News-Ticker zur Explosion in Beirut+++ Schweizer Experten-Team hat Arbeit im Libanon aufgenommen +++ Das FBI hilft bei den Ermittlungen
Zwanzig Fachleute aus der Schweiz prüfen in Beirut die Stabilität der öffentlichen Gebäude und Spitäler. Die News im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze:
- Am 4. August ist es in der libanesischen Hauptstadt Beirut zu einer schweren Explosion gekommen.
- Mindestens 171 Menschen wurden getötet, mehr als 6000 Personen sind verletzt, 300'000 haben ihren Wohnsitz verloren.
- Als Ursache gilt ein Ammoniumnitrat-Lager, das offenbar schon jahrelang existiert und für das keine speziellen Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden sind.
- Die libanesische Regierung ist am Montag zurückgetreten.
Vertieft zum Thema haben wir:
Die Explosion von Beirut besiegelt Libanons Kollaps
So gewaltig war die Explosion in Beirut im Vergleich
Warum Ammoniumnitrat so gefährlich ist
Die verheerendsten Explosionen der letzten Jahrzehnte
Kommentar – Die organisierte Verantwortungslosigkeit
Stimmen aus Beirut – «Die tiefste Hölle einer Apokalypse»
Die Auswirkungen der verheerenden Explosion in Karten
Libanon am Abgrund – Explosion kappt wichtigsten Versorgungsweg
Schweiz entsendet Experten-Team nach Beirut
Nach der verheerenden Explosion in Beirut ist am Donnerstag ein Expertenteam der Schweiz in die libanesische Hauptstadt geflogen. Die Schweiz reagiert damit auf den internationalen Hilfsappell der libanesischen Behörden, wie das EDA mitteilte.
Das Expertenteam besteht aus Mitgliedern des schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) und einem Spezialisten des Krisenmanagementszentrums. Auch Bauingenieurinnen und -ingenieure, Logistikfachleute, ein Telekomunikationsspezialist sowie eine Psychologin sind unter den entsandten Fachleuten.
Sie sollen nach Angaben des Eidgenössischen Departements für äussere Angelegenheiten (EDA) in Beirut unter anderem die Stabilität von Gebäuden prüfen. Durch die Explosion sind auch die Schweizer Botschaft und die Residenz von Botschafterin Monika Schmutz Kirgöz schwer beschädigt worden. Zudem wird das Team den libanesischen Behörden bei der Stabilitätsprüfung von öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Spitälern helfen.
Mit 500'000 Franken unterstützt der Bund das libanesische Rote Kreuz, um der Bevölkerung rasch Hilfe zu leisten. Die SKH-Mitglieder beurteilen die Lage vor Ort und klären zusätzliche Unterstützungsmassnahmen durch die Schweiz ab.
Noch keine Hinweise auf Schweizer Opfer
Auf Wunsch der lokalen Behörden kann das neben der Baustatik auch Unterkunft und Medizin betreffen. Konkret geht es um medizinisches Material und die Unterstützung des medizinischen Personals in Beirut.
Ob sich unter den Opfern der Explosion vom Dienstag auch Schweizer Staatsangehörige befinden, klärt die Botschaft in Beirut weiterhin ab. Bisher gab es keine entsprechenden Hinweise, wie das EDA schreibt.
EU stellt Millionenhilfe bereit
Die EU hat dem Libanon nach der schweren Explosion in Beirut Nothilfe in Höhe von mehr als 33 Millionen Euro zugesagt. Mit dem Geld soll zum Beispiel medizinische Ausrüstung finanziert werden, wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Donnerstag nach einem Gespräch mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Hassan Diab mitteilte.
Weitere Hilfen könnten je nach Einschätzung der humanitären Lage vor Ort folgen, hiess es. Von der Leyen bot dem Libanon zudem die Unterstützung der EU beim Wiederaufbau des zerstörten Teils der Stadt an.
Israelische Hilfe auf Zypern?
Israel will bei der Versorgung von Opfern der verheerenden Explosion von Beirut helfen, sollten welche von ihnen nach Zypern ausgeflogen werden. Entsprechende Medienberichte aus Israel bestätigte am Donnerstag ein Sprecher der zypriotischen Regierung.
