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News-Ticker zur Explosion in Beirut
+++ Schweizer Experten-Team hat Arbeit im Libanon aufgenommen +++ Das FBI hilft bei den Ermittlungen

Das Wichtigste in Kürze:

  • Am 4. August ist es in der libanesischen Hauptstadt Beirut zu einer schweren Explosion gekommen.
  • Mindestens 171 Menschen wurden getötet, mehr als 6000 Personen sind verletzt, 300'000 haben ihren Wohnsitz verloren.
  • Als Ursache gilt ein Ammoniumnitrat-Lager, das offenbar schon jahrelang existiert und für das keine speziellen Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden sind.
  • Die libanesische Regierung ist am Montag zurückgetreten.

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Polizist bei Zusammenstössen getötet

Bei Zusammenstössen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten ist in der libanesischen Hauptstadt Beirut ein Polizist ums Leben gekommen. Er habe Menschen helfen wollen, die in einem Hotel im Zentrum Beiruts festgesessen hätten, meldete die staatliche Agentur NNA am Samstag unter Berufung auf die Sicherheitskräfte. Dabei hätten ihn «randalierende Mörder» angegriffen.

Diab kündigt Neuwahlen an

Als Reaktion auf die verheerende Explosion im Hafen von Beirut will der libanesische Regierungschef Hassan Diab seinem Kabinett vorgezogenen Neuwahlen vorschlagen. Ein entsprechendes Gesetz wolle er in einer Sitzung am Montag vorlegen, sagte Diab am Samstag in einer Fernsehansprache. Damit reagierte er auf den massiven Druck auf die Regierung, die von vielen Libanesen für die Detonation verantwortlich gemacht wird. Einen möglichen Termin nannte er nicht.

Der Premier rief die politischen Parteien auf, sich auf eine «nächste Stufe» zu einigen. Er sei bereit, für weitere zwei Monate die Verantwortung zu übernehmen, bis es eine Übereinkunft gebe. «Das Ausmass des Desasters ist grösser, als es sich irgendjemand vorstellen kann», erklärte Diab. «Wir befinden uns in einem Notstand.» Er stehe an der Seite derjenigen, die einen Wandel wollten, sagte er.

Mindestens 170 Verletzte

Im Zentrum Beiruts wurden bei heftigen Zusammenstössen zwischen Sicherheitskräften mehr als 170 Menschen verletzt. 55 von ihnen seien in umliegende Krankenhäuser gebracht, 117 vor Ort behandelt worden, teilte das libanesische Rote Kreuz am Samstag über Twitter mit.

Einige Demonstranten versuchten Absperrungen zum Parlament zu durchbrechen. Sie warfen Steine, wie auf Bildern des libanesischen Senders MTV zu sehen war. Die Sicherheitskräfte wiederum setzen massiv Tränengas ein, um die Demonstranten zu vertreiben. Auf TV-Bildern waren Feuer im Zentrum Beiruts zu sehen. Demonstranten drangen auch in das Aussenministerium und das Wirtschaftsministerium ein, wie libanesische Medien meldeten.

Vier Tage nach der verheerenden Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt demonstrierten aber auch Tausende Libanesen friedlich gegen die Regierung. Die Menschen versammelten sich zu einer Trauer- und Protestkundgebung auf dem Märtyrer-Platz im Zentrum Beiruts.

Viele Libanesen machen die politische Führung des kleinen Landes am Mittelmeer für die schwere Explosion verantwortlich. Die Zahl der Toten stieg auf 158, wie das Gesundheitsministerium am Samstag mitteilte. Die Zahl der Verletzten kletterte demnach auf rund 6000.

Schweiz entsendet zweites Team nach Beirut

Nach der verheerenden Explosion in Beirut hat die Schweiz ein zweites Expertenteam in die libanesische Hauptstadt entsandt. Der zehnköpfigen Gruppe gehören medizinische und bautechnische Spezialisten an, wie das Aussendepartement am Samstag mitteilte.

