Riesenslalom an der Ski-WMSchweizer erleben enttäuschenden Tag, ein Franzose siegt überraschend
Nach drei Ausfällen schon im 1. Lauf kann es Loïc Meillard in der Entscheidung für die Schweiz nicht mehr richten. Faivre gewinnt unerwartet.
Immerhin einer auf dem Podest spricht Schweizerdeutsch. Ganz links, da steht im azurblauen Anzug Luca de Aliprandini, Italiener aus dem Südtirol, er küsst seine Medaille und hängt sie sich um. Er hat Silber gewonnen im Riesenslalom, noch nie stand er davor auf einem Weltcup-Podest. Er sagt: «Das ist unglaublich.»
Für den 30-Jährigen ist es der glanzvollste Moment seiner Laufbahn. Im Zielraum steht Michelle Gisin und jubelt ihm zu, sie ist de Aliprandinis Partnerin, mehr Schweizer Bezug gibt es nicht bei der Medaillenzeremonie. Fast fünf Stunden davor sagt Marco Odermatt: «Das ist der schwärzeste Tag meiner Karriere.»
Die Schweizer erleben am Freitag ein Debakel, in einem Rennen, für das sie sich mehr vorgenommen haben. «Wenn man die Trainings ansieht, müssten wir eigentlich zu Dritt auf dem Podest stehen», sagt Odermatt. Drei von vier Schweizern enttäuschen, Odermatt scheidet aus, Gino Caviezel und Justin Murisier ebenso.
Zweites Gold für Faivre, bitteres Out für Pinturault
Es bleibt Loïc Meillard, der Mann, der so gut in Form ist, der bei den Parallelrennen eigentlich hätte Gold gewinnen müssen, so stark war er den ganzen Tag unterwegs. Er scheiterte schliesslich am Reglement, gewann trotzdem Bronze. Nun muss auch er sagen: «Die Besten stehen ganz oben, sie haben es verdient.»
Er selbst gehört diesmal nicht zu ihnen, neben de Aliprandini stehen Marco Schwarz und Weltmeister Mathieu Faivre, diesmal sichtlich bewegter, als nach der Goldmedaille im Parallelrennen, wo er noch nicht richtig einordnen konnte, ob und was ihm dieser Titel bedeutet. Bitter war das Rennen für Faivres Landsmann Alexis Pinturault. Der Kronfavorit schied als Führender nach dem ersten Lauf in der Entscheidung nach wenigen Toren aus.
Niederlage für Schweizer Team im dümmsten Moment
Meillard ist Fünfter an diesem frühlingshaften Nachmittag, das Resultat sei für die Gruppe eine Enttäuschung. Die herbe Niederlage für das Schweizer Team kommt im dümmsten Moment, nämlich dann, als sie am wenigsten erwartet wