Kurssturz bei Banken und BitcoinSchockwellen auf den Finanzmärkten: Was ist da los?
An der Börse brechen Finanztitel ein. Davon sind auch die UBS und die Credit Suisse betroffen. Die angeschlagene Silicon Valley Bank kollabierte sogar. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Es sind keine guten Tage für Anlegerinnen und Anleger. Alleine am Donnerstag haben die vier grössten Banken der USA an der Börse insgesamt gut 50 Milliarden Dollar an Wert verloren. Am Freitag setzte sich der Ausverkauf in Europa und der Schweiz fort. Die UBS und die Credit Suisse verlieren im Tagesverlauf mehr als 5 Prozent. Was ist geschehen?
Was steckt hinter den Verlusten?
Ausgelöst wurden die aktuellen Schockwellen im Finanzsektor durch eine eigentlich ziemlich kleine Bank aus Kalifornien. Die Silicon Valley Bank verwaltet Kundengelder im Umfang von gerade einmal 342 Milliarden Dollar. Sie hatte zuvor mitgeteilt, dass sie neues Kapital in der Höhe von 2,25 Milliarden Dollar aufnehmen will. Am Donnerstag verloren die Aktien rund 60 Prozent ihres Wertes.
Es gelang der Bank jedoch am Freitag nicht, den Ausverkauf zu stoppen. Die Aktien wurden vom Handel ausgesetzt, nachdem die Kapitalerhöhung scheiterte. Am Freitagabend Schweizer Zeit vermeldete «Bloomberg», dass die Bank unter Insolvenzverwaltung gestellt wurde.
Zudem ist der Kollaps der Kryptobörse FTX vom November noch nicht ganz ausgestanden. Weil Kundinnen und Kunden Gelder in der Höhe von mehreren Milliarden Dollar abgezogen hatten, musste die US-Kryptobank Silvergate diese Woche ihr Geschäft einstellen. Anlegerinnen und Anleger warfen daher Kryptowährungen auf den Markt. Der Bitcoin fiel unter die Marke von 20’000 Dollar.
Zur unsicheren Gemengelage tragen auch Aussagen von Jerome Powell bei. Der Chef der US-Notenbank hatte am Dienstag angekündigt, dass die Zinsen in den Vereinigten Staaten stärker und schneller als erwartet steigen könnten. Zinssensible Anlagen wie Kryptowährungen oder Technologieaktien geraten dadurch jeweils besonders unter Druck.
Warum ist die Bank in Schieflage geraten?
Die Silicon Valley Bank hat sich auf die Finanzierung von Start-ups aus der Techbranche spezialisiert. In der Vergangenheit hat sie sehr stark von den tiefen Zinsen der US-Notenbank profitiert, zahlreiche Techunternehmerinnen und -unternehmer haben Gelder bei der Bank parkiert.
Seitdem die Zinsen steigen, gibt es deutlich weniger Risikokapital. Kundinnen und Kunden haben daher begonnen, im grossen Stil Gelder von der Bank abzuziehen und ihr Vermögen bei Finanzinstituten anzulegen, wo sie höhere Zinsen dafür bekommen.
Um diese Abflüsse verkraften zu können, musste die Silicon Valley Bank Wertpapiere aus ihrem Portfolio von rund 21 Milliarden Dollar verkaufen. Dabei hat sie hohe Verluste erlitten, die nun die Kapitalerhöhung nötig machten.
Wie gross ist die Gefahr einer weiteren Ansteckung?
Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich das nur schwer abschätzen. Ein Teil der Probleme der Silicon Valley Bank rührt von einem zu risikoreichen Bilanzmanagement her. Anstatt Kredite zu vergeben, hat sie einen grossen Teil ihrer überschüssigen Liquidität in Wertpapiere gesteckt. Diese hat sie zu einer niedrigen Verzinsung gekauft. Mit den steigenden Zinsen sind die Papiere nun 15 Milliarden Dollar weniger wert als zum Zeitpunkt, an dem sie die Silicon Valley Bank gekauft hat.
Eine Gefahr könnten solche Buchverluste vor allem für kleinere Banken darstellen. Grossbanken wie J. P. Morgan, Wells Fargo und Bank of America in den USA oder UBS und die Credit Suisse in der Schweiz haben zwar auch Anleihen auf der Bilanz, die nun im Wert gesunken sind. Sie sind allerdings breiter aufgestellt.
Insbesondere systemrelevante Banken müssen seit der Finanzkrise 2008/09 spezielle Anforderungen zu Kapitalausstattung und Liquidität erfüllen. Diese haben unter anderem zum Ziel, Banken vor starken Geldabflüssen zu schützen.
Wie gross sind die Risiken für die Schweiz?
Zumindest an der Börse sind die Banken in der Schweiz und im übrigen Europa nicht von der Schockwelle aus den USA isoliert. Bezogen auf das Geschäft zeigen sich noch keine Auswirkungen. Die meisten Finanzinstitute haben im vergangenen Jahr von der Zinswende profitiert und einen höheren Gewinn erwirtschaftet.
Selbst die kriselnde Credit Suisse hat im vierten Quartal 2022 Abflüsse von Kundengeldern in der Höhe von 110,5 Milliarden Franken verkraftet. Auf Gruppenebene verfügt sie über ausreichend Liquidität und Kapitalisierung.
Trotzdem stecken für Schweizer Banken auch Risiken in der Zinswende. Das mit Abstand wichtigste Geschäft für die meisten ist die Vergabe von Hypotheken. Diese haben oft über mehrere Jahre fixe Zinsen. Zahlen sie auf der anderen Seite Sparerinnen und Sparern mehr Zinsen auf ihre Einlagen, erhöhen sich ihre Finanzierungskosten. Das kann den Gewinn der Banken schmälern.
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