog im Gerät zermalmt.
Die folgende inoffizielle «Top Fünf»-Liste der Schweizer Hausspinnen ist nicht abschliessend und liesse sich beliebig fortsetzen. Allerdings kann man davon ausgehen, dass eine oder mehrere dieser Arten als Mitbewohner in unseren vier Wänden leben – und uns früher oder später einmal über den Weg laufen.
Hauswinkelspinne: Die Grösste

Die Hauswinkelspinne – im Volksmund Kellerspinne genannt – gehört zu den am häufigsten in Wohnungen und Häusern anzutreffenden Spinnen. Das gilt vor allem für den Kellerbereich und Parterrewohnungen.
Sie ist nicht zu übersehen. Mit einer Beinspanne von bis zu 8,5 Zentimetern gehört die dunkelbraun gefärbte Grosse Hauswinkelspinne zu den beeindruckendsten einheimischen Spinnen. Sie baut in Ecken und gerne auch unter Möbeln Trichternetze. Davor spinnt sie ein Fangnetz. Wenn ein Beutetier hineingerät, werden Vibrationen ausgelöst, was die Spinne aus ihrem Versteck lockt.
Hauswinkelspinnen werden vor allem im Herbst häufig in Badewannen und Waschbecken gefunden. Dann gehen die Männchen in unseren Wohnungen auf «Brautschau». Dabei müssen sie früher oder später trinken. So führt sie ihr Weg oft in die Nasszellen. Dort rutschen sie in die Becken und können nicht mehr herausklettern, weil sie als netzbauende Spinnen zwar Krallen, aber keine Hafthaare haben.
Trotz ihrer Grösse ist die mit einer Lebenserwartung von bis zu sechs Jahren langlebige Hauswinkelspinne für den Menschen harmlos. Ihr Gift kann uns nichts anhaben. Dennoch sollte die Spinne nicht mit blosser Hand gefangen werden. Einerseits gerät das Tier dadurch in Panik, andererseits sind sie theoretisch dazu in der Lage, mit ihren Beisswerkzeugen die menschliche Haut zu durchdringen. Der Biss ist aber wenig schmerzhaft, und allfällige Schwellungen verschwinden rasch wieder.
Dass Hauswinkelspinnen während der Nacht über schlafende Menschen krabbeln und sogar in offene Münder geraten, ist übrigens eine klassische «Urban Legend». Gemäss der Fachleute spüren die mit feinen Sinnen ausgestatteten Spinnen die durch die Atmung des Menschen auf dem Bett ausgelösten Vibrationen, was sie zur Flucht veranlasst.
Zitterspinne: Die Häufigste

Wenn es eine Spinnenart gibt, die wohl in jeder Schweizer Wohnung zu finden ist, dann ist es die Grosse Zitterspinne. Meistens sitzen diese feingliedrigen Spinnen, die kleine Körper und lange dünne Beine haben, in ihren Netzen in den Ecken der Zimmerdecke.
Auch wenn die Spinne nicht so wirkt, so ist sie doch eine extrem erfolgreiche Jägerin, die auch wesentlich grössere Beutetiere fangen und verspeisen kann. Sogar die Grosse Hauswinkelspinne kann ihr zum Opfer fallen. Das liegt vor allem an den sehr langen Beinen der Grossen Zitterspinne. Mit diesen kann sie Beutetiere, die sich in ihrem Netz verfangen, auf sichere Distanz halten und einspinnen. Ihren Namen hat die Spinne von der Fähigkeit, ihr Netz bei Gefahr in Schwingung zu versetzen. Durch die daraus entstehende Zitterbewegung verschwimmt die Spinne vor dem Auge des Feindes und ist so besser geschützt.
Eigentlich bewohnt die Grosse Zitterspinne Höhlen. Es ist also wenig verwunderlich, dass sie sich auch in den Ecken unserer Häuser und Wohnungen wohlfühlt.
Fettspinne: Die Unterschätzte