Kyriakos Koushos sagte der Nachrichtenagentur DPA, die israelische Regierung habe mitgeteilt, sie sei bereit, medizinisches Personal nach Zypern zu entsenden, sollten Verletzte aus dem Libanon auf die Insel gebracht werden. Die Zeitung «Jedioth Ahronoth» hatte zuvor berichtet, das Scheba-Krankenhaus bei Tel Aviv arbeite daran, ein Team zusammenzustellen, das nach Zypern fliegen könnte. Die Insel ist etwa 40 Flugminuten vom Libanon entfernt.
Kurz nach der Explosion mit Dutzenden Toten und Tausenden Verletzten in Beirut hatten libanesische Regierungsvertreter Hilfsangebote Israels abgelehnt. Krankenhäuser im Norden Israels hatten sich bereit erklärt, Verletzte zu behandeln. Libanesen sind jegliche Kontakte mit Israelis verboten.
Deutsche Diplomatin getötet
Bei der verheerenden Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut ist auch eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft getötet worden. Das teilte der deutsche Aussenminister Heiko Maas am Donnerstag mit. «Unsere schlimmste Befürchtung hat sich bestätigt. Eine Angehörige unserer Botschaft in Beirut ist durch die Folgen der Explosion in ihrer Wohnung ums Leben gekommen», erklärte er. «Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Auswärtigen Amts sind in tiefer Trauer um die Kollegin.»
Münchner Rück wird zur Kasse gebeten
Die Explosionskatastrophe in der libanesischen Hauptstadt Beirut wird den weltgrössten Rückversicherer Münchener Rück belasten. «Das ist schrecklich, was man da sehen muss», sagte Finanzchef Christoph Jurecka am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. «Wir gehen in Beirut aktuell davon aus, dass das ein Grossschaden für uns wird." So frisch nach dem Ereignis könne der Konzern aber noch keine Schätzung zur Grössenordnung der Belastung abgeben. Die Explosion am Dienstagabend in Beirut hatte Fassaden von Gebäuden gerissen, Möbel aus den Häusern geschleudert und die Strassen mit Glas und Schutt übersät. Auch durch die Pandemie erwartet die Münchener Rück weitere Belastungen für den Konzern.
Retter suchen nach Vermissten
Rettungshelfer suchen zwei Tage nach der verheerenden Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut weiter nach Überlebenden. Noch immer werden nach Angaben des libanesischen Roten Kreuzes rund 100 Menschen vermisst.
Soldaten der Armee, Mitarbeiter des Roten Kreuzes und Freiwillige waren am Donnerstag am Ort der Katastrophe im Einsatz. Mitarbeiter des Zivilschutzes kontrollierten zudem Gebäude, die einsturzgefährdet sein könnten.
Angehörige von Überlebenden hofften auf Lebenszeichen von Vermissten. «Ich warte hier, ich bewege mich nicht weg», rief eine Frau in der Nähe des abgesperrten Hafens. «Mein Bruder arbeitete im Hafen und ich habe von ihm nichts gehört, seitdem es die Explosion gab.»
Update am Morgen
Nach der verheerenden Explosion in Beirut mit mehr als 130 Toten und Tausenden Verletzten geht die Suche nach der Ursache der Detonation weiter. Eine Untersuchungskommission der Regierung soll dem Kabinett innerhalb von fünf Tagen einen ersten Bericht vorlegen. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron will an diesem Donnerstag bei einem kurzfristig angesetzten Besuch in Beirut mit führenden Politikern des Landes zusammenkommen. Unter ihnen sind laut Medien Staatspräsident Michel Aoun und Regierungschef Hassan Diab.
Die Katastrophe löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus – so schickten mehrere Länder Rettungsmannschaften mit Spürhunden und Experten für die Bergung von Verschütteten. Am Mittwochabend traf eine Maschine mit Hilfsgütern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ein. Dem Land fehlen unter anderem medizinische Güter. Nach Angaben von Gesundheitsminister Hassan Hamad kamen am Dienstag mindestens 135 Menschen ums Leben, etwa 5000 weitere wurden verletzt. Unter den Trümmern werden weitere Vermisste vermutet.
Die heftige Detonation am Dienstag zerstörte grosse Teile des Hafens, der für die Versorgung des Landes zentral ist. Beobachter warnen, die Versorgungskrise in dem Land am Mittelmeer könnte sich weiter verschärfen, da es stark von Importen abhängig ist. Die Detonation zerstörte auch Getreidesilos im Hafen. Auch die umliegenden Wohngebiete wurden stark beschädigt (Die Auswirkungen der verheerenden Explosion in Karten).
