Fünf Tote in den USAPolizei: Schütze in Spital tötet Arzt wegen Rückenschmerzen
Gut eine Woche nach dem Schulmassaker in Texas hat ein Mann in Tulsa in einem Spital mit einer Schusswaffe Menschen getötet.
Gut eine Woche nach dem Massaker in einer Grundschule in Texas hat ein Mann im US-Bundesstaat Oklahoma in einem Spital vier Menschen und sich selbst erschossen. Ziel des Schützen sei sein Arzt gewesen, den er nach einer Operation für seine anhaltenden Rückenschmerzen verantwortlich gemacht habe, sagte Tulsas Polizeichef Wendell Franklin am Donnerstag. Der Täter habe am Vortag in einem Gebäude des St.-Francis-Krankenhauses ausser seinem Arzt eine weitere Ärztin, eine Rezeptionistin sowie einen Patienten getötet und sich dann selber erschossen. Er sei mit einem Sturmgewehr und einer Faustfeuerwaffe bewaffnet gewesen, die er am Tag der Tat beziehungsweise drei Tage vorher legal erworben gehabt habe.
Der Polizeichef sagte, beim Täter sei ein Brief gefunden worden, aus dem hervorgehe, dass er seinen Arzt «und jeden in seinem Weg» töten wolle. Das sei sein «klares Motiv» gewesen. Der Mann sei am 19. Mai in dem Spital von seinem Arzt am Rücken operiert worden und habe danach weiter Schmerzen gehabt. Am 31. Mai habe er einen weiteren Arzttermin gehabt. Am Tag darauf – dem Tag der Tat – habe er sich in einem Anruf über anhaltende Rückenschmerzen beklagt. Franklin sagte, drei Minuten nach dem Notruf seien erste Polizisten eingetroffen. Chefärztin Ryan Parker sagte, mehrere Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden, es werde aber niemand mehr im Krankenhaus behandelt.
Die USA werden derzeit von einer ganzen Serie von Taten erschüttert, bei denen Bewaffnete schiessen und mehrere Menschen töten. Das Weisse Haus kündigte an, US-Präsident Joe Biden wolle sich am Donnerstagabend zu den jüngsten Vorfällen äussern. Er wolle bei dem Auftritt unterstreichen, «dass der Kongress handeln muss, um vernünftige Gesetze zur Bekämpfung der Epidemie von Waffengewalt zu verabschieden, die jeden Tag Menschenleben fordert».
Erst am Dienstag vergangener Woche hatte ein 18-Jähriger an einer Grundschule in Uvalde im US-Bundesstaat Texas geschossen. Der Amokläufer verschanzte sich in einem Klassenraum und tötete 19 Kinder sowie zwei Lehrerinnen. Die Polizei steht wegen ihres späten Eingreifens dort massiv in der Kritik. Erst mehr als 75 Minuten, nachdem der Schütze das Feuer eröffnet hatte, drangen Einsatzkräfte in das Klassenzimmer ein und töteten den Amokläufer.
Wenige Tage zuvor hatte ein Schütze in Buffalo im US-Bundesstaat New York in einem Supermarkt zehn Menschen erschossen und drei weitere verletzt. Den Ermittlern zufolge war diese Tat rassistisch motiviert – 11 der 13 Opfer waren schwarz. Gegen den mutmasslichen Schützen sollte am Donnerstag in Buffalo Anklage erhoben werden. Die «Washington Post» berichtete, er werde in 25 Punkten angeklagt, darunter Inlandsterrorismus und Mord als Hassverbrechen.
Senat bereitet leichte Verschärfung des Waffenrechts vor
Besonders der Amoklauf von Uvalde hat die Debatte über eine Verschärfung der Waffengesetze in den USA einmal mehr angefacht. Der Demokrat Biden hat sich eindringlich dafür ausgesprochen. Viele Republikaner sperren sich aber seit Jahren gegen strengere Regularien, wie etwa ein Verbot von Sturmgewehren. Die USA haben seit langem mit einem riesigen Ausmass an Waffengewalt zu kämpfen. Im Jahr 2020 waren Schusswaffenverletzungen Todesursache Nummer eins für Kinder und Jugendliche in den USA, noch vor Verkehrsunfällen.
Eine parteiübergreifende Gruppe von Senatoren traf sich am Donnerstag erneut, um an einer politischen Antwort auf derartige Vorfälle zu arbeiten. Unter anderem sollen Anreize für die einzelnen Bundesstaaten geschaffen werden, Gerichten die Befugnis zu erteilen, potenziell gefährlichen Waffenbesitzern vorübergehend die Waffen abzunehmen.
Nachdem sich die Senatorengruppe konstituiert hatte, kam es im Bundesstaat Oklahoma zu einem weiteren tödlichen Schusswaffenangriff: Ein Bewaffneter stürmte am Mittwoch ein Klinikgelände, erschoss vier Menschen und anschliessend sich selbst.
Die gemässigte Republikanerin Susan Collins sagte, die Gruppe mache «schnelle Fortschritte». Der demokratische Senator Chris Murphy gab an, er habe beim Thema Waffenkontrolle «noch nie so viele gesprächsbereite Republikaner am Tisch gesehen.» «Es passiert gerade etwas anderes, und ich hoffe, dass es in einem Gesetzesentwurf für den Senat endet», sagte er dem Sender MSNBC.
Die Senatoren konzentrieren sich neben dem Waffenrecht vor allem auf die Sicherheit in Schulen und eine Stärkung der psychiatrischen Versorgung im Land. Im Senat verfügen Republikaner und Demokraten jeweils über 50 Sitze. Für die meisten Gesetze ist eine Mehrheit von 60 Sitzen nötig. Neben grossen Teilen der Republikanern blockieren teils auch Demokraten, zumeist aus ländlichen Gegenden, seit Jahren schärfere Waffengesetze.
Weitgehende Reformen scheinen auch jetzt weiterhin ausser Reichweite. Der Mehrheitsführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, sagte, das Problem seien «psychische Erkrankungen und Sicherheit in der Schule» – nicht Waffen.
Die Demokraten im Repräsentantenhaus wollen ein breiter angelegtes «Gesetz zum Schutz unserer Kinder» verabschieden, das etwa die Anhebung des Erwerbsalters für halbautomatische Waffen von 18 auf 21 Jahre vorsieht. Das Gesetzespaket wird voraussichtlich nächste Woche das Repräsentantenhaus passieren, wo die Demokraten in der Mehrheit sind, bevor es im Senat am Widerstand der Republikaner scheitert.
SDA/roy/oli
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