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Drängendes rund ums Nationalteam
Ein Zwist, Kobels Spässchen – und warum Yakin nach Saudiarabien blickt

Head coach Murat Yakin, right, and goalkeeper Gregor Kobel of Switzerland are pictured during a press conference one day prior to the UEFA Nations League Group D leg 1 soccer match between Denmark and Switzerland, on Wednesday, September 4, 2024, at the Parken stadium, in Kopenhagen, Denmark. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
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Kobel und der Penalty-Scherz

Die Frage geht eigentlich an Murat Yakin. Wer nach dem Rücktritt von Xherdan Shaqiri die Elfmeter treten werde, lautet sie. Während der Nationaltrainer überlegt, hebt Gregor Kobel den Arm, als wolle er sich selbst nominieren. Als würde es ihm nicht genügen, die neue Nummer 1 zu sein. Die Lacher gehören ihm.

Am Mittwochabend hat der 26-Jährige in Kopenhagen bei der Medienkonferenz vor dem Auftaktspiel der Nations League seinen ersten Auftritt als Stammgoalie des Schweizer Nationalteams. Er absolviert ihn sichtlich gut gelaunt, er erzählt, wie er sich über die Beförderung freue. Ja, wie er schon als Bub davon geträumt habe, für die Schweiz zu spielen.

Was er sagt, klingt unverfänglich. Aber die letzte Zeit ist schwierig gewesen für ihn, gerade für ihn, der seinen Ehrgeiz nie versteckt hat. Obwohl er in Dortmund zu einem der besten Torhüter Europas gereift ist, musste er hinter Yann Sommer anstehen. Was sein Verhältnis zum Goalietrainer Patrick Foletti belastet haben soll. Kobel nennt es nicht gleich «sehr eng», wie das der Tessiner am Vortag tat, aber er spricht von einer sehr professionellen Zusammenarbeit. Er respektiere Foletti enorm.

Kobel hat erst fünf Länderspiele bestritten, das letzte vor über einem Jahr. Ohne Gegentor ist er nie geblieben – trotz Gegnern wie Andorra und Kosovo. Fortan steht er im Fokus. Ob er angespannt sein werde, wird er noch gefragt. Er antwortet: «Nervosität gehört dazu. Die Frage ist, wie du damit umgehst.»

Yakin und Okafor – Aussage gegen Aussage

Der eine ist nicht zufrieden mit den Leistungen und dem Verhalten des anderen. Es soll um die Einstellung im Training und die Körpersprache gegangen sein. Der andere meldet daraufhin via Instagram, er habe sich nichts vorzuwerfen, er habe immer alles gegeben. Der eine ist Nationaltrainer Murat Yakin, der andere sein Stürmer Noah Okafor. Es steht Aussage gegen Aussage.

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Ein gutes und langes Gespräch will Yakin mit dem Spieler von Milan geführt haben, als er ihm mitteilte, dass er ihn für die Länderspiele gegen Dänemark und Spanien nicht aufbieten werde. Die Botschaft scheint bei Okafor nicht angekommen zu sein.

Yakin hat gezeigt, dass er bei Spielern, die ihn enttäuscht haben, kein Pardon kennt. Aber die Personaldecke im Angriff ist dünn, der verletzungsanfällige Breel Embolo thront über allen, Zeki Amdouni hat eine enttäuschende EM und einen Clubwechsel hinter sich (neu bei Benfica). Und Kwadwo Duah muss beweisen, dass er mehr ist als eine Wohlfühlgeschichte. Ein Okafor in Form könnte gebraucht werden. Pierluigi Tami, der Direktor der Nationalmannschaften, sagt: «Ich hoffe, dass wir Noah in Zukunft noch einmal im Nationalteam sehen werden.»

Der Trainer will bei der Schär-Nachfolge kreativ werden

Der Rücktritt Fabian Schärs überraschte Yakin. Und traf ihn. Und stellt ihn vor eine Herausforderung: Wer bloss soll den Innenverteidiger in der Dreierkette ersetzen? Nico Elvedi wäre erster Kandidat, aber der 27-Jährige hat in Mönchengladbach stagniert. Eray Cömert und Cédric Zesiger konnten Yakin nicht überzeugen, sie fehlen im Aufgebot. Becir Omeragic und Neuling Gregory Wüthrich sind in Montpellier respektive Graz immerhin gesetzt.

Doch vielleicht macht Yakin auch einfach Yakin-Sachen und nominiert einen Spieler auf fremder Position. Er denkt an Denis Zakaria, der Captain in Monaco ist, im Mittelfeld aber nicht an Granit Xhaka und Remo Freuler vorbeikommt. Zakaria habe die Chance verdient, sich in der Verteidigung zu zeigen, sagt der Trainer.