Der Libanon leidet seit Monaten ohnehin schon an einer schweren Wirtschaftskrise, die grosse Teile der Bevölkerung in die Armut getrieben hat. Präsident Aoun bat deshalb die internationale Gemeinschaft um schnelle Hilfe für sein Land.
Die grossen Schäden am Beiruter Hafen könnten sich nach UN-Angaben auch auf die Lage vieler Menschen im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien auswirken. Der Hafen werde zum Umschlag von humanitären Hilfsgütern für das Bürgerkriegsgebiet genutzt, sagte ein Sprecher am Mittwoch in New York. «Dies wird unsere Fähigkeit zur Unterstützung in Syrien beeinträchtigen.»
Macron, der bisher in Südfrankreich Ferien macht, hatte bereits unmittelbar nach der Katastrophe im Hafen von Beirut Unterstützung zugesagt. In Frankreich, das als frühere Mandatsmacht immer noch eng mit dem Libanon verbunden ist, löste die Katastrophe Trauer und Entsetzen aus. Macron will nun nach eigenen Angaben eine «Botschaft der Brüderlichkeit und der Solidarität der Franzosen» überbringen.
Die Ursache der Detonation ist noch unklar. Sie steht möglicherweise in Verbindung mit grossen Mengen Ammoniumnitrat, die jahrelang im Hafen ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert worden sein sollen (lesen Sie hier, wieso Ammoniumnitrat so gefährlich ist). Kritiker prangern Fahrlässigkeit an und sehen auch ein Versagen der politischen Führung des Landes. Die Chemikalie wird vor allem als Düngemittel verwendet. Sie führte schon mehrmals zu tödlichen Explosionen und wurde auch bei Anschlägen eingesetzt (sehen Sie hier die bisher fünf verheerendsten Katastrophen wegen Ammoniumnitrat).
Vorher- und Nachher-Bilder
Satellitenbilder zeigen das Ausmass der Verwüstung in Beirut: Auf Twitter sind mehrere Vorher- und Nachher-Aufnahmen vom Hafen zu sehen, wo sich die starke Explosion ereignet hat. Gebäude sind auf Hunderten von Metern dem Erdboden gleichgemacht worden.
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Papst betet für Libanon
Papst Franziskus hat am Mittwoch den Vatikan verlassen und in einer Basilika in Rom für den Libanon gebetet. Das 83-jährige katholische Kirchenoberhaupt besuchte die Kirche Santa Maria Maggiore in der Nähe des römischen Hauptbahnhofs. Das teilte der Vatikan am Abend mit. Anlass sei ein Weihejubiläum der päpstlichen Basilika gewesen.
Franziskus habe in sein dortiges Gebet viele Situationen der Trauer eingeschlossen, die ihm am Herzen lägen, darunter die Lage des Libanon, schrieb der Vatikan. Schon in seiner Generalaudienz am Vormittag im Vatikan hatte Franziskus der Opfer der Explosion gedacht.
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An der Stelle der Basilika soll sich am 5. August vor 1662 Jahren ein Wunder ereignet haben, wie die katholische Medienplattform «Vatikan News» schrieb. Am Mittwoch habe deshalb eine Messe stattgefunden. Der Papst sei erst später gekommen. Pilger und Touristen hätten Spalier gestanden.
Libanon-Flagge auf Rathaus in Tel Aviv
Das Rathaus von Tel Aviv erleuchtete am Mittwochabend in den Farben der libanesischen Fahne. Der Libanon und Israel haben keine diplomatischen Beziehungen. Offiziell befinden sich die Nachbarländer noch im Krieg.
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UN-Tribunal verschiebt Urteilsverkündung
Das UN-Sondertribunal zum Libanon hat die Urteilsverkündung im Fall des ermordeten früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri verschoben. Das Urteil sollte am Freitag in Den Haag verlesen werden. Die Entscheidung «geschah aus Respekt für die unzähligen Opfer der zerstörerischen Explosion, die Beirut am 4. August erschütterte, und der dreitägigen öffentlichen Trauer im Libanon», erklärte das Gericht am Mittwochabend in Leidschendam bei Den Haag.
Das Gericht drückte seine Solidarität mit dem libanesischen Volk in «diesen schwierigen Zeiten» aus. Das Urteil soll nun am 18. August verlesen werden. Vier Mitglieder der militanten Hisbollah-Bewegung sind wegen des Terroranschlages von 2005 angeklagt worden. Der Prozess war in ihrer Abwesenheit geführt worden.
