Glosse zu Fleisch in der Uni-KantineSpaghetti bolo ist kein Fleischgericht
Die vegane Revolution an der Uni Luzern war von kurzer Dauer. Warum man dort trotzdem einen Schritt in Richtung bessere Welt gemacht hat.
Freunde des freien Fleischverzehrs hatten die Zähne gebleckt. Weil nämlich vor einigen Wochen die Uni Luzern bekannt gab, dass künftig in der Mensa kein Fleisch mehr angeboten werde. Manche Kommentatoren wurden gar etwas bissig – so schrieb Leser H.U.W., dem die vermeintliche Bevormundung sehr sauer aufstiess, pointiert: «Luzern macht den ersten Schritt zum Staatsterror.»
H.U.W. dürfte nun schmunzeln: Die medienwirksame Verbannung von Bratwurst und Braten aus der Hochschulkantine wird rückgängig gemacht. Ab Montag können in der Mensa wieder Fisch, Poulet und Rind aufs Tablett geladen werden. Warum? Es ist einmal mehr wegen Corona – ein Testcenter verdrängt den provisorischen Food-Truck vor dem Gebäude, bei dem die Unbelehrbaren weiterhin Fleischgerichte beziehen konnten.
«Das Konzept in der Mensa ist immer noch das gleiche.»
War die ganze akademische Übung also umsonst? Nein. In der Bildungsstätte ist man der Überzeugung, dass es sich bei der Wiedereinführung von Kotelett und Kalbsgeschnetzeltem keinesfalls um einen Rückschritt handelt. Lukas Portmann, Kommunikationsbeauftragter der Uni Luzern, äussert sich in der «Luzerner Zeitung» wie folgt: «Das Konzept in der Mensa ist immer noch das gleiche – in erster Linie gibt es vegetarische und vegane Speisen und in Ergänzung dazu Fleisch, Poulet oder Fisch.»
Was bedeutet das genau? Die Studierenden bauen ihren Teller, auf dem Gemüse und Sättigungsbeilagen liegen, künftig mit Fleisch aus, sofern sie das möchten. Will heissen: Ein Teller Spaghetti bolognese ist so kein Fleischgericht, sondern «ein Teigwarengericht, das wahlweise mit einem fleischhaltigen Saucentopping ausstaffiert worden ist». Ob diese Neuformulierung etwas gegen den Klimawandel nützt?
Aber halt, man sollte das Ganze jetzt nicht ins Lächerliche ziehen, liebe Leserin, lieber Leser. Sie selber haben höchstwahrscheinlich vor einiger Zeit den genau gleichen sprachlichen Kniff angewendet: indem Sie sich selbst nicht mehr als Fleischesser bezeichnen, sondern – moralisch fortschrittlich – als Flexitarier. Also als jemanden, der nur gelegentlich seine grundsätzlich pflanzliche Ernährung mit einem Cervelat toppt. Das klingt doch schwer in Ordnung.
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