Papablog: Ein Hoch auf die SelbstbetreuungSieben Vorteile des Kita-Verzichts
Kosten, Seuchen und heilige Kaffeepausen: Warum Blogger Tschannen auch ohne externe Betreuung ziemlich glücklich ist.
Wir wohnen in der Pufferzone zwischen Stadt und Land. Da wo sich die SVP und die SP im Gemeindepräsidium alle paar Jahre den Schlüssel übergeben. Hier gilt für die Krankenkasse die teure städtische Prämienregion, aber wenn wir kurz vor Ladenschluss einkaufen müssen, gehen wir in die Landi. Drei Minuten in eine Richtung und wir stehen inmitten von Hochhäusern. Drei Minuten in die andere Richtung und wir stehen mit beiden Beinen tief in Haldimanns Misthaufen.
Ähnlich sieht es auch mit unseren Bekanntschaften aus. Und mit deren Kinderbetreuung. Erfahren Freunde in der Stadt, dass wir für unsere Kinder keinerlei familienexterne Betreuung haben, fällt ihnen vor Schreck fast das Monokel aus dem Gesicht. Für Freunde auf dem Land ist es hingegen völlig normal, dass die Kleinsten zu Hause sind. Wer soll denn sonst den Traktor fahren?
Ich will nicht werten. Jede Familie muss ihr Modell finden und verschiedene Gründe führen zum Entscheid für oder gegen eine externe Betreuung. So auch bei uns. Klar nehmen wir ohne Kita, Tagesschule, Zofe oder Grosseltern einige Nachteile in Kauf. Aber es gibt halt auch viele Vorteile. Um die soll es heute gehen.
Keine Kita-Kosten. Wir sparen so viel Geld, dass wir den Brecht mit der edelsteinbesetzten Mercedes G-Klasse in die Schule fahren könnten. Könnten! Wenn wir nicht für die Kinderbetreuung unser Arbeitspensum derart hätten reduzieren müssen, dass es nicht einmal fürs Busticket reicht. So muss der Brecht halt barfuss zur Schule laufen.
Wir verpassen nichts. Das neue Wort, die frisch erlernte Fähigkeit erzählt uns nicht der Kita-Betreuer oder das Grosi am Abend beim Abholen. Wir kriegen alles live mit und filmen es in Full HD – um es dem Grosi zu whatsappen. Bei Beebers ist das sehr niedlich. Der Brecht hingegen erzählt denselben Witz manchmal so oft, dass ich mir wünsche, er würde ihn auch mal in der Tagesschule oder gegenüber der Nanny performen.
Unsere Kita hat nie Betriebsferien, so wie auch wir nie Ferien haben. (Das ist die siebte Zeile aus dem «Vater unser für Selbstbetreuer». Siehe unten.)
Wir müssen nicht unseren ganzen Tagesplan umstellen, weil eins der Kinder krank ist, Maximilian-Jason die Beulenpest in die Kita geschleppt hat oder Grossvati Risikogruppe einer Pandemie ist. Anderer Leute Notfallprogramm ist unser Alltag.
Überhaupt schleppen unsere Kinder nicht dauernd Seuchen nach Hause und stecken uns damit an. Dieser Punkt ist so grossartig, dass ich ihn nicht einmal durch eine sarkastische Bemerkung abwerten möchte. Ernsthaft, wir hatten alle noch nie Magen-Darm. Wie toll ist das denn bitte? Ich klopfe auf den Toilettendeckel, dass es so bleibt.
Wir können ohne fremde Einflüsse den Kindern unsere Werte vermitteln, um sie optimal auf diese Welt vorzubereiten. Wichtige Werte wie «seid bitte mal still, Papa muss telefonieren» oder «Mama möchte einfach mal in Ruhe einen Kaffee trinken».
Allgemein können wir einfach total viel Zeit mit unseren wunderbaren Kindern verbringen. Das ist sehr schön. Meistens … Oft. (Hilfe!)
Vater unser für Selbstbetreuer
Vater unser zu Hause,
gerufen wurde dein Name.
Du sollst kommen,
der Kinder Willen geschehen lassen.
Eins isst Schimmel, das andere Erde.
Die Rinde vom Brot entferne uns heute!
Unsere Kita hat nie Betriebsferien,
wie auch du nie Ferien hast.
Und zwinge uns nicht, vom Gekochten zu versuchen,
sondern erlöse uns vom Gemüse.
Denn du bist die Kita und der Hort,
unsere Betreuung auf Ewigkeit.
Harhar!
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