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Caldor-Feuer in Kalifornien
Sie flohen vor Corona an den Badesee – dann kamen die Waldbrände

Die Waldbrände zerstören ein Haus in South Lake Tahoe: Der bekannte Touristenort ist durch ein gewaltiges Feuer bedroht.
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Wegen eines riesigen Waldbrands in der Nähe der beliebten Touristengegend des Lake Tahoe im US-Bundesstaat Kalifornien sind Tausende Menschen aus ihren Häusern geflohen. Am Montag zog das sogenannte «Caldor Fire» in Richtung South Lake Tahoe, dem wichtigsten Ferienort in dem bekannten Urlaubsgebiet an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada. Die Menschen fanden sich umhüllt von dichtem Rauch inmitten des sonst so idyllischen Bergpanoramas der Sierra Nevada wieder.

Das «Caldor Fire» wütet seit Mitte August im Norden Kaliforniens und hat bereits mehr als 700 Quadratkilometer Fläche verwüstet und Hunderte Gebäude zerstört. Es breitete sich schnell im Eldorado National Forest aus. Seit einer Woche hängen dichte Rauchschwaden über den Touristenorten rund um den Lake Tahoe.

Rauch statt Wassersport: Das Vergnügungsmekka für die Reichen und Schönen Kaliforniens ist geschlossen, wegen der Waldbrände mussten die Menschen die Region verlassen.

Am Wochenende hatte sich das Feuer dann in das idyllische Urlaubsgebiet vorgefressen. «Wir haben nun immer grössere und destruktivere Brände», sagte Feuerwehrchef Chris Anthony am Montag. Die anhaltende Dürre und die Auswirkungen des Klimawandels verschärften die Situation.

Mehr als 3700 Feuerwehrleute sind im Einsatz, doch der Brand war am Montagabend erst zu 15 Prozent unter Kontrolle. Fast 500 Häuser in der Bergregion wurden bereits zerstört, wie die Behörden mitteilten. Die Feuerwehr verwies auf gefährliche Bedingungen wegen extrem trockener Vegetation und heftiger Winde.

Das Caldor-Feuer hat schon über 500 Häuser zerstört, obwohl Tausende Feuerwehrleute unermüdlich gegen die Flammen kämpfen.

Die Umweltbehörden warnen seit Wochen vor ungesunder Luftqualität. In der «New York Times» berichten viele Bewohner, dass das Atmen immer schwieriger werde. Die Feuer haben eine Gegenbewegung zur letztes Jahr gestarteten Corona-Landflucht ausgelöst.

Damals zogen viele Stadtmenschen aus San Francisco und anderen Orten an den Lake Tahoe – die wohlhabenderen Kalifornier suchten hier Ruhe und Freiheiten. Sie trieben dabei die Häuserpreise in schwindelerregende Höhen, innert Monaten verteuerten sich die Immobilien um 30 Prozent und der Durchschnittspreis für ein Heim am See stieg auf über eine Million US-Dollar.

Viele Menschen wollten weg vom Corona-Stress mit allen Einschränkungen in der Grossstadt, doch nun ist auch hier Maskentragen empfohlen. Nicht wegen der Viren, sondern wegen des Rauchs.

Die teuren Häuser stehen nun leer, gemäss «New York Times» haben viele der Neuzuzüger am See Zuflucht bei Freunden oder Verwandten in San Francisco, Sacramento oder San José gesucht. Und sie fragen sich nun, wohin sie noch gehen sollen, wenn überall Natur- und Viruskatastrophen lauern.

Chaotische Evakuation

Und auch jene, die bleiben wollen, müssen gehen. «Gestern Abend um 22 Uhr klopfte es an meine Tür und ich wurde gewarnt, mich bereitzuhalten», sagte Corinne Kobel aus South Lake Tahoe der Zeitung «Sacramento Bee». «Heute Morgen um 10 Uhr hat uns die Polizei rausgeschmissen», sagte die aufgelöste Kobel weiter. Mit ihr waren rund 22’000 andere Menschen in South Lake Tahoe aufgefordert worden, die Gegend zu verlassen, vielen nahmen nicht mehr mit, als die Kleider, die sie gerade trugen.

Stundenlanger Stau bei der Flucht aus der Idylle: Rund 22’000 Menschen wurden zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert, die Strassen waren im Nu verstopft.

Eine Karawane von Autos und Wohnmobilen verstopfte daraufhin die Hauptstrassen, es kam zu stundenlangen Staus. Zu denjenigen, die auf der Strasse festsassen, gehörte der 74-jährige Mel Smothers. Er vertrieb sich die Zeit im Stau mit Geigenspielen.

Es sei das erste Mal, dass ihn die Waldbrände vertrieben hätten, sagte Smothers, der seit den 1970er-Jahren in Tahoe lebt. «Aber es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Das ist ein Paradies, aber Sie wissen, dass sich Lake Tahoe durch die jüngsten Brände verändert hat», sagte er. «So wird es von nun an sein. Jedes Jahr haben wir jetzt diese Brände.»

Aus der Traum am Santa Claus Drive, auch die Bewohner von Meyers im El Dorado County mussten vor den Flammen fliehen. 

Einige langjährige Bewohnerinnen und Bewohner der Region stehen mit gepackten Koffern an der Strasse, haben aber kein eigenes Auto, um zu fliehen. «Die Evakuation ist etwas chaotisch», sagt eine Frau zum «Guardian». Sie habe gehört, dass die Shuttlebusse für Menschen ohne Auto gar nicht mehr fahren würden. Nun wundern sie sich, wie sie wegkommen sollen – und wohin sie überhaupt gehen könnten.

Nur einer von vielen Bränden

Der Lake Tahoe ist für sein klares Wasser und sein wunderschönes Bergpanorama bekannt. Im Sommer fahren Hunderte Boote auf dem See, wer etwas auf sich hält, besitzt hier ein Ferienhaus. Die umliegenden Gebiete bieten eine spektakuläre Landschaft, darunter mit den Skidestinationen Squaw Valley und Heavenly Valley einige der beliebtesten Wintersportgebiete im Westen der USA.

Noch einmal davongekommen: Das Caldor-Feuer hat auch rund um das Sierra-at-Tahoe-Skigebiet gewütet, die Infrastruktur und die Gebäude im Tal wurden aber verschont.

Der Nationalpark El Dorado ist nun aber für Wanderer und andere Besucher gesperrt. Die Schliessung ist zunächst bis Ende September vorgesehen.

Das Caldor-Feuer ist jedoch nur einer von vielen Bränden in der gesamten Region, die die Ressourcen der örtlichen Feuerwehrleute überfordern. Tausende Einsatzkräfte sind an der Bekämpfung der Brände beteiligt, die nicht nur um den Lake Tahoe wüten. Weiter nördlich hat das riesige «Dixie Fire» in den sechs Wochen seit seinem Ausbruch mehr als 2800 Quadratkilometer Land verwüstet.

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Zwar sind Waldbrände in Kalifornien keine Seltenheit. Eine lang anhaltende Dürreperiode sowie fortwährende Hitze, die laut Experten auf den Klimawandel zurückzuführen ist, hat grosse Teile des Westens der USA in diesem Jahr aber besonders anfällig für Waldbrände gemacht.

Bis Ende Juli wurden in Kalifornien bereits 250 Prozent mehr Fläche durch Brände zerstört als 2020. Dabei galt das vergangene Jahr bisher als das schlimmste in der jüngeren Geschichte des Westküstenstaats.

Eine Satellitenaufnahme zeigt das Ausmass der Brände an der Grenze von Kalifornien und Nevada.

Für die Bewohnerinnen und Bewohner hat sich das Leben damit grundlegend verändert. Eine Frau, die seit Jahrzehnten in der Region wohnt, sagte der «New York Times», dass ein Aufenthalt draussen kaum mehr möglich sei. Die Sonne habe sie vor lauter Rauch seit Wochen nicht mehr richtig gesehen. Statt an der frischen Luft zu joggen, müsse sie nun ins Fitnesscenter, obwohl sie wegen Corona eigentlich lieber nicht in Innenräumen sei.

«Wäre es nur für einen Sommer, würde ich das wegstecken», sagt sie. «Aber das ist es nicht.» Sie realisiere nun, dass dies die Zukunft sei, dass es wohl jedes Jahr von Juli bis September so werde. «Viele der Neuzuzüger fragen sich, ob sie gerade einen riesigen Fehler gemacht haben. Und ich frage mich, ob ich noch hier leben kann und will.»

Verzweifelte letzte Rettungsversuche: Kurz vor dem Evakuierungsbefehl entfernen Bewohner die Vegetation rund um ihre Häuser, um den Flammen die Nahrung zu nehmen. 

SDA//anf