Die Spezialisten des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) würden von drei Schadenplatzexperten der Armee begleitet, schrieb das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf seiner Internetseite. Die humanitäre Hilfe des Bundes werde sich auf die Bereiche Unterkunft und Medizin konzentrieren. Hier seien die Bedürfnisse in Beirut besonders gross.

Hafen in Trümmern: Helfer suchen in Beirut nach Opfern. (8. August 2020)

Die Schweiz reagierte mit seinen bislang zwei Hilfsteams auf den internationalen Hilfsappell der libanesischen Behörden. Am Dienstag war es im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut zu einer Explosionskatastrophe gekommen. Mehr als 150 Menschen starben, rund 5000 wurden verletzt. Bis zu 250'000 Menschen sind obdachlos.

Die Explosion soll durch eine grosse Menge der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst worden sein, die nach Regierungsangaben über Jahre ohne Sicherheitsvorkehrungen im Hafen gelagert worden war.

Erstes Team flog am Donnerstag los

Das erste Schweizer Expertenteam flog am Donnerstag nach Beirut. Es bestand ebenfalls aus SKH-Mitgliedern und einem Spezialisten des Krisenmanagementszentrums. Auch Bauingenieurinnen und -ingenieure, Logistikfachleute, ein Telekomunikationsspezialist sowie eine Psychologin waren unter den entsandten Fachleuten.

Noch immer Dutzende Menschen nach Explosion in Beirut vermisst

Vier Tage nach der Katastrophe in Beirut werden noch immer rund 45 Menschen vermisst. Zudem seien 25 Leichen geborgen worden, deren Identität unklar sei, sagte am Samstag ein Sprecher des libanesischen Gesundheitsministeriums. Die Bergungsarbeiten gingen unterdessen weiter. Dabei sind auch Teams aus Deutschland im Einsatz.

Am Samstag sollen Opfer der Katastrophe begraben werden. Aktivisten haben zudem zu einer Trauer- und Protestkundgebung im Zentrum Beiruts aufgerufen. Das Motto lautet «Gerechtigkeit für die Opfer, Rache an der Regierung». Aktivisten werfen der politischen Führung des Libanon Fahrlässigkeit vor und machen sie für die Explosion verantwortlich.

In der Schweiz lebende Libanesen während einer Solidaritätskundgebung am Freitag in Genf. (7. August 2020)

In Beirut wird am Samstag auch EU-Ratspräsident Charles Michel erwartet. Dort will er mit Präsident Michel Aoun, Regierungschef Hassan Diab und Parlamentspräsident Nabih Berri zusammentreffen.

Hilfsgüter aus USA

US-Präsident Donald Trump hat dem Libanon nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut Hilfen zugesichert. Er habe dem libanesischen Präsidenten Michel Aoun gesagt, drei grosse US-Flugzeuge seien auf dem Weg nach Beirut, twitterte Trump am Freitag. Sie hätten Medizinausrüstung, Nahrung, Wasser sowie Rettungskräfte an Bord.

Laut US-Behördenangaben werden die Hilfen einen Wert von mehr als 15 Millionen Dollar haben. Mit den Medikamenten und sonstigen medizinischen Gütern könnten bis zu 60'000 Personen drei Monate versorgt werden.

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Trump hat den Angaben zufolge mit Aoun über die Lage im Libanon gesprochen, ebenso mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der gerade in Beirut war. Für Sonntag sei mit beiden sowie weiteren Regierungschefs eine Telefonkonferenz angesetzt.

Klage eingereicht

Ein libanesischer Geschäftsmann reichte Klage gegen die Verantwortlichen der Katastrophe ein, wie die staatliche Nachrichtenagentur ANI berichtete. Sein Kreuzfahrtschiff war durch die Explosion zerstört worden. Zwei Besatzungsmitglieder wurden getötet, sieben weitere verletzt. Laut ANI ist dies die «erste Klage dieser Art» und sie könnte den Weg für weitere Verfahren ebnen.

