Geldblog: Im ZockerparadiesSind Penny-Stocks attraktiv?
Aktien, die weniger als einen Franken kosten, sind bei manchen Tradern sehr beliebt. Die Vor- und Nachteile solcher Papiere.
In den letzten Wochen sind die Kurse der Swiss Steel Group, ehemals Schmolz+Bickenbach, recht stark gestiegen, die Handelsvolumina allerdings verharrten auf tiefem Niveau. Können Sie sich einen Grund für diese Kurssteigerung vorstellen? Leserfrage von A.M.
Eindeutige Gründe für die Kursauschläge beim schwer angeschlagene Stahlkonzern Schmolz+Bickenbach gibt es nicht. Zwar hatte sich das Unternehmen mit dem Segen der ausserordentlichen Generalversammlung einen neuen Namen gegeben und wird seither an der Börse unter Swiss Steel Holding gehandelt. Auch hatten die Aktionäre eine Halbierung des Nennwerts auf 0,15 Franken je Aktie bewilligt, wobei die Nennwertreduktion ohne Ausschüttung von Eigenkapital an die Aktionäre erfolgte. Der Betrag der Nennwertreduktion wurde den Reserven zugewiesen und zwecks der Beseitigung der Unterbilanz per 31. Juli verrechnet, womit der Weg frei wurde für eine Kapitalerhöhung unterhalb des vorherigen Nennwerts von 30 Rappen. Dies allein rechtfertigt aber kaum die Kursausschläge, zumal der Stahlproduzent unter einem Umsatzeinbruch leidet, rote Zahlen schreibt und wegen der Coronakrise zusätzlich mit enormen Unsicherheiten konfrontiert ist.
Grund für die Kursbewegungen ist aus meiner Sicht die Tatsache, dass die frühere Schmolz+Bickenbach und heutige Swiss Steel bei Tradern als Penny-Stock beliebt ist. Schon mit kleinen Volumen lässt sich bei diesen Papieren der Kurs bewegen. Auch ohne News kommt es bei solchen Aktien, die weniger als einen Franken und oft nur ein paar Dutzend Rappen kosten, zu Kurskapriolen.
Zwar locken für Zocker dank der Kursausschläge regelmässig Gewinne. Ebenso möglich ist aber, dass man alles verliert.
Ähnliche Entwicklungen sehen wir bei anderen Penny-Stocks wie Relief Therapeutics. Diese testet ein Medikament mit dem Namen Aviptadil gegen Covid-19 und gehört zu den Stars unter den Schweizer Penny-Stocks, nachdem sich der Kurs vervielfacht hat. Die bislang vorgewiesenen Studienresultate sind jedenfalls vielversprechend. Dies bedeutet indes noch keineswegs, dass die kleine Schweizer Firma mit ihrem Coronamedikament wirklich Erfolg haben wird. Als Spekulationsaktie ist Relief allerdings besonders beliebt.
Zu den klassischen Schweizer Penny-Stocks zählt auch Evolva. Das von Evolva entwickelte Hauptprodukt Eversweet, ein kalorienfreier Zuckerersatz, der anders als viele künstliche Süssstoffe keinen bitteren Nachgeschmack hat, hat vielversprechende Geschäftsaussichten, zumal auch schon eine Partnerschaft mit dem Coca-Cola-Zulieferer Cargill besteht. Nur schon dies zeigt, dass das Marktpotenzial enorm ist. Auch die anderen Produkte, das Nahrungsergänzungsmittel Resveratol und das zur Schädlingsbekämpfung eingesetzte Nootkaton, bieten Chancen. Auf der Gewinnebene bleibt der Erfolg aber aus. Die Evolva-Aktie sind hoch spekulativ. Das Gleiche lässt sich von einem weiteren Penny-Stock, nämlich von den Papieren der Aryzta sagen. Der tief in der Krise steckende Backwarenkonzern wird immer mal wieder als Übernahmekandidat genannt. Hier wettet man letztlich auf einen Turnaround, der aus meiner Sicht mit der neuen Führung durchaus möglich scheint.
Dennoch, ob Swiss Steel, Relief, Evolva oder Aryzta: Sie alle sind nur noch spekulative Penny-Stocks, die an der Schweizer Börse oft ohne grosse News enorme Kurskapriolen vollziehen. Für Trader, die höchste Risiken auf sich nehmen können und wollen, bietet dies Chancen. Wer keine hohen Risiken in Kauf nehmen kann und will, sollte von solchen Papieren die Finger lassen. Faktisch setzt man bei solchen Aktien auf alles oder nichts. Zwar locken für Zocker dank der Kursausschläge regelmässig Gewinne. Ebenso möglich ist aber, dass man mit diesen Papieren alles verliert.
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