Sorgen kann ihm auch bereiten, dass Verteidiger Ricardo Rodriguez nicht jünger wird. Und dass dieser mit Betis Sevilla verhalten in die neue Saison gestartet ist.

Die linke Seite ist wieder ein Fragezeichen

Während der EM improvisierte Yakin auf der linken Seite, Michel Aebischer zeigte in neuer Rolle ein starkes Turnier, bis er im Viertelfinal gegen England wegen seines fehlenden Tempos an Grenzen stiess. Yakin stellt sich Fragen, gerne hätte er Basels Dominik Schmid getestet, doch dieser musste verletzungsbedingt absagen – wie auch Dan Ndoye, der Überflieger der EM, der ebenfalls aussen spielen könnte.

Der Trainer schiebt schon einmal vor, dass es in seinem System keine klassischen Positionsspieler mehr gebe. Überraschungen? Nicht ausgeschlossen.

So steht es um die neue Generation

An der EM spielte Ardon Jashari keine Rolle. Und nun, im ersten Aufgebot nach dem Turnier, fehlt er. Auch mit ihm will Yakin ein gutes Gespräch geführt haben. Als «sehr einsichtig» hat er den 22-Jährigen erlebt.

Jashari ist zum U-21-Nationalteam eingerückt, das war auch schon anders, weil er sich für zu gut hielt. Spielpraxis solle er sammeln, für den belgischen Spitzenclub FC Brügge ist er seit seinem Wechsel im Sommer kaum zum Einsatz gekommen. Jashari hat das Pech, dass bei der Schweiz der Konkurrenzkampf in keinem Mannschaftsteil so gross ist wie im zentralen Mittelfeld. Deshalb macht sich Yakin seine Gedanken, er glaubt, Jashari könne auch aussen spielen.

Die Polyvalenz verhalf Fabian Rieder an der EM zum Durchbruch. Seither ist er nach Stuttgart gewechselt, wo er sich mit einem Freistosstor eingeführt hat. Er muss als erster Kandidat genannt werden, wenn es darum geht, welcher der jungen Nationalspieler sich in dieser Kampagne in den Vordergrund drängt.

Bloss der Schweizer Pass fehlt für ein Aufgebot

Er ist noch gar nicht Schweizer, aber Yakin rollt ihm schon den roten Teppich aus. Cameron Puertas ist in Lausanne aufgewachsen. Weil er sich nach Führerausweisentzug einen Tag zu früh ans Steuer setzte, hat sich seine Einbürgerung verzögert. 2025 wird der Mittelfeldspieler mit spanischen Wurzeln den Pass voraussichtlich erhalten. «Wir bemühen uns sehr um ihn», sagt Yakin.

Union's Spanish Cameron Puertas Castro controls the ball during the Belgian "Pro League" First Division football match between KVC Westerlo and Royale Union Saint-Gilloise at the 't Kuipje stadium in Westerlo on August 10, 2024. (Photo by Tom Goyvaerts / BELGA / AFP) / Belgium OUT

Der Nationaltrainer lässt sich nicht davon beirren, dass der 26-Jährige seit neuestem in Saudiarabien spielt. Auch wenn er den Schritt bedauert. «Es geht um sehr viel Geld, wir können es nicht ändern», sagt er. 15 Millionen Euro überwies Al-Qadsiah an Union Saint-Gilloise, den Club aus Brüssel, bei dem der Romand zum Spieler des Jahres in Belgien avancierte.

Neu soll Puertas rund sechs Millionen Franken pro Jahr verdienen. Das macht ihn zu einem der bestbezahlten Schweizer Fussballer. «Er hat sich für die Zukunft abgesichert», sagt Yakin. Es liege an Puertas, den Rhythmus hochzuhalten, gelinge ihm das, sei es egal, wo er spiele.

Yakin schliesst Shaqiris Comeback nicht aus

Eigentlich sollte Yakin nur etwas zur Rückkehr Xherdan Shaqiris zum FCB sagen. Doch irgendwann landet er bei der Aussage, wonach er eine Rückkehr Shaqiris nicht ausschliesse.

Der 32-Jährige trat im Juli aus dem Nationalteam zurück, wenige Stunden bevor Yakin vor den Medien über seine Vertragsverlängerung reden wollte. Das Timing war ungünstig für den Trainer, dem Shaqiri die Schlagzeilen wegschnappte. Und spricht nicht für einen harmonischen Abgang des Stars. Und so dürften Yakins Worte vor allem eines sein: freundlich gemeint.