US-Verteidigungsminister spricht von Unfall
Die verheerende Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut ist nach Einschätzung von US-Verteidigungsminister Mark Esper ein Unfall gewesen. Die verfügbaren Informationen erlaubten noch kein abschliessendes Bild, die «meisten» Quellen gingen aber von einem Unfall aus, sagte Esper am Mittwoch. «Es ist natürlich eine Tragödie." Die US-Regierung sei im Gespräch mit dem Libanon, um zu sehen, wie die USA helfen könnten, sagte Esper per Video beim Aspen-Forum für Sicherheitspolitik.
US-Präsident Donald Trump hatte am Dienstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf seine «Generäle» erklärt, es habe sich vermutlich um einen Anschlag gehandelt. Seine Berater «scheinen zu denken, dass es ein Anschlag war, dass es eine Art von Bombe war», sagte Trump im Weissen Haus. Trumps Bemerkung sorgte für Irritationen, weil er damit auch den Angaben der libanesischen Behörden widersprach.
Kreuzfahrtschiff «Orient Queen» sinkt nach Explosion im Hafen Beiruts
Nach der Explosion im Hafen von Beirut ist auch das Kreuzfahrtschiff «Orient Queen» gesunken. Zwei Besatzungsmitglieder seien ums Leben gekommen, sieben weitere verletzt worden, teilte die libanesische Kreuzfahrtgesellschaft Abou Merhi Cruises mit, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA am Mittwoch meldete. Das 1989 fertiggestellte und rund 121 Meter lange Schiff fuhr unter der Flagge der Bahamas und hatte nach Angaben des Dienstes «Marine Traffic» Ende Juni in Beirut angelegt.
«Leider wurde das Schiff, das im Hafen von Beirut anlegte, vor dem Eindringen des Wassers schwer beschädigt. Alle Rettungsbemühungen waren erfolglos», zitierte die NNA aus einer Erklärung des Eigners Mari Abu Merhi. Er trauere um die Opfer auf dem Schiff und um andere, die bei der Explosion gestorben seien.
Opferzahl in Beirut steigt immer weiter: 135 Tote, 5000 Verletzte
Die Zahl der Opfer nach der verheerenden Explosion in Beirut steigt immer weiter. Dabei seien in der libanesischen Hauptstadt mindestens 135 Menschen getötet und weitere 5000 verletzt worden, sagte Gesundheitsminister Hassan Hamad laut einem Bericht des Fernsehsenders MTV am Mittwoch. Zuvor war nach offiziellen Angaben von mindestens 113 Toten und etwa 4000 Verletzten die Rede.
Libanons Regierung beschliesst Hausarrest für Hafen-Offizielle
Nach der verheerenden Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut will die Regierung Verantwortliche des dortigen Hafens unter Hausarrest stellen. Dabei handele es sich um Personen, die in den vergangenen Jahren für die Lagerung und Bewachung von 2750 Tonnen Ammoniumnitrat zuständig gewesen seien, erklärte Informationsministerin Manal Abdel Samad am Mittwoch nach einer Kabinettssitzung, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA meldete. Unklar war zunächst, wie viele Personen davon betroffen sind.
Die Regierung beschloss der Ministerin zufolge zudem einen zweiwöchigen Notstand für Beirut. Eine Untersuchungskommission solle dem Kabinett innerhalb von fünf Tagen einen ersten Bericht zu den Umständen der Detonation vorlegen, sagte Abdel Samad weiter.
Schweizer Botschafterin in Beirut nimmt Arbeit wieder auf
Die Schweizer Botschafterin im Libanon hat am Mittwoch die Arbeit wieder aufgenommen. Sie war bei der heftigen Explosion am Dienstag in Beirut leicht verletzt und im Spital gepflegt worden.
Angesichts der Umstände sei sie bei guter Gesundheit, teilte das Aussendepartement EDA am Mittwoch mit. Abgesehen von einem leicht verletzten lokalen Mitarbeiter seien das Botschaftspersonal und dessen Familien unverletzt geblieben. Einige Angestellte seien jedoch unter Schock wegen der Ereignisse in Beirut. Die Botschaft und die Residenz der Botschafterin Monika Schmutz wurden durch die Explosion stark beschädigt.
Aussenminister Ignazio Cassis und Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga sprachen den Opfern der Explosion und deren Familien ihr Beileid aus.
