News-Ticker zur Explosion in Beirut+++ Schweizer Experten-Team hat Arbeit im Libanon aufgenommen +++ Das FBI hilft bei den Ermittlungen
Zwanzig Fachleute aus der Schweiz prüfen in Beirut die Stabilität der öffentlichen Gebäude und Spitäler. Die News im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze:
- Am 4. August ist es in der libanesischen Hauptstadt Beirut zu einer schweren Explosion gekommen.
- Mindestens 171 Menschen wurden getötet, mehr als 6000 Personen sind verletzt, 300'000 haben ihren Wohnsitz verloren.
- Als Ursache gilt ein Ammoniumnitrat-Lager, das offenbar schon jahrelang existiert und für das keine speziellen Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden sind.
- Die libanesische Regierung ist am Montag zurückgetreten.
Vertieft zum Thema haben wir:
Die Explosion von Beirut besiegelt Libanons Kollaps
So gewaltig war die Explosion in Beirut im Vergleich
Warum Ammoniumnitrat so gefährlich ist
Die verheerendsten Explosionen der letzten Jahrzehnte
Kommentar – Die organisierte Verantwortungslosigkeit
Stimmen aus Beirut – «Die tiefste Hölle einer Apokalypse»
Die Auswirkungen der verheerenden Explosion in Karten
Libanon am Abgrund – Explosion kappt wichtigsten Versorgungsweg
Minister: 30 Tote und 2500 Verletzte bei Explosion in Beirut
Bei der schweren Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut sind am Dienstag mindestens 30 Menschen getötet und weitere 2500 verletzt worden. Das sagte Gesundheitsminister Hassan Hamad zu Reportern vor einem Krankenhaus.
Der Generalsekretär des libanesischen Roten Kreuzes, Georges Kettaneh, berichtete der Deutschen Presse-Agentur ebenfalls von mehr als 2000 Verletzten.
Schweizer Botschafterin leicht verletzt
Bei der Detonation wurde auch die Schweizer Botschafterin Monika Schmutz leicht verletzt. Dies bestätigt das EDA gegenüber dem «Blick». Schmutz sei für weitere Abklärungen ins Spital gebracht worden. Die Druckwelle der gewaltigen Explosion habe auch die Botschaft selbst sowie die Residenz der Botschafterin beschädigt. Die anderen Botschafts-Angestellten seien wohlauf. Eine Mitarbeiterin habe noch nicht kontaktiert werden können.
Explosion war in Zypern zu spüren
Die gewaltige Explosion in Beirut war auch in Zypern, über 200 Kilometer entfernt, zu spüren. Das berichteten lokale zypriotische Medien am Dienstagabend.
Israel dementiert Zusammenhang mit Detonation
In den Sozialen Medien kursierten Kommentare, dass Israel einen Anschlag auf Beirut verübt habe. In den vergangenen Tagen war es im Grenzgebiet mit Israel zu bewaffneten Auseinandersetzungen gekommen. Israels Luftwaffe hatte noch in der Nacht iranische Ziele in Syrien bombardiert.
Die Regierung Netanyahus liess gemäss Associated Press verlauten, dass Israel «nichts mit der Explosion zu tun habe.» In den Tagen zuvor hatte nach israelischen Angaben ein Kommando der von Iran unterstützten Schiitenmiliz Hisbollah versucht, nach Israel einzudringen. (Moritz Baumstieger, Paul-Anton Krüger)
US-Präsident Trump ist informiert
Eine Sprecherin des Weissen Hauses, Alyssa Farah, erklärte auf Twitter, US-Präsident Donald Trump sei über die Situation unterrichtet. Man bete «für die Sicherheit der Menschen im Libanon». Trump-Sprecherin Kayleigh McEnany sagte, man beobachte die Situation «genau».
Dringende Gespräche gefordert
Regierungschef Hassan Diab erklärte den Mittwoch zum Tag landesweiter Trauer in Gedenken an die Opfer. Präsident Michel Aoun berief eine Dringlichkeitssitzung des Nationalen Verteidigungsrats ein.
Rotes Kreuz ruft «dringend» zum Blutspenden auf
Das libanesischen Roten Kreuz ruft die Menschen auf Twitter «dringend» dazu auf, im Zusammenhang mit der Explosion in Beirut Blut zu spenden.
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Die örtlichen Spitäler werden Medienberichten zufolge von Patienten überrannt. «Ich kann sagen, dass es Hunderte Verletzte gibt, aber keine klare Zahl», sagte der Generalsekretär des libanesischen Roten Kreuzes, Georges Kettaneh, am Abend der dpa.
Gouverneur zieht Vergleich zu Hiroshima
Der Gouverneur der libanesischen Hauptstadt spricht in einem Fernsehinterview kurz nach der Explosion von einer «nationalen Katastrophe, vergleichbar mit Hiroshima». (Moritz Baumstieger, Paul-Anton Krüger)
Stellungnahme der UNO in New York
«Wir haben keine Informationen darüber, was genau passiert ist» und was der Auslöser war, ob es ein Unfall oder ein herbeigeführter Akt war», sagte ein UN-Sprecher kurz nach der Tat am Dienstag in New York. «Zu diesem Zeitpunkt sind unsere Gedanken bei den Menschen im Libanon. Was auch immer passiert ist: Wir hoffen, dass der Schaden begrenzt ist und dass die Sicherheit des libanesischen Volkes garantiert ist.»
Spekulationen über mögliche Hintergründe
Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, am Hafen sei in einem Lagerhaus in Nähe mehrerer Getreidespeicher ein Feuer ausgebrochen. Den ersten Einschätzungen libanesischer Offizieller zufolge war die Explosion hingegen auf den Brand in einer Fabrik für oder einem Lager von Feuerwerkskörpern zurückzuführen.
Einige politische Beobachter glaubten wegen der Größe der Explosion hingegen nicht an einen Unfall, tippten eher auf einen Luftangriff oder auf die Detonation einer Bombe. In den vergangenen Tagen war es im Grenzgebiet mit Israel zu bewaffneten Auseinandersetzungen gekommen. Die israelische Luftwaffe hatte noch in der Nacht iranische Ziele in Syrien bombardiert. Israelische Medien zitierten namentlich nicht genannte hochrangige Regierungsmitarbeiter mit der Aussage, das Land habe nichts mit dem Vorfall zu tun. In den Tagen zuvor hatte nach israelischen Angaben ein Kommando der von Iran unterstützten Schiitenmiliz Hisbollah versucht, nach Israel einzudringen.
Zusammenhang mit dem Fall Hariri?
Auch wird für Freitag ein brisantes Gerichtsurteil erwartet: Ein Sondertribunal der Vereinten Nationen will dann sein Verdikt über vier Mitglieder der Hisbollah verkünden, die verdächtigt werden, vor 15 Jahren bei dem Bombenattentat auf den damaligen Premier Rafik Hariri beteiligt gewesen zu sein. Diese These befeuerten noch unbestätigte Berichte von einer zweiten Explosion in der Nähe des Hauptquartieres der Partei Zukunftsbewegung, der Hariris Sohn vorsteht. Saad Hariri, der das Land nach dem Tod seines Vaters viele Jahre als Premier führte, bis er im Herbst 2019 zurücktrat, sei jedoch unverletzt geblieben.
Libanon durchleidet derzeit ohnehin eine Phase großer Instabilität: Die gravierendste Wirtschafts- und Finanzkrise seit Ende des Bürgerkrieges Jahr 1990 hat den Staat an den Rande des Bankrotts geführt. Die Inflation und die Arbeitslosigkeit stiegen zuletzt rapide, selbst die einst breite Mittelklasse droht zu verarmen. Die Regierung konnte sich trotz dringend benötigter Kredite nicht auf Reformen einigen, von denen etwa der Internationale Währungsfonds seine Hilfe abhängig macht. Wegen der bescheidenen Bilanz seiner Kabinettskollegen trat am Montag Außenminister Nassif Hitti nach nur sechs Monaten im Amt zurück, seither droht dem Land zusätzlich eine Regierungskrise. (Moritz Baumstieger, Paul-Anton Krüger)
Armee im Einsatz
Die libanesische Armee half dabei, Verletzte in Krankenhäuser zu bringen. Bürger wurden aufgerufen, Blut zu spenden. Im Internet kursierten Fotos von zerstörten Fenstern an Wohnhäusern und Trümmern auf den Strassen. Dutzende Autos wurden beschädigt. Ein Polizist sagte, die Schäden erstreckten sich kilometerweit.
Kurz nach der Explosion fielen Telefon und Internet in der Stadt aus. «Wir sassen in unserem Wohnzimmer, und plötzlich fielen uns die Wand und Glas auf den Kopf», sagte ein Anwohner namens Rumi.
Berichte über Verletzte und Opfer
Über die Zahl der Opfer und das Ausmass der Schäden herrschte zunächst Unklarheit. Der libanesische Gesundheitsminister Hamad Hassan sagte dem Sender LBC, es gebe eine «sehr hohe Zahl» Verletzter. Dem Fernsehsender Al-Majadin zufolge ging die Zahl in die Hunderte. Wie Sicherheits- und Rettungskräfte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagen, sind mindestens zehn Personen getötet worden.
Das libanesische Rote Kreuz ist mit 30 Teams im Einsatz. Augenzeugen berichteten von Leichen auf den Strassen. Eine offizielle Bestätigung für mögliche Todesopfer gab es am Abend zunächst nicht.
Explosion in Beirut
In der libanesischen Hauptstadt Beirut ist es am Dienstag zu einer schweren Explosion gekommen. Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete von einer starken Erschütterung im Stadtzentrum und von grossen Schäden. Durch die Wucht der Explosion, die sich am Hafen der Küstenstadt ereignete, gingen zahlreiche Fenster zu Bruch. Über der Stadt stieg eine grosse Rauchwolke auf. Teils gab es Berichte über zwei aufeinanderfolgende Explosionen.
Augenzeugen verbreiteten im Internet Fotos von zerstörten Fenstern an Wohnhäusern und Trümmern auf den Strassen. Auch die Schnellstrasse auf dem Weg zum Hafen war mit Glasscherben übersäht. Dutzende Autos wurden beschädigt. Die libanesische Armee half dabei, die Verletzten in Krankenhäuser zu bringen.
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sda/reuters/red
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