Kolumne zum Ende der SessionEggers Einsicht, Candinas’ Ambitionen und ein missglückter Fondue-Abend
Die Session ist durch, die Politiker sind es auch. Sie fragen komische Sachen und entscheiden sich doch für die Liebe. Der etwas andere Rückblick.
Liebe verändert die Perspektive. Manchmal für immer, manchmal nur für einen beglückenden, irren Moment.
Das gilt auch für Nationalräte. Jüngstes Beispiel: SVP-Politiker Mike Egger. Der ist seit kurzem mit Lisa Vincenz zusammen, der Co-Präsidentin der St. Galler FDP-Frauen. Der «Blick» berichtete exklusiv über das «Traumpaar aus der Ostschweiz» und Egger sagte: «Neben der Politik verbindet uns sicher die Passion für das Wandern in der Schweiz.»
Gut zu wissen! Die Politik verbindet die beiden nicht nur, sie trennt sie auch manchmal. Vincenz ist regelmässig in der Berner Wandelhalle anzutreffen. Sie ist persönliche Mitarbeiterin (und Tochter) von FDP-Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher. Diese hatte diese Woche ihren grossen Auftritt mit ihrem bisher grössten Projekt: Vincenz-Stauffacher ist eine der treibenden Kräfte hinter der Individualbesteuerung, die am Mittwoch knapp beschlossen wurde.
SVP stimmt Nein, Mike Egger stimmt Ja
Es gab viele Abstimmungen zu vielen Teilfragen. Eines war immer gleich: Die SVP war dagegen.
Mit einer Ausnahme. Als es um den Zeitpunkt des Inkrafttretens ging, stimmte die Mehrheit der SVP wie immer Nein, ausser einer: Mike Egger. Ein Versehen? Ein romantischer Gruss an die Schwiegermutter? Oder vielleicht doch ein längerfristiger Perspektivenwechsel?
Gesprächsstoff für die nächste gemeinsame Wanderung. SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi fand es übrigens weniger glatt, dass Egger romantisierend ausscherte. Aber wer liebt, der muss Opfer bringen!
Ein Opfer brachten auch einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer des traditionellen Gastrosuisse-Abends. Ihnen war schlecht. Speiübel. Zum K… Mehrere Nationalrätinnen und Nationalräte sahen am Tag nach dem Gastro-Event noch bleicher aus als sonst. Der Käse sei seltsam gewesen, meinten einige, er habe so lustige Fäden gezogen. Andere studierten an der Getränkewahl herum. Vielleicht war die dritte Flasche Weisser tatsächlich schlecht gewesen.
Andreas Glarner bleibt dran
SVP-Nationalrat Andreas Glarner kam diese Session kaum in der Zeitung vor. Dabei versuchte er es auf alle möglichen Arten. Glarner, der sich als Enthüllungsnationalrat versteht und gern die Adressen und Telefonnummern von unbescholtenen Bürgern ins Internet stellt, versuchte, via Parlamentsdienste an die nächste Skandalliste zu kommen. Dem Vernehmen nach, so formulierte er es in der Fragestunde, solle das «absolut neuwertige» Inventar des Sitzungszimmers 301 ersetzt werden. Er fragte: «Wer hat dies entschieden? (Bitte namentliche Auflistung).»
In der Antwort stellte sich dann heraus, dass das Inventar so alt ist, dass es keine Ersatzteile mehr dafür gibt und darum ersetzt werden muss. He nu.
Doch Glarner bleibt dran. Dem Vernehmen nach geht er in der nächsten Session den Wirren um das Sitzungszimmer 345 auf den Grund: Wer hat das Zimmer das letzte Mal so schlecht gewischt? (Bitte namentliche Auflistung).
Gewisse Gerüchte halten sich so hartnäckig, dass sie im Bundeshaus zum Common Sense werden. Zum Beispiel, dass Mitte-Nationalrat Martin Candinas zu Höherem berufen ist. Als es um die Finanzierung der SBB ging, vertrat Candinas einen Minderheitsantrag, der direkt von den Bahnen stammte. Worauf SVP-Nationalrat Christian Imark folgendermassen konterte: «Ich gehe davon aus, Herr Nationalrat Candinas, dass Sie ein solches Verhalten der Bundesbahnen auch nicht akzeptieren werden, wenn Sie dereinst Bundesrat sind.»
Teilweise Heiterkeit.
Teilweise richtig übersetzt wurde der Name von SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr. Auf einer FDP-Vorstoss-Vorschau für die eigene Fraktion wurde eine Motion von ihr einer gewissen Frau «Bonne année» zugeordnet.
In diesem Sinne: Einen guten Bonschuur!
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