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Energieminister abgesetzt
Schweizer Ölhändler Trafigura in Korruptionsaffäre in Malawi involviert

Unsaubere Geschäfte bei der Treibstoffversorgung von Malawi: Tankstelle in Lilongwe (Archivbild von 2011). 
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Das kleine Land im Südosten Afrikas ist selten in den Schlagzeilen. Wahrgenommen wird es im Ausland oft nur, wenn Prominente wie Tennisstar Roger Federer, Pop-Ikone Madonna oder der britische Ex-Prinz Harry dort für Hilfsprojekte werben. Malawi zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Rund 70 Prozent der Bevölkerung müssen mit weniger als 2 Dollar pro Tag auskommen.

Nun spielt sich dort aber eine politische Affäre ab, die den Politikbetrieb in der Hauptstadt Lilongwe erschüttert – und bis in die Schweiz ausstrahlt.

Energieminister verhaftet und entlassen

Das malawische Antikorruptionsbüro hat vor wenigen Tagen den Energieminister und zwei weitere Beamte wegen angeblicher Korruption im Zusammenhang mit einem staatlichen Ölvertrag verhaftet. Sie sollen dafür gesorgt haben, dass der staatliche malawische Ölversorger Nocma bei der Vergabe von Aufträgen einzelne Treibstofflieferanten bevorzugte.

Davon könnte auch der schweizerisch-niederländische Erdölhändler Trafigura mit Sitz in Genf profitiert haben. In einer Mitteilung schreibt die Antikorruptionsbehörde: «Die Untersuchung ergab, dass Energieminister Newton Kambala versucht hat, Nocma bei der Vergabe von Aufträgen für die Kraftstofflieferungen im Jahr 2020/21 zum Vorteil der Unternehmen Oryx, Finergy und Trafigura zu beeinflussen.»

Dabei sei er von zwei hochrangigen Beratern des malawischen Präsidenten unterstützt worden. Der Mutterkonzern von Oryx hat seinen Sitz in Malta, Finergy seinen in Dubai.

Malawis Präsident Lazarus Chakwera am 28. Juni 2020 bei der Vereidigung in der malawischen Hauptstadt Lilongwe.

Energieminister Kambala wurde von Präsident Lazarus Chakwera entlassen. Die Regierung hat angekündigt, die Vergabe der Staatsaufträge zu überprüfen. Die Treibstoffversorgung ist im Land ein heikles Thema, da es in der Vergangenheit zu tagelangen Engpässen kam. Eine Aufgabe des Ölversorgers Nocma ist es daher, eine ausreichend grosse Treibstoffreserve aufzubauen.

Trafigura weist die Vorwürfe zurück

Der Rohstoffhändler Trafigura wird in der Mitteilung der Antikorruptionsbehörde nicht beschuldigt. Trafigura weist zusätzlich in einer Stellungnahme jegliche Anschuldigung von Unangemessenheit oder Fehlverhalten entschieden zurück: «Wir stehen in einem fairen und offenen Wettbewerb und verpflichten uns, die höchsten Standards der Unternehmensintegrität und -verantwortung einzuhalten.»

Trafigura begrüsse eine Überprüfung des Ausschreibungsverfahrens: «Es führt zu einer grösseren Transparenz und der Vergabe neuer Verträge zum Nutzen der malawischen Wirtschaft und Bevölkerung.»

Trafigura bewirbt sich laut eigenen Angaben regelmässig um neue Verträge, um Malawi mit Benzin oder Flugzeugtreibstoff zu versorgen. Aufgrund der lokalen Vertretungen in den Nachbarländern Malawis sei das Unternehmen in einer guten Position, um «wettbewerbsfähige Angebote» abzugeben.

Präsident hält bei der Korruptionsbekämpfung Wort

Den malawischen Medien zufolge würden die Verhaftungen zeigen, dass es der malawische Präsident Chakwera mit der Korruptionsbekämpfung ernst nehme und nicht einfach die ehemalige Regierungspartei ins Visier nehme.

Gegenüber «Voice of America» sagte Sheriff Kaisi, Dozent für Politikwissenschaften an der malawischen Blantyre International University: «Jetzt hat er angefangen, sein Wort zu halten.» In Malawi sei es selten, dass die Regierung oder eine Regierungsinstitution jemanden verhafte, der ein Ministeramt innehabe.