Corona-Medienkonferenz«Kein Wunschkonzert»: Bürger haben beim Impfstoff keine Wahl
Die Experten von Bund und Taskforce haben sich zur hoch ansteckenden Corona-Mutation und zur Impfkampagne geäussert. Die Pressekonferenz zum Nachlesen.
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Das Wichtigste in Kürze:
Die Pandemie nimmt laut der Covid-Taskforce in der ganzen Schweiz einen «stabilen bis ansteigenden» Verlauf.
Die Belastung für das Gesundheitssystem und die Zahl der täglichen Todesfälle sei in vielen Kantonen nach wie vor hoch.
Es bestehe das Risiko, «dass sich die in Grossbritannien festgestellte Virus-Mutation in den nächsten Tagen und Wochen auch in der Schweiz ausbreitet.»
Die ersten 107'000 Impfstoff-Dosen von Pfizer/Biontech sind in der Schweiz eingetroffen.
«Wir werden am Anfang nicht genügend Dosen haben»
«Sogar wenn die Impfung eine gute Aussicht ist: sie ist kein Grund, nicht so weiterzumachen, wie bisher», sagt Masserey. «Die Impfung wird eine Wirkung zeigen, wenn wir niedrigere Fälle haben als jetzt. Wir werden am Anfang nicht genügend Dosen haben, um alle zu impfen.»
Der Impfstoff habe eine hohe Sicherheit und Effizienz, führt Masserey weiter aus. Der schweizweite Start der Impfungskampagne ist am 4. Januar.
«Die Anzahl der Tests ist hoch. Das ist eine gute Nachticht»
Die Pressekonferenz beginnt. Virgine Masserey übernimmt als Erste das Wort. «Die Situation ist immer noch auf hohem Niveau stagnierend. Die Situation auf den Intensivstationen in der Schweiz ist nach wie vor angespannt», sagt die Leiterin Sektion Infektionskontrolle des BAG bei ihrem kurzen Überblick der Corona-Lage. «Wir müssen weitermachen mit den Massnahmen, damit wir die Fallzahlen senken können.»
Erfreulich ist für Masserey, dass sich aktuell viele Leute auf das Coronavirus testen lassen. «Die Anzahl der Tests ist hoch und leicht steigend. Das ist eine gute Nachticht», sagt Masserey.
Erste Covid-19-Impfdosen in der Schweiz eingetroffen
In der Schweiz ist am Dienstag eine erste Lieferung des Pfizer/Biontec-Impfstoffes gegen Covid-19 eingetroffen. Laut Angaben der Schweizer Armee wurden am Morgen 107'000 Dosen auf dem Landweg geliefert.
Die Dosen seien sicher eingetroffen und an die Armeeapotheke übergeben worden, sagte Armee-Sprecher Stefan Hofer auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Derzeit würden in Zusammenarbeit mit dem Hersteller die nötigen Qualitäts- und Sicherheitskontrollen durchgeführt.
Anschliessend würden die Dosen umgepackt und gemäss den Bestellungen der Kantone in die Regionen verteilt. Zur Logistik will die Armee aus Sicherheitsgründen keine genauen Angaben machen.
Der Transport ist eine Herausforderung. Die Präparate erfordern Temperaturen von bis zu minus 70 Grad Celsius. Die Verteilung der Impfdosen wird gesamtschweizerisch über die Armeeapotheke koordiniert. Der Bund hat bei drei Herstellern insgesamt 13 Millionen Dosen Corona-Impfstoff bestellt.
Lagebeurteilung der Covid-Taskforce
Die Science-Taskforce hat eine aktuelle Beurteilung der epidemiologischen Lage veröffentlicht. Die Pandemie nehme in der ganzen Schweiz einen «stabilen bis ansteigenden» Verlauf, heisst es darin. Der R-Wert befindet sich weiterhin über der kritischen Schwelle von 1.
«Die aktuelle Belastung für das Gesundheitssystem und die Zahl der täglichen Todesfälle ist in vielen Kantonen nach wie vor hoch. Es ist davon auszugehen, dass die durch den Wintersport und die Weihnachtsferien zu erwartende Mobilität und zunehmenden Kontakte zu vermehrten Ansteckungen führen werden», schreibt die Taskforce.
Zudem bestehe das Risiko, «dass sich die in Grossbritannien festgestellte Virus-Mutation mit einer möglicherweise erhöhten Übertragung in den nächsten Tagen und Wochen auch in der Schweiz ausbreitet».
Ansteigender Verlauf in den meisten Regionen
Die Reproduktionszahl liege basierend auf den bestätigten Fällen mit 1,05 in allen Grossregionen deutlich über dem Zielwert von 0,8.
