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Kampf gegen fünfte Welle
Schweizer Firmen wollen schneller handeln als die Politik

Abstand, Maske, keine Feiern: Viele Firmen setzen auf zusätzliche Schutzmassnahmen.  

Der zweite Corona-Winter beginnt, die Vorzeichen sind ähnlich, doch diesmal läuft das Reaktionsmuster in der Schweiz umgekehrt ab: Die Politik wartet, die Wirtschaft handelt. Es sind vorerst einzelne Unternehmen, die strenge Massnahmen einführen. Doch weitere dürften folgen.

Konzerne mit Pultarbeit sind vorgeprescht: In die Büros der Versicherungskonzerne Swiss Re und Zurich oder der Pharmariesen Roche und Novartis kommen die Angestellten nur noch mit Zertifikat. Die Firmen haben auf eigene Faust für ihre Angestellten am Schreibtisch eine 3-G-Pflicht verhängt. Swiss Re hat gar den Zutrittsbadge für Mitarbeitende ohne Immunitätsnachweis gesperrt.

Jede Firma soll selbst entscheiden

Nach den Bürobranchen folgen nun andere. «Wir haben unsere Lektion gelernt», sagt der Präsident von Hotelleriesuisse. Anders als vor einem Jahr lobbyiert Andreas Züllig nun nicht gegen schärfere Massnahmen. In seinem Hotel Schweizerhof in Lenzerheide müssen sich aktuell alle Ungeimpften alle drei Tage auf Covid testen lassen. Das geimpfte Personal ist einmal pro Woche dran. «Wir kontrollieren das auch», untermauert Züllig. Trotzdem müssen alle Angestellten weiterhin mit Maske arbeiten.
Züllig führt die verschärften Vorkehrungen zunächst nur in seinem eigenen Haus ein. Der Verbandspräsident will sie nun jedoch auch allen Schweizer Hotels empfehlen, über die generellen Schutzkonzepte hinauszugehen. Es gebe dafür aber keine allgemeinen Verbandsvorgaben, sondern jedes Haus müsse das für sich entscheiden, so Züllig.

Diesen Winter sollen Firmen im Angesicht der neuen Winter-Corona-Welle allein handeln. Weder Politik noch Verbände setzen auf allgemeine Vorschriften. Jedenfalls im Moment.

«Wir setzen auf eigenverantwortliche Corona-Schutzmassnahmen, denn sie sind es, die die entscheidende Wende bringen.»

Rudolf Minsch, Economiesuisse

Nicht nur der Bundesrat kann Verschärfungen beschliessen, sondern auch den Kantonen steht ein Instrumentenkasten dafür zur Verfügung. Derzeit ist jedoch noch kaum etwas passiert. Covid-Task-Force-Chefin Tanja Stadler betont, es sei egal, ob neue Vorschriften von der Politik oder auch von der Wirtschaft kämen, es gehe schlicht darum, dass sofort etwas unternommen werde, um Kontakte zu beschränken und die fünfte Welle einzudämmen.

«Wir setzen auf eigenverantwortliche Corona-Schutzmassnahmen, denn sie sind es, die die entscheidende Wende bringen», sagt Rudolf Minsch, der als Chefökonom von Economiesuisse für die Wirtschaft spricht. Er führt dafür ein Beispiel aus dem letzten Winter an: Noch bevor der Bundesrat damals den Lockdown verhängt habe, seien die Menschen bereits vorsichtiger geworden. Minsch folgert daraus, dass es harte allgemeine Massnahmen nur im äussersten Notfall brauche.

Einige Unternehmen haben schon selber Massnahmen ergriffen, denn sie wollen keine Massenerkrankungen und Produktionsausfälle riskieren.

Auf der gleichen Schiene argumentiert der Schweizerische Arbeitgeberverband. Er lehnt härtere allgemeine Massnahmen und eine erneute Homeoffice-Pflicht durch den Bund ab, wie Sprecher Fredy Greuter betont. Denn: «Die Arbeitgeber schöpfen in einer schwierigen epidemiologischen Lage das Potenzial der Arbeit zu Hause aus eigenem Interesse bereits so gut wie möglich aus.» Eine Pflicht zum Homeoffice bringe deshalb kaum einen Zusatznutzen und sei unverhältnismässig.

Der Arbeitgeberverband setzt nicht nur auf die einzelnen Firmen, sondern auch auf die einzelnen Arbeitnehmenden, die sich eigenverantwortlich schützen.

Absage der Weihnachtsfeiern bei Coop, SBB und Swisscom

Die anstehenden Weihnachtsessen wie auch andere Firmenanlässe sind ein Lackmustest. Für Firmen stellt sich dabei die Frage, ob sie stattfinden, und für die Angestellten, ob sie hingehen.

Einige Unternehmen haben auch hier schon die Reissleine gezogen, denn sie wollen keine Massenerkrankungen und Produktionsausfälle riskieren. Bei Roche in Basel müssen seit dieser Woche Anlässe jeglicher Art, die nicht aus geschäftlichen Gründen zwingend physisch durchgeführt werden müssen, nur noch virtuell stattfinden. Coop hat wegen der stark steigenden Zahlen ebenfalls Veranstaltungen abgesagt, darunter eine grosse Weihnachtsfeier in Basel.

Auch die SBB-Konzernleitung hat am Dienstag die geplanten Weihnachtsanlässe abgesagt. Diese seien normalerweise «ein schönes Zeichen der Wertschätzung», doch der Schutz der Mitarbeitenden stehe im Vordergrund, sagt SBB-Sprecher Martin Meier. Die Chefinnen und Chefs würden die Nähe zum Team in dieser Jahreszeit anderweitig pflegen.

Bei der Swisscom dürfen dieses Jahr ebenfalls keine Weihnachtsessen stattfinden: «Wir wissen, dass sich viele Mitarbeitende auf diese Teamanlässe, welche wir ursprünglich mit der 3-G-Regel durchführen wollten, gefreut haben. Das Risiko einer Ansteckung – gerade bei grösseren Feiern – erachten wir jedoch als zu gross», sagt Sprecherin Sabrina Hubacher.