Minister beschimpft

Zwei Mitglieder der libanesischen Regierung haben nach den verheerenden Explosionen im Hafen von Beirut die Wut der Menschen zu spüren bekommen.

Auf Videos in den sozialen Netzwerken ist zu sehen, wie Bildungsminister Tarek Majsub am Freitag mit einem Besen in der Hand vor die Tür geht, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Die freiwilligen Helfer auf der Strasse begrüssten ihn mit lautstarken Rücktrittsforderungen. Majzoub zog sich schliesslich wieder zurück.

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Am Donnerstag besuchte Justizminister Marie-Claude Najm das zerstörte Viertel Gemmayze, wie gleichfalls auf Videos im Internet zu sehen ist. Menschen auf der Strasse forderten ebenfalls seinen Rücktritt, beleidigten ihn und bespritzten ihn mit Wasser – ungeachtet der Militärs, die ihn begleiteten. «Korruptionsminister, nicht Justizminister», warf ihm ein Libanese vor.

Viele Libanesen sehen die Katastrophe als Beleg für das Versagen und die Korruption der politischen Führung, die das Land heruntergewirtschaftet habe – ein Vorwurf, der in der libanesischen Bevölkerung weit verbreitet ist. Schon vorher hatte es immer wieder Demonstrationen gegen die Regierung gegeben.

Interpol hilft bei Untersuchungen

Nach der verheerenden Explosion in Beirut mit mehr als 150 Toten unterstützt die internationale Polizeiorganisation Interpol die örtlichen Behörden mit Experten. Dabei gehe es unter anderem um die Identifizierung von Opfern, teilte Interpol am Freitagabend in Lyon mit. Interpol werde jegliche Hilfe leisten, die vom Libanon beantragt werde, erklärte Generalsekretär Jürgen Stock.

Rettungshelfer suchten in der libanesischen Hauptstadt nach weiteren Überlebenden der Explosion. Rund 5000 Menschen waren bei der Katastrophe am Dienstag verletzt worden. Interpol mit 194 Mitgliedstaaten ist nach eigenen Angaben die weltweit grösste Polizeiorganisation.

Führende Hafen-Vertreter in Beirut festgenommen

Drei Tage nach der verheerenden Explosion in Beirut sind Verantwortliche des Hafens der libanesischen Hauptstadt festgenommen worden. Dazu zählten Zoll-Chef Badri Dahir, dessen Vorgänger Schafik Mirhi und Hafen-Direktor Hassan Kuraitim, meldete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA am Freitagabend.

Die Entscheidung sei im Zuge von Ermittlungen zu den Hintergründen der Explosion getroffen worden, hiess es weiter. Bereits am Vorabend waren 16 Hafen-Mitarbeiter festgenommen worden. Nach Justizangaben wurden bislang 18 Personen vernommen.

Hisbollah weist Verantwortung für Explosion in Beirut zurück

Die schiitische Hisbollah hat jede Verantwortung für die verheerende Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut zurückgewiesen. Er erkläre entschieden, dass seine Organisation nichts im Hafen habe, sagte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah am Freitag in einer Fernsehansprache: «Kein Waffenlager, keine Raketen, keine Gewehre, keine Bombe, keine Kugeln, kein Nitrat. Absolut nichts, weder jetzt, noch früher, noch in Zukunft.» Er wies auch den Vorwurf zurück, die Hisbollah kontrolliere den Hafen.

Die Iran-treue Organisation hat im Libanon starken politischen Einfluss und bildet einen Staat im Staate. Kritiker halten ihr vor, sie kontrolliere einen grossen Teil des Beiruter Hafens. Die Hisbollah gehört auch der derzeitigen libanesischen Regierung an.

