Gelb-Rot für den Schweizer Captain«Was willst du für eine Antwort haben?» Nach dem Spiel verliert Xhaka fast wieder die Nerven
Granit Xhaka ärgert sich über das Verhalten der Dänen und den Fehler des Schiedsrichters. Aber er zeigt mit seinen Worten, dass er sich gewandelt hat – trotz seines Aussetzers.
Es ist der Moment, in dem die Stimmung zu kippen droht. In Kopenhagen geht es auf Mitternacht zu, als Captain Granit Xhaka nach dem 0:2 gegen Dänemark zum Auftakt der Nations League redet. Er hat bis dahin enttäuscht gewirkt, auch verärgert, wegen des Fehlers des Schiedsrichters, der kurz nach der Pause Nico Elvedi des Feldes verwies. Obwohl dieser nicht foulte, sondern gefoult wurde.
Aber Xhaka hat nicht die Fassung verloren. Nun jedoch ist er mit der Aussage konfrontiert, wonach ihm der Platzverweis nicht passieren dürfe. «Was willst du jetzt für eine Antwort haben?», entgegnet Xhaka. Er ist auf Angriff gebürstet, aber nur kurz. Dann sagt er: «Es ist passiert. Dass es nicht passieren darf, weiss ich auch. Aber es gibt leider Momente, da verliert man sich. Das ist bitter für mich selbst. Und bitter für die Mannschaft.»
Xhaka geht es um Respekt
Er hat die Kontrolle verloren. Weil die Dänen in der 82. Minute weiterspielen und in Führung gehen, obwohl Breel Embolo am Boden liegt und die Schweizer sie mehrmals vergebens auffordern, den Ball ins Aus zu befördern. «Was sie sich leisteten, hat nichts mit Respekt zu tun», findet Xhaka, gerade auch, weil sich die Schweizer in der ersten Halbzeit in einer ähnlichen Szene ans Fairplay gehalten hätten. Respekt, das Wort sagt er immer wieder. Ihn, den stolzen Chef, der sich über Ehre definiert, ihn ärgert kaum etwas so sehr wie fehlender Respekt.
Er legt sich mit den Dänen an, auch mit dem deutschen Schiedsrichter Daniel Siebert, er wird verwarnt. Doch das trägt nicht zu seiner Beruhigung bei, im Gegenteil: In der 87. Minute ist es so weit, dass sein Handeln Konsequenzen hat. Er foult Pierre-Emile Hojbjerg, sieht die zweite Gelbe Karte. Es ist sein insgesamt zweiter Platzverweis im 131. Länderspiel. Er fehlt am Sonntag im Spiel gegen Europameister Spanien gesperrt. «Ich glaube, ich habe mich in den letzten Jahren auf jeden Fall beruhigt», sagt er. «Aber ich bin ein Mensch, der sehr emotional ist, vor allem wenn es ungerecht läuft.»
Früher reagierte der Mittelfeldspieler auf Verfehlungen auch mal mit einer «Scheissegal»-Attitüde. Oder er drohte, keine «Scheiss-Fragen» zu beantworten. Diesmal zeigt er sich immerhin selbstkritisch. Anders als auf dem Platz behält er die Kontrolle.
Platzverweis überschattet Auszeichnung
Xhaka redet auf Hochdeutsch, als wolle er unterstreichen, zu welcher Persönlichkeit er in Leverkusen gereift ist. Hinter ihm liegt eine grandiose Saison mit dem Doublegewinn in Deutschland, seine Darbietungen an der EM waren ebenso stark. Das alles hat ihm am Mittwoch mit 29 weiteren Spielern die Nomination für den Ballon d’Or eingebracht, die prestigeträchtige Trophäe, die der beste Fussballer der Welt erhält. Der 31-Jährige ist der erste Schweizer seit Kubilay Türkyilmaz, dem der Sprung unter die Auserwählten gelingt. Dem Stürmer wurde die Ehre 1996 zuteil. Aber das rückt in den Hintergrund. Weil Xhaka die Nerven verloren hat. In der Mixed Zone von Kopenhagen ist der Ballon d’Or kein Thema.
Stattdessen geht es auch um den Platzverweis Elvedis. «Das ist ein Riesenskandal», findet Xhaka. Der Schiedsrichter will sich nach dem Spiel in der Kabine den Schweizern erklären. Ob ihn dessen Erläuterungen interessiert hätten, wird Xhaka noch gefragt. Er sagt, der Schiedsrichter habe sofort gesehen, «dass wir überhaupt nichts von ihm hören möchten».
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