Das EDA hat zurzeit keine Informationen über mögliche Schweizer Opfer. Im Libanon sind 1500 Schweizer Staatsbürger angemeldet, 80 Prozent von ihnen sind laut EDA Doppelbürger. Zudem seien rund zwanzig Schweizer Touristen bei der Botschaft gemeldet.
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Netanyahu kondoliert nach Explosion in Beirut
Nach der verheerenden Explosion mit Dutzenden Toten in Beirut hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu den Menschen im Libanon sein Mitgefühl ausgedrückt.
Der Libanon habe eine grosse Katastrophe erlitten, schrieb Netanyahu am Mittwoch bei Twitter. Der 70-Jährige bot dem Nachbarland erneut humanitäre Unterstützung an, «von Mensch zu Mensch». Der Libanon und Israel haben keine diplomatischen Beziehungen. Offiziell befinden sich die Länder noch im Krieg.
Das Rote Kreuz teilte mit, die Zahl der bislang mindestens 100 Toten und etwa 4000 Verletzten werde wahrscheinlich weiter steigen. Das Unglück trifft das Land inmitten einer schweren Wirtschaftskrise.
Zyprioten haben die Explosion gespürt
Die Druckwelle der verheerenden Explosion in Beirut wurde auch auf der mehr als 200 Kilometer westlich von Libanon liegenden Mittelmeerinsel Zypern gespürt. «Wir haben die Explosion gespürt und gehört», sagte der Bürgermeister der zyprischen Hafenstadt Limassol, Νikos Nikolaides, dem griechischen Fernsehsender Skai am Mittwoch. Einige Menschen dachten, es sei ein Erdbeben gewesen. Andere erinnerten sich an eine schwere Munitionsexplosion, die 2011 in der Nähe der Hafenstadt Larnaka 13 Menschenleben forderte, sagte der Bürgermeister weiter.
Mehrere Zyprer hatten bereits am Vortag Kommentare in der Homepage des Europäischen Mittelmeerzentrums für Erdbeben (EMSC) eingetragen. Das Erdbebenzentrum hatte die Explosion als einen Erdstoss der Stärke 3,3 gemessen. «Es gab einen Krach und dann einen Druck nach unten», schrieb ein Einwohner von Zyperns Hauptstadt Nikosia, die 242 Kilometer westlich von Beirut liegt.
Libanon bittet um Hilfe, Macron reist nach Beirut
Nach der Explosionskatastrophe in Beirut hat der libanesische Präsident Michel Aoun um rasche internationale Hilfe gebeten. Sie müsse schnell bereitgestellt werden, weil sein Land bereits unter der herrschenden Wirtschaftskrise leide, sagte Aoun in einer TV-Ansprache am Mittwoch. Er versprach zudem eine zügige und transparente Aufklärung der Umstände, die zu der verheerenden Explosion am Dienstag geführt haben.
Der französische Präsident Emmanuel Macron will am Donnerstag zu Gesprächen über Hilfen in den Libanon reisen. Frankreichs Aussenminister Jean-Yves Le Drian kündigte zudem an, die internationale Gemeinschaft für eine Unterstützung zu mobilisieren.
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Die Regierung in Paris hatte bereits mitgeteilt, 55 Sicherheitskräfte, sechs Tonnen an medizinischer Hilfe und ein Team mit zehn Notärzten in den Libanon zu schicken. Beide Länder haben aus historischen Gründen traditionell enge Beziehungen.
Libanons Farben sollen Tel Avivs Rathaus erleuchten
Aus Solidarität mit den Betroffenen der gewaltigen Explosion in Beirut sollen die Farben der libanesischen Fahne das Rathaus der israelischen Küstenstadt Tel Aviv erleuchten. Humanität sei wichtiger als jeder Konflikt, schrieb Bürgermeister Ron Huldai bei Twitter.
«Unsere Herzen sind nach diesem schrecklichen Unglück bei den Menschen im Libanon», schrieb er. Der Libanon und Israel haben keine diplomatischen Beziehungen. Offiziell befinden sich die Nachbarländer noch im Krieg.
Das Rathaus von Tel Aviv soll am Mittwochabend in den Farben der libanesischen Fahne erleuchtet werden. In der Nacht zuvor waren bereits der Wolkenkratzer Burj Khalifa in Dubai und die Pyramiden von Gizeh in Ägypten aus Solidarität mit den Menschen in Beirut und in Gedenken an die Opfer der Explosion in Libanons Nationalfarben beleuchtet worden.
sda/reuters/red
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