Mamablog: Mit Kleinkind auf ReisenSpielzeugautomaten, ihr Fieslinge!
Begleiten Sie unsere Autorin und ihren Sohn auf einer turbulenten Autofahrt, bei der die Versuchung der bunt leuchtenden Maschinen für unerwartete Wendungen sorgt.
Wer mit Kleinkindern verreist, tut dies häufig mit dem Auto, um den mitzuschleppenden Haushalt unterzubringen – so auch mein Sohn und ich. Denn solange wir es nicht schaffen, rechtzeitig mit Sack und Pack beim richtigen Gleis zu stehen, und sich die Schlepperei nicht aufteilen lässt, müssen wir wohl unsere Klimabilanz anderweitig ausgleichen.
Lauernde Spielzeugautomaten
Aber ganz egal wie man wegfährt, das Tohuwabohu der Reisevorbereitungen bleibt dasselbe. Einmal unterwegs, bedarf es dann einer auf den kindlichen Schlaf- und Essrhythmus abgestimmten Proviant- und Etappenplanung. Und einer Klimaanlage. Solange das Stimmungsbarometer dank mitgeführter Fressalien und hipper Kindermusik (über die nervtötende Qualität ebendieser liesse sich ein eigener Blogbeitrag schreiben) nicht in den roten Bereich fällt, versuchen wir Pausen zu vermeiden. Besonders an Autobahnraststätten. Zuerst locken sie uns mit Speis und Trank, Benzin und der Aussicht auf eine mehr oder weniger saubere Entledigungsgelegenheit, nur um uns dann genau an diesem Örtchen in den Rücken zu fallen. Und damit meine ich nicht die überteuerten Pippi-Preise, sondern die Spielzeugautomaten bei den Toiletten.
Diese Geräte üben derzeit eine Sogwirkung sondergleichen auf meinen Sohn aus und daher versuche ich, ein Zusammentreffen während unserer aufgrund voller Blase unumgänglich gewordenen Rast tunlichst zu vermeiden. Da meine Augen mittlerweile auf das Erspähen von Nonsens-Hinterhalten trainiert sind, fiel er mir deshalb früh genug auf: der Greifling. Ja, so wird dieser Automat laut Wikipedia tatsächlich genannt. Sie wissen schon, diese unmöglichen Dinger zum Herausfischen von Plüschtieren, was Kleinkinder auch schampar gut könnten, wären sie nur gross genug. Auf jeden Fall habe ich uns geschickt daran vorbeigeschlängelt, um beim Verlassen der Pippi-Box von falscher Erleichterung geblendet in eine Kaugummi-Banditen-Falle zu tappen. Aber siehe da, mein Sohn liess sich von den farbigen Riesendingern weglocken. Nicht dass ihn die Erstickungsgefahr überzeugte, vielmehr war es einmal mehr das Glacé. Der Wutanfall kam dann halt bei der Kühltruhe, weil diese die Lieblingssorte gar nicht im Angebot hatte.
Wer gewinnt, wenn der Einfränkler entscheidet?
Zwei Tage später brachen wir zu unserer Rückfahrt in kühlere Gefilde auf. Und obwohl ich mir sicher war, genug Wasser und Snacks dabei zu haben, wurden wir plötzlich von knappem Benzin überrascht. Nach meiner Logik sollten grosse Raststätten viele Spielautomaten haben und kleine gar keine. Also wartete ich geduldig auf den passenden Ort, um schnell rein- und wieder rauszugehen. Doch selbst wenn die Verkaufsfläche spärlich war, lauerte die Gefahr einmal mehr im Untergrund – der Gumpiball-Automat. An ein Vorbeikommen war nicht zu denken.
Da wir uns gerade im Kompromisse-Machen üben, entschied ich, die «Automat, Automat»–Rufe meines Sohnes gebührend ernst zu nehmen. Mein Portemonnaie vermochte jedoch nur noch einen Einfränkler herzugeben. Dies wäre eigentlich nicht so tragisch (könnte man meinen), denn gleich wie Kaugummikauen liegt auch Ballspielen ausserhalb knirpsischer Kompetenzen – diese konzentrieren sich vielmehr auf die Wahl der Farbe. In unserem Fall: Blau. Und nachdem bereits kein Verständnis für den Ausschluss der grösseren Bälle aufgebracht wurde (nichtvorhandener Zweifränkler), war die Verzweiflung perfekt, als der Automat auch noch einen weissen kleinen Ball ausspuckte.
Natürlich halfen entsprechende Erklärungsversuche nicht. Das Elend wurde nur noch schlimmer. Böse (Kinderlose) und tröstende (Eltern) Blicke waren mir gewiss. Schliesslich konnte ich meinen Sohn nur noch unter die Arme packen und schnellstmöglich die Flucht ergreifen. Nichts wie rein mit dem Kind in das noch an der Zapfsäule hängende Auto. Es folgten diverse weitere Lektionen im Kapitel des Kompromisse-Lernens, bis ich schliesslich resigniert und mit noch immer lauthals schimpfendem Kind losfuhr. Die nächste Ausfahrt kommt bestimmt. Zwar ging es dann doch etwas länger, bis ich den kleinen Mann endlich wieder richtig angurten konnte. Aber Ende gut, alles gut. So pflegt es ebendieser momentan gerne zu sagen. Ich selbst freue mich sehr darauf, wenn dieser Teil der Kleinkindphase vorüber ist – und wenn Spielzeugautomaten endlich unter das Glücksspielgesetz fallen.
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