Ermittler untersuchen Möglichkeit eines Anschlags

Die Ursache für die Explosionskatastrophe in Beirut ist dem libanesischen Präsidenten Michel Aoun zufolge noch unklar. Auch ein Raketenangriff oder ein Bombenanschlag werde demnach nicht ausgeschlossen, teilte das Präsidialamt am Freitag mit. Es werde untersucht, ob es sich um Fahrlässigkeit wegen der Lagerung hochexplosiven Materials, einen Unfall oder einen Eingriff von aussen handele. Es gebe auch die Möglichkeit, dass die Explosion durch eine Rakete oder eine Bombe oder eine andere Tat ausgelöst worden sei, zitierte das Amt Aoun und bestätigte damit dessen Äusserungen gegenüber lokalen Medien. (Vgl. Sie unseren Artikel «Wie die schwimmende Bombe nach Beirut kam»).

Bei der Suche nach der Ursache lag der Fokus bislang auf 2750 Tonnen hochexplosiven Ammoniumnitrats, die der Regierung zufolge sechs Jahre lang ungesichert im Hafen gelagert wurden. Aoun sagte, die Untersuchung werde auf drei Ebenen geführt. Erstens, wo das explosive Material hergekommen und wie es gelagert worden sei, zweitens, ob die Explosion durch Fahrlässigkeit oder einen Unfall verursacht worden sei und drittens die Möglichkeit, dass es einen externe Eingriff gegeben habe. In Sicherheitskreisen war zuletzt von Untätigkeit und Fahrlässigkeit bei der Lagerung des explosiven Materials die Rede.

Libanons Präsident Michel Aoun (r.) nimmt seinen französischen Amtskollegen Emmanuel Macron beim Flughafen von Beirut im Empfang.

Schweiz hilft keinen Behörden im Libanon

Die Schweiz gibt nach der schweren Explosion in Beirut keinerlei Hilfsgelder an die libanesische Regierung. Botschafterin Monika Schmutz schloss das am Freitag gegenüber Radio SRF kategorisch aus. Im Zentrum stehen die Bedürfnisse der Bevölkerung.

Um den Menschen möglichst rasch beizustehen, sei bereits eine Barzahlung der Schweiz ans libanesische Rote Kreuz erfolgt, sagte die Botschafterin in der Sendung «Rendez vous». Auf Befürchtungen, die als korrupt geltende Regierung könnte sich Hilfsgelder unter den Nagel reissen, antwortete Schmutz, Zahlungen an Regierungsstellen werde es nicht geben.

Beirut

Seit Donnerstag sei ein Expertenteam des Bundes vor Ort und kläre die Bedürfnisse der Bevölkerung ab. Bis jetzt sei die Zahl von 300'000 Obdachlosen bekannt. Sie dürfte aber noch steigen und eine halbe Million erreichen.

Die Schweiz sei bereits vor der Katastrophe im Hafen Beiruts vom Dienstag eines der wichtigsten Geberländer Libanons gewesen und werde das Land nicht im Stich lassen. Auch bis anhin sei vom Engagement der Schweiz nichts an die dortige Regierung geflossen.

Botschafterin wurde weggeschleudert

Monika Schmutz sass zum Zeitpunkt der Explosion in ihrem Büro in der Schweizer Botschaft in Beirut. Das Büro hat freie Sicht auf den Hafen. Die Botschafterin wurde vom Schreibtisch weg geschleudert und verletzte sich an den Beinen. Mit ihrem Gesundheitszustand zeigte sie sich am Radio zufrieden, gab aber an, immer noch geschockt zu sein.

Über andere verletzte Schweizerinnen und Schweizer war ihr am Freitag nichts bekannt. Auch aus dem Botschaftsteam wurde ausser Schmutz selbst niemand verletzt. Das Botschaftsgebäude und die Residenz der Botschafterin wurden stark beschädigt. Die Botschaft geht ihrer Arbeit derzeit an einem Ausweichstandort nach.