Fettspinnen sind Meister darin, sich zu verbergen. Das ist wohl auch der Grund dafür, warum kaum jemand diese Spinnenart kennt. Dabei ist die in Mitteleuropa heimische Gewöhnliche Fettspinne eine häufige Mitbewohnerin von uns.
Die Spinne ist braun, kugelförmig und verschwindet bei der kleinsten Erschütterung mit angezogenen Beinen in ihren Schlupfwinkel, der meistens in Zimmerecken oder unter Fenstersimsen liegt. Mit 4 bis 7 Millimeter Körperlänge sind sie zwar nicht sonderlich beeindruckend.
Aber man sollte nicht den Fehler begehen, diese Spinnen zu unterschätzen. Die Gewöhnliche Fettspinne ist eine äusserst leistungsfähige Jägerin, die Fliegen, Käfer, Asseln oder andere Spinnen erbeutet. Sie frisst sogar Ameisen, die wegen ihrer Wehrhaftigkeit von vielen anderen Spinnenarten verschmäht werden.
Speispinne: Die Vorlage für Spiderman

Diese kleine Spinnenart ist nachtaktiv und sehr scheu. Kaum geht irgendwo ein Licht an oder spürt sie eine Erschütterung, zieht sich die Spinne sofort in ihr Versteck zurück. Daher fällt sie kaum auf – obwohl sie eine der häufigsten Hausspinnen ist.
Wenn man sie denn einmal zu Gesicht bekommt, dürfte sich das durchaus einprägen. Das liegt an der Färbung: Die Spinne hat einen sandbraunen Körper, der mit schwarzen Flecken überzogen ist. Besonders ist, dass sie stets gemächlich unterwegs ist, sogar auf der Jagd. Ein schnelles Huschen, was viele Menschen bei Spinnen erschreckend finden, sieht man bei ihr nie.
Speispinnen haben eine der spektakulärsten Jagdmethoden im Tierreich entwickelt. Sie spucken aus ihren Giftklauen eine Art Leim auf ihre Beute.
Das Opfer wird dadurch auf dem Untergrund festgeklebt und ist völlig wehrlos (Spiderman lässt grüssen). Mit ihrer «Leimkanone» kann eine 5 Millimeter kleine Speispinne 20 bis 30 Millimeter weit schiessen. Mit dieser Methode ist die Spinne ausserordentlich erfolgreich.
Wer sich über Silberfischchen in der Wohnung ärgert, dem sei die Speispinne wärmstens als Haustier empfohlen. Die kleinen Insekten gehören zu ihrer Hauptbeute.
Dornfinger: Die Bisskräftige

Die Spinnenfamilie der Dornfinger zählt fast 400 Arten. Nur wenige davon sind regelmässig in menschlichen Behausungen anzutreffen. Eine Art, der Hausdornfinger, hat es in Mitteleuropa aber zu einer gewissen, wenn auch zweifelhaften Berühmtheit gebracht.
Diese Spinne hat eine gelblich graue Färbung und erreicht eine Körperlänge von bis zu 11 Millimetern. Die Spinne hat auffällig schwarz gefärbte Greifwerkzeuge und Beine mit dunklen Spitzen, die den Eindruck erwecken, die Spinne trage Pantoffeln.
Diese Spinne macht in der Nacht sehr aktiv Jagd auf Insekten. Tagsüber spinnt sie sich einen Seidenkokon in der Ecke von Wänden oder Decken ein.
Der Achtbeiner hat einen schlechten Ruf, weil er kräftig zubeissen kann, wenn man versucht, die Spinne zu entfernen. Dornfinger können mit ihren grossen Beisswerkzeugen leicht in die menschliche Haut eindringen.
Gefährlich sind diese Bisse nicht, sie können aber schmerzhaft sein und leichte Schwellungen und Juckreiz verursachen. Der Schmerz ist lokal begrenzt und kann mehrere Minuten andauern.
Meldungen über schwere Gewebeentzündungen nach Dornfinger-Bissen kursierten zwar teilweise in den Medien, halten jedoch wissenschaftlichen Untersuchungen nicht stand.
Fazit: Furcht und Ekel vor Spinnen sind eigentlich fehl am Platz. Ihre beeindruckenden Fähigkeiten sollten uns vielmehr Bewunderung abringen. Auch in unseren eigenen vier Wänden.
Buch zum Thema: «Hausspinnen weltweit», von Wolfgang Nentwig, Jutta Ansorg, Paula Cushing, Yvonne Kranz-Baltensperger und Christian Kropf. Erschienen im Springer-Verlag. ISBN 978-3-662-68849-6
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