Auch der errechnete Wert basierend auf den Todesfällen (1,01) sowie den Hospitalisationen (0,94) liegt über dem von der Taskforce vorgeschlagenen Wert. Eine Reproduktionszahl von 0,8 würde zu einer Halbierung der Anzahl an Neuinfektionen innerhalb von zwei Wochen führen.
Die kumulierten Fallzahlen der letzten zwei Wochen zeigten regional und kantonal starke Schwankungen auf. So lagen die Fallzahlen pro 100'000 Einwohner zwischen 364 (Obwalden) und 982 (St. Gallen). Während es einzelnen Kantonen oder Regionen gelang, die Epidemie leicht zu bremsen, zeigt der Grossteil einen ansteigenden Verlauf.
Ebenfalls liege die Test-Positivitätsrate deutlich über dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Schwellenwert von 5 Prozent, hiess es weiter.
Übersterblichkeit bei über 65-Jährigen
Die Anzahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen (464 bis 482) und der täglichen Todesfälle (60 bis 91) blieben über die letzten zwei Wochen auf hohem Niveau stabil. Das Bundesamt für Statistik (BFS) wies für die letzten sieben Wochen überall in der Schweiz mit Ausnahme der Genferseeregion eine Übersterblichkeit bei den über 65-Jährigen auf.
Diese Experten informieren heute
Ab 14 Uhr äussern sich Fachexpertinnen des Bundes, der Kantone und der Taskforce zur Corona-Situation. Folgende Personen werden bei der Pressekonferenz anwesend sein:
Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit BAG
Martin Ackermann, Präsident, National COVID-19 Science Task Force
Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF
Christoph Flury, Vizedirektor, Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS
Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte
Adrian Kammer, Leiter Sektion Gesundheitsinformationen und Kampagnen, BAG
Dora Makausz, Leiterin Ressort Querschnittleistungen, SECO
Tanja Stadler, Mitglied der National COVID-19 Science Task Force
BAG meldet 4725 Neuansteckungen
In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag innerhalb von 24 Stunden 4275 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet worden. Gleichzeitig registrierte das BAG 129 neue Todesfälle und 171 Spitaleinweisungen. Am Dienstag vor einer Woche wurden 4271 Neuinfektionen, 187 Spitaleinweisungen und 103 Tote gemeldet.
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Die Positivitätsrate für die vergangenen zwei Wochen lag bei 13,9 Prozent. Im gleichen Zeitraum wurden pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner 657,47 laborbestätigte Coronavirus-Infektionen gemeldet.
Seit Beginn der Pandemie wurden in der Schweiz und in Liechtenstein 3'382'229 Tests auf Sars-CoV-2 durchgeführt, den Erreger der Atemwegserkrankung Covid-19, wie das BAG weiter mitteilte. Insgesamt gab es 418'266 laborbestätigte Fälle von Ansteckungen mit dem Coronavirus.
16'974 Personen mussten bisher wegen einer Covid-19-Erkrankung im Spital behandelt werden. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung belief sich auf 6333. Aufgrund der Kontakt-Rückverfolgung befanden sich laut Angaben des BAG 33'654 Menschen in Isolation und 36'369 Menschen in Quarantäne. Zusätzlich befanden sich 465 Personen in Quarantäne, die aus einem Risikoland heimgekehrt waren.
Kantone fordern besseres Krisenmanagement
Die Kantone fordern im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ein besseres Krisenmanagement zwischen Bund und Kantonen. Sie schlagen ein Führungsorgan auf politischer Ebene vor, das paritätisch zusammengesetzt wird.
Das Führungsorgan soll die geteilte Verantwortung der Staatsebenen «adäquat» abbilden, wie die Konferenz der Kantonsregierungen am Dienstag in einer Mitteilung schreibt. Zu diesem Schluss kamen die Kantone, nachdem sie die Corona-Pandemie im Zeitraum von Februar bis September analysiert hatten.
Das Gremium soll eine umfassende Koordination übernehmen, die Lage regelmässig beurteilen und die Grundlagen für klare und rasche Entscheide des Bundesrates und der Kantonsregierung erarbeiten.
Die Umsetzung der Massnahmen des Bundesrat hätten die Kantone vor grosse Herausforderungen gestellt. Dabei kritisieren sie, dass sie vorab vom Bund zu wenig oder nur mit äusserst knapper Frist angehört worden seien. Neben dem Zeitmangel sei eine Umsetzung auch schwierig gewesen, weil Erläuterungen zu den Verordnungen verzögert publiziert worden seien und es Unklarheiten bei der Auslegung der Regelungen gegeben habe.
«Der Bund hat die kantonalen Verwaltungen beim Vollzug der Massnahmen nicht ausreichend unterstützt», lautet das erst Fazit der Kantonsregierungen. Das Krisenmanagement während der Corona-Pandemie soll im nächsten Jahr umfassend analysiert werden.
Ausgangslage
Nach der raschen Impfstoffzulassung wappnen sich die Kantone für eine nie dagewesene Impfkampagne. Allerdings will sich nur jeder Dritte rasch impfen lassen.
Schweizweiter Impfstart ist der 4. Januar 2021. In einzelnen Kantonen soll bereits früher geimpft werden. Einige nannten konkrete Daten für den Impfstart.
Starten noch in diesem Jahr:
Der Kanton Basel-Stadt beginnt nach Angaben des Gesundheitsdepartements am 28. Dezember mit den ersten Impfungen gegen Covid-19. Geimpft würden in einer ersten Phase Personen ab 65 Jahren mit Wohnsitz in Basel-Stadt sowie Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen.
Falls noch in diesem Jahr Impfstoffe zu Verfügung stehen werden, will der Kanton Basel-Landschaft bereits ab 28. Dezember besonders vulnerable Personen durch mobile Einsatzteams impfen lassen. Das Baselbieter Covid-19-Impfzentrum in Muttenz wird am 4. Januar in Betrieb gehen.
Luzern startet seine Kampagne nach Aussagen des Gesundheitsdirektors am 23. Dezember. Laut Martin Pfister, Präsident der Zentralschweizer Gesundheitsdirektoren-Konferenz (ZGKD), wollen die anderen Zentralschweizer Kantone Uri, Schwyz, Zug und Obwalden sobald wie möglich mit Impfen beginnen.
Der Kanton Freiburg startet nach Angaben der Gesundheitsdirektion am 28. Dezember mit dem Impfprogramm in Heimen. Am 15. Januar soll das erste öffentliche Impfzentrum den Betrieb aufnehmen.
Das Wallis beginnt nach Weihnachten mit den Covid-19-Impfungen von Risikopersonen. Nach Angaben von Staatsrätin Esther Waeber-Kalbermatten ist als Starttermin der 28. Dezember geplant.
Schweizweiter Impfstart:
Zürich beginnt ab dem 4. Januar mit den Corona-Impfungen. Als erste Bevölkerungsgruppe werden die Zürcherinnen und Zürcher ab 75 Jahren geimpft.
Der Kanton Aargau will ab dem 5. Januar mit den Impfungen beginnen. Damit folgt der Kanton dem vom Bund vorgezeichneten Weg. Es gibt Impfzentren in den Kantonsspitälern Aarau und Baden sowie mobile Einheiten.
Das Tessin meldete am Wochenende einen Impfstart für den 4. Januar 2021.
Mit dem Impfen beginnen will auch der Kanton Jura am 4. Januar, allerdings erst bei besonders vulnerablen – verwundbaren – Personen, zum Beispiel in Alters- und Pflegeheimen. Das kantonale Zentrum wird nach Einschätzung der Behörden nicht vor dem 18./20. Januar startklar sein.
St. Gallen startet seine Impfkampagne am 4. Januar in den Alters- und Pflegeheimen.
Auch im Kanton Glarus geht es am 4. Januar los mit der Impfung gegen das Coronavirus, und zwar im gleichnamigen Hauptort.
In Appenzell-Ausserrhoden wird ab dem 4. Januar geimpft – zuerst in Alters- und Pflegeheimen.
Mitte Januar:
Bern beginnt mit den Impfungen am 11. Januar 2021 in den Zentren Bern-Insel, Bern-Wankdorf, Tavannes, Thun und Interlaken. Am 14. Januar wird das Impfzentrum in Burgdorf eröffnet, am 18. Januar werden jene in Biel und Langenthal starten. In Langnau im Emmental wird es am 25. Januar soweit sein.
Im Kanton Waadt geht es offiziell am 11. Januar los. Der Kanton prüfte am Montag, ob er den Termin vorziehen will.
Genauer Impfstart noch unklar:
Neuenburg hat den 4. Januar im Visier, will aber den Start der Kampagne eventuell vorziehen.
Planung und Vorbereitung im Kanton Solothurn sind laut der Sprecherin des Regierungsrates auf die Woche ab dem 4. Januar ausgerichtet.
Der Kanton Nidwalden geht davon aus, dass er mit den Corona-Impfungen in den ersten beiden Januarwochen beginnen kann. Voraussichtlich wird nicht in Impfzentren, sondern dezentral in Arztpraxen geimpft.
Graubünden bereitet sich auf einen Impfstart Mitte Januar vor, wie die Kommunikationsstelle mitteilte.
Der Kanton Genf will am Dienstag mitteilen, wann er seine Kampagne zu starten gedenkt.
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