Grausiger Fund im MuseumsbüroDieses Buch ist in die Haut eines britischen Mörders gebunden
Im 19. Jahrhundert wurden Verbrecher gedemütigt, indem deren Haut nach ihrer Hinrichtung zum Einfassen von Büchern verwendet wurde. Der neuste Fund löste in England eine Kontroverse aus.
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- Museumskuratoren entdeckten zufällig ein Buch, das in die Haut eines Mörders gebunden ist.
- Das Buch lag jahrzehntelang unbemerkt neben gewöhnlichen Werken im Bücherregal.
- Im 19. Jahrhundert war die Verwendung von Menschenhaut als Bucheinband eine Bestrafung.
- Das Museum plant trotz ethischer Bedenken anderer Institutionen, das Buch auszustellen.
In einem britischen Museumsbüro wurde ein schauriger Fund gemacht: ein Buch, das in die Haut eines der berüchtigtsten Mörder Grossbritanniens gebunden ist.
Das Werk soll aus der Haut von William Corder gefertigt sein. Er wurde im Jahr 1827 für den Mord an Maria Marten im sogenannten Red Barn Murder verurteilt. Das Buch wird nun im Moyse’s Hall Museum im britischen Städtchen Bury Saint Edmunds ausgestellt.
Fund des Buchs löst Kontroverse aus
Dan Clarke, Kulturerbe-Beauftragter des Museums, sagte der BBC, die Bücher hätten einen «unglaublich wichtigen» historischen Wert. Trotzdem ist die Ausstellung von Büchern, die in menschliche Haut gebunden sind, nicht unumstritten. Der britische Autor Terry Deary etwa bezeichnet die Bücher als «widerliche Artefakte» und sagte, er würde solche Bücher gerne verbrennen.
Die Geschichte des Mordes von 1827 im englischen Dorf Polstead schockierte einst das georgianische Grossbritannien: Die am häufigsten erzählte Version des Red Barn Murder ist, dass William Corder eine Affäre mit seinem späteren Opfer Maria Marten hatte.
Der Erzählung nach lockte er sie unter dem Vorwand zu einem lokalen Wahrzeichen, damit sie anschliessend gemeinsam fliehen und heiraten könnten. Doch Corder erschoss Maria Marten und vergrub ihre Leiche in einem Stall. Er wurde schliesslich gefasst und öffentlich hingerichtet.

Seine Leiche wurde seziert, ein Teil seiner Haut wurde verwendet, um ein Buch zu binden, das die Geschichte seines Prozesses erzählt. Dieses Buch wurde bereits seit 1933 im Museum ausgestellt.
In Haut gebundenes Buch jahrzehntelang unentdeckt
Vor kurzem durchsuchten Kuratoren den Museumskatalog und stellten fest, dass ein zweites Buch übersehen worden war. Es war vor Jahrzehnten von einer Familie gespendet worden, die enge Verbindungen zu jenem Chirurgen hatte, der Corders Körper seziert hatte.
Das Buch befand sich nicht in den Museumslagern, sondern auf einem Bücherregal im Büro, neben anderen Büchern, die in herkömmliche Materialien gebunden waren. Im Gegensatz zum ersten Corder-Buch befindet sich die Haut beim zweiten Buch nur auf dem Einband und an den Ecken des Buches.
Mit den Büchern wurden Verbrecher bestraft
Im 19. Jahrhundert wurden offenbar öfters Bücher in menschliche Haut gebunden, um hingerichtete Verbrecher zu bestrafen: «Schlimmer als der Galgen war der Gedanke, dass ihr Körper nach dem Tod seziert würde», erklärte der Autor Terry Deary, der sich intensiv mit der Geschichte britischer Verbrechen befasste.

Im März 2024 entfernte die US-amerikanische Harvard-Universität die Hautbindung von einem Buch aus dem 19. Jahrhundert in ihrer Bibliothek – «wegen der ethisch belasteten Natur der Herkunft des Buches und seiner späteren Geschichte».
Davon will man im Moyse’s Hall Museum nichts wissen. Kulturerbe-Beauftragter Clarke findet, dass man «menschliche Überreste in jedem Museum im ganzen Land» finden würde. In seinen elf Jahren im Museum habe es keine einzige Beschwerde über das erste Buch gegeben.
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