Noch mehr Tote – 80'000 Kinder obdachlos

Infolge der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut sind nach UNO-Angaben auch rund 80'000 Kinder obdachlos geworden. Die heftige Detonation habe deren Zuhause zerstört, sagte die Sprecherin des Kinderhilfswerks Unicef, Marixie Mercado, am Freitag in Genf.

Viele Haushalte hätten nur noch begrenzt Wasser und Strom. Zudem gebe es Berichte, dass mehr als 120 Schulen beschädigt worden seien. Beiruts Gouverneur hatte erklärt, durch die Explosion könnten in Libanons Hauptstadt bis zu 250'000 Menschen obdachlos geworden sein.

Die Zahl der Toten stieg drei Tage nach der Katastrophe auf 154, wie ein Sprecher des libanesischen Gesundheitsministeriums der Deutschen Presse-Agentur erklärte. Wegen vieler Schwerverletzter auf Intensivstationen werden die Zahl wahrscheinlich weiter steigen. Rund 5000 Menschen waren bei der Detonation verletzt worden.

Hilfsorganisationen warnen zudem, die Kliniken in Beirut seien völlig überfüllt und überlastet. Die häufigsten Verletzungen seien komplizierte Brüche, Verbrennungen und Wunden durch Glassplitter, erklärte die Organisation Handicap International. Oft seien Gliedmassen verletzt und müssten amputiert werden.

Traurige Bilder aus dem Libanon: Ein Hilfsteam hat die Leiche eines Verschütteten geborgen.

Verletzte bei Protesten in Beirut

Nach der Explosion in Beirut mit mindestens 149 Toten ist es in der Nacht zum Freitag vereinzelt zu Protesten gekommen. Mehrere Menschen wurden bei Zusammenstössen mit Sicherheitskräften verletzt, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete.

Dutzende hätten versucht, die Absperrung zum Parlamentsgebäude in der libanesischen Hauptstadt zu durchbrechen. Die Demonstranten setzten dort Werbetafeln, Bretter und Müllhaufen in Brand und warfen mit Steinen auf Sicherheitskräfte. Diese setzten teilweise Tränengas ein.

Die verheerende Detonation hat grosse Teile des Hafens zerstört und ganze Strassen im Zentrum in Scherben und Trümmer gelegt. Neuste Zahlen belegen, dass mindestens 149 Menschen getötet und weitere 5000 verletzt wurden. Rund 300'000 Menschen haben ihr Zuhause verloren. Davon sind laut UNO-Kinderhilfswerk Unicef schätzungsweise 80'000 Kinder betroffen.

Mindestens 100 Personen werden vermisst

Drei Tage nach der verheerenden Explosion im Hafen von der libanesischen Hauptstadt suchen Rettungshelfer und Soldaten weiter nach Opfern. Kräne und Bulldozer versuchten am Freitagmorgen, grosse Trümmerteile zu räumen.

Das libanesische Rote Kreuz geht davon aus, dass noch immer rund 100 Menschen vermisst werden. Dabei soll es sich vor allem um Hafenarbeiter handeln.

Russische Hunde suchen nach verschütteten Menschen in Beirut.

16 Hafenmitarbeiter festgenommen

Im Zuge der Ermittlungen zur verheerenden Explosion in der libanesischen Hauptstadt sind 16 Mitarbeiter des Hafens festgenommen worden. Das teilte Militärrichter Fadi Akiki laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur NNA am Donnerstagabend mit.

UNO will das Land mit 9 Millionen Dollar unterstützen

Die Vereinten Nationen (UNO) wollen mit mindestens neun Millionen Dollar (7,6 Millionen Euro) Soforthilfe die unmittelbare Not nach der Explosionskatastrophe in der libanesischen Hauptstadt Beirut mindern. Unter anderem sollen im Libanon Krankenhäuser bei der Ausstattung für Intensivstationen und bei Medikamenten finanziell unterstützt werden, sagte ein UNO-Sprecher am Donnerstag in New York.

Aktuell bewerteten die Vereinten Nationen den Schaden durch die Detonationen und planten einen Sonderaufruf zur Finanzierung zusätzlicher Unterstützung, hiess es weiter. «Der Libanon wird sicher sehr grundsätzliche Bedürfnisse haben – von Hilfen für das Krankenhaussystem über Unterstützung bei Nahrungslieferungen bis hin zu langfristigen Kosten des Wiederaufbaus», sagte der Sprecher.

Grosse Krankenhäuser in Beirut stoppen Corona-Tests

Coronavirus-Tests und -behandlungen sind in mehreren grossen Krankenhäusern der libanesischen Hauptstadt Beirut nach der verheerenden Explosion im Hafen eingestellt worden.

Einige Einrichtungen, die Coronavirus-Patienten behandelten, seien durch die Explosion so schwer beschädigt worden, dass sie die Tests eingestellt hätten, sagte Mahmud Hassun, Arzt im Rafik-Hariri-Krankenhaus in Beirut, am Donnerstag. Sein Krankenhaus mache aber weiter Tests.

Spital in Beirut

Bei der gewaltigen Explosion im Hafen Beiruts waren am Dienstag mehr als 130 Menschen ums Leben gekommen, rund 5000 weitere wurden verletzt. Viele Krankenhäuser sind völlig überlastet.

Auch der Leiter des Verbands der Privatkliniken, Sulaiman Harun, bestätigte einen Stop der Tests in einigen Krankenhäusern. «Die Explosion hat die Coronavirus-Tests unterbrochen, da die meisten Krankenhäuser mit der Katastrophe und der hohen Zahl der Verletzten beschäftigt sind», sagte Harun. Die Versorgung der Verletzten habe aktuell absolute Priorität.

Trotz Stopps vieler Tests gab das Gesundheitsministerium am Mittwoch bekannt, dass in den vergangenen 48 Stunden 355 neue Fälle registriert worden seien. Erst am 30. Juli hatte der Libanon strengere Auflagen verhängt, weil die offiziellen Zahlen der Corona-Infektionen gestiegen waren.

Glückskette ruft zu Spenden auf

Die Glückskette ruft zur Solidarität mit den Menschen im Libanon auf, «die von einer beispiellosen Katastrophe getroffen wurden», wie es in der Medienmitteilung der Organisation heisst.

Die Schäden nach der Explosion in Beirut seien derart gross, dass eine Bilanz nur vorläufig sein könne. Mehr als 130 Menschen starben, 5000 wurden verletzt. Der Hafen wurde dem Erdboden gleich gemacht und die Stadt verwüstet.

Der Wiederaufbau nach dem Bürgerkrieg in den 1970er- und 1980er Jahren sei innerhalb von wenigen Minuten zunichte gemacht worden. Diese Katastrophe ist nach Angaben der Glückskette eine zu viel für das erschöpfte Land, das seit 2019 in einer schweren Wirtschaftskrise steckt und gegenwärtig mit der Corona-Krise kämpft.

Fünf Partnerhilfswerke sind bereits im Libanon für palästinensische und syrische Flüchtlinge tätig. Unmittelbar nach der Katastrophe ergriffen sie den Angaben zufolge erste Massnahmen für die Menschen in Beirut.

«Der Spendenbedarf ist enorm», wie die Glückskette schreibt. Dabei gehe es nicht nur um die Soforthilfe, sondern auch vor allem um jene 300'000 Menschen, die durch die Explosion vom Dienstag ihre Zuhause verloren.

Spenden können ab sofort unter www.glueckskette.ch und auf das Postkonto 10-15000-6 mit dem Vermerk «Nothilfe Libanon» überwiesen werden.

sda/reuters/red