Erdstösse auf griechischer InselKommt das grosse Beben? Menschen flüchten von Santorini
Die Inselregion bebt fast ununterbrochen und tendenziell immer stärker, weshalb Seismologen mit dem Schlimmsten rechnen.
Mehr als 200 Beben binnen 48 Stunden haben die griechische Insel Santorini und die umliegenden Eilande erschüttert. Die Erdbebenserie begann bereits am 24. Januar. Die Experten können keine Entwarnung geben, zumal die Erdstösse in der Stärke tendenziell ansteigen.
Die Erdbeben erreichten demnach Magnituden zwischen 3,0 und 4,7 auf der Richterskala. Das weise darauf hin, dass das Hauptbeben bislang nicht stattgefunden habe, sagen die Seismologen gegenüber griechischen Medien. Viele Einwohner haben die beliebte Ferieninsel im östlichen Mittelmeer bereits verlassen, stattdessen ist der Katastrophenschutz eingetroffen.
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«Wir haben ein sehr intensives geologisches Phänomen zu bewältigen», sagte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis in Brüssel. Er forderte die Inselbewohner auf, Ruhe zu bewahren und auf die Anweisungen des Katastrophenschutzes zu hören.
Per Mobiltelefon wurde auf Santorini vor der Gefahr von Felsstürzen gewarnt. Die Behörden untersagten den Zugang zu einigen Küstengebieten, einschliesslich des alten Hafens der Insel.
Inselbewohner: «So etwas habe ich noch nie erlebt»
Die Nacht auf Montag haben Santoriner im Freien oder in ihren Autos verbracht, berichtete die Zeitung «To Proto Thema». Die Fähren in Richtung Piräus und Athen seien voll und Flüge zum Teil bereits ausgebucht.
Die Häufigkeit der Erdstösse beunruhigte Anwohner und Touristen. «So etwas habe ich noch nie erlebt – alle zehn bis 20 Minuten ein Erdbeben», sagte Michalis Gerontakis, der auch Leiter des Philharmonischen Orchesters von Santorini ist. «Alle sind beunruhigt, auch wenn einige von uns es verbergen, um keine Panik zu verursachen.»
«Wir hatten schon früher Erdbeben, aber nie so etwas wie dieses. Das fühlt sich anders an», sagte Nadia Benomar, eine marokkanische Reiseleiterin, die seit 19 Jahren auf der Insel lebt. Sie kaufte am Montag ein Fährticket für die nahe gelegene Insel Naxos. Sie brauche ein paar Tage, um sich zu beruhigen, sagte sie.
Die griechische Regierung hielt am Sonntagabend eine Krisensitzung ab. Einheiten des Katastrophenschutzes wurden vorsorglich nach Santorini geschickt, auch das Militär bereite sich auf einen möglichen Hilfseinsatz vor, berichtete der Nachrichtensender ERTnews.
Rettungsteams der Feuerwehr trafen am Sonntag auf Santorini ein und errichteten Zelte neben dem grössten Krankenhaus der Insel.
Die Behörden bitten die Anwohner, sich an die Notfallpläne und Anweisungen zu halten; so bleiben Schulen geschlossen, Veranstaltungen sind untersagt. Wegen der Gefahr von Tsunamis bei einem schweren Beben soll man sich nicht in Hafen- und Küstennähe aufhalten.
Ausserdem sollen Pool-Besitzer ihre Wasserbecken leeren – das Poolwasser könnte bei einem schweren Beben derart in Bewegung geraten, dass noch mehr Schäden verursacht würden. Selbst Vulkanausbrüche können die Fachleute nicht ausschliessen – diese könnten durch mögliche schwere Erdstösse verursacht werden.
Erinnerungen an 1956 werden wach
«Der Alptraum von 1956 kehrt zurück», titelte die Zeitung «Ta Nea» am Montag. Damals hatten zwei Beben der Stärke 7,7 und 7,2 sowie die darauffolgenden Tsunamis in der Region Dutzende Opfer gefordert und schwere Schäden verursacht. (Erfahren Sie in diesem Bericht, warum die Erde in Griechenland so häufig bebt.)
Rund um Santorini befinden sich neben einem spektakulären Krater des Vulkans der Insel auch andere Vulkane unter der Meeresoberfläche sowie jene tektonischen Platten, die durch ihre Bewegungen starke Erdbeben verursachen können.
DPA/bor
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