Geldberater: Miserable PerformanceSollen wir unsere Strategiefonds verkaufen?
Die sinkenden Obligationenkurse haben viele konservative Investoren verunsichert. Dabei sind die Chancen für eine Erholung bei den Strategiefonds intakt.
In unserem Portfolio haben wir bei Raiffeisen den Anlagen-Strategiefond Raiffeisen Futura-Pension Invest Yield-A und bei der Thurgauer Kantonalbank den Zielsparplan-Fonds ausgewogen. Im vergangenen Jahr waren beide Anlagen zweistellig ins Minus gefallen. Das beunruhigt uns, da wir nicht sehr risikofreudig sind. Wie sehen Sie die Chance, dass es mit diesen Anlagen wieder aufwärts geht? Sollen wir die beiden Fonds auflösen oder behalten? Leserfrage von F.F.
Wenn man so wie Sie sein Geld in Strategiefonds investiert, profitiert man von einer Vermögensverwaltung im Kleinen. Das Kapital wird nach den Grundsätzen der modernen Portfoliotheorie breit diversifiziert in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Obligationen, Rohstoffe und Immobilien investiert. Das Anlagerisiko trägt man allerdings immer allein. Darum ist es wichtig, dass man sich vor dem Kauf von solchen Fondsanteilen genau bewusst ist, wie viel Risiko man damit tatsächlich eingeht.
Bei dem von Ihnen gehaltenen Strategiefonds Raiffeisen Futura-Pension Invest Yield-A werden mindestens 60 Prozent des Geldes in verzinsliche Forderungswertpapiere und -wertrechte sowie maximal 35 Prozent in Aktien und aktienähnliche Wertpapiere investiert, wobei auch andere Fonds sowie Derivate genutzt werden können. Der zweite Fonds, den Sie bei der Thurgauer Kantonalbank haben, verfügt über einen etwas höheren Aktienanteil. Der Fonds investiert als Dachfonds über andere Fonds weltweit in Aktien und Obligationen, wobei höchstens 60 Prozent des Vermögens in Beteiligungswertpapiere wie Aktien angelegt werden. Daneben kann der Fonds in geringerem Umfang indirekte Anlagen in Immobilien, Edelmetalle, Commodities und Hedge Fonds tätigen.
Aktien und Aktienfonds beinhalten immer erhöhte Risiken und sind starken Kursschwankungen ausgesetzt. Dass Sie mit ihren beiden Fonds auf beträchtlichen Buchverlusten sitzen, ist aber nicht allein darauf zurückzuführen, dass die Aktienkurse im letzten Jahr mehrheitlich stark nachgaben. Für die Buchverluste massgeblich mitverantwortlich sind die Obligationen.
Der Kursverlust bei der Obligation wird am Ende der Laufzeit ausgeglichen – ausser wenn es bei einem Schuldner zu einem Zahlungsausfall käme.
Hier ist es wichtig zu wissen, dass 2022 im negativen Sinne ein Ausnahmejahr war: Normalerweise entwickeln sich Obligationen in Phasen mit stark sinkenden Aktienkursen positiv. Dieser Effekt spielte im letzten Jahr indes nicht. Nicht nur die Kurse der Aktien, sondern auch die Kurse von vielen Obligationen gingen in den Keller. Der Grund dafür sind die steigenden Zinsen.
Weil die internationalen Notenbanken angesichts der hohen Inflation gezwungen waren, die Zinsen schnell und stark zu erhöhen, sind auch Obligationen auf breiter Front unter Druck geraten. Weil neue Obligationen angesichts steigender Zinsen mehr abwerfen, als bestehende Obligationen, ziehen Investoren neue Papiere mit höheren Zinsen vor. Entsprechend kommen die Kurse von bestehenden Obligationen unter Druck. Dies hat dazu geführt, dass Ihre Strategiefonds, welche beide einen hohen Obligationenanteil aufweisen, über die rückläufigen Aktienkurse hinaus auch unter den sinkenden Obligationenkursen litten. Selbst viele Immobilienfonds, die in Strategiefonds meist auch enthalten sind, gaben wegen der höheren Zinsen nach. Diese Kombination ist für die Buchverluste verantwortlich.
Wichtiger für Sie ist allerdings die Frage, wie es mit den Fonds weitergeht. Die sinkenden Obligationenkurse haben viele konservative Investoren wie Sie stark verunsichert. Doch in diesem Punkt kann ich Sie etwas beruhigen. Bei steigenden Zinsen sinken zwar die Kurse vieler Obligationen. Doch am Ende der Laufzeit der einzelnen Obligation werden diese wieder zu 100 Prozent zurückbezahlt. Der Kursverlust bei der Obligation wird in der Regel am Ende der Laufzeit ausgeglichen – ausser wenn es bei einem Schuldner zu einem Zahlungsausfall käme. Bei den in Ihrem Fonds enthaltenen Obligationen ist das Risiko dafür indes sehr gering. Sie können somit davon ausgehen, dass sich die Kurse Ihrer Fonds mit der Zeit wieder etwas erholen.
Da die Chancen für eine Erholung der Kurse Ihrer beiden Fonds intakt sind, würde ich die Anteile nicht einfach verkaufen.
Auch bei den Aktien hat es teilweise bereits eine Erholung gegeben. Doch hier kann es jederzeit wieder zu Rückschlägen kommen. Da die Chancen für eine Erholung der Kurse Ihrer beiden Fonds intakt sind, würde ich die Anteile nicht einfach verkaufen. Wenn Sie dies tun, würden Sie Ihre Buchverluste realisieren. Aus den Verlusten auf dem Papier würden reale Verluste für Sie. Ein Verkauf rechtfertigen würde sich, wenn die Fonds schlecht wären und die vom Fonds gehaltenen Papiere nicht werthaltig wären. Dies ist aber bei beiden Fonds nicht der Fall. Darum rate ich Ihnen von einem panikartigen Verkauf ab – vorausgesetzt dass Sie das investierte Geld nicht brauchen und Sie einen Anlagehorizont von mehreren Jahren haben. Dies sollten Sie bei einem Investment in solche Fonds ohnehin haben.
Wichtig dabei ist, dass Sie sich von temporären Rückschlägen, wie Sie es erleben, nicht entmutigen lassen, sondern Ihrer Strategie treu bleiben. Anlegen ist immer mit Risiko verbunden. Wenn man gar keine Kursausschläge riskieren will, muss man sein Geld auf dem Konto liegenlassen. Doch hier bringt es kaum Zins und die Inflation nagt am Wert des Geldes. Auch wenn der Sparbatzen rein in Zahlen auf dem Konto gleich bleibt, verliert man in Zeiten mit einer erhöhten Inflation damit Geld, weil der Wert des Geldes abnimmt. Bekämpfen kann man den negativen Effekt der Inflation nur, indem man sein Geld investiert und im positiven Falle eine Rendite nach Gebühren erreicht, die über der Teuerung liegt. Der Preis dafür sind allerdings das Anlagerisiko, das man trägt, und die Kursschwankungen, die einem in schlechten Börsenjahren Sorgen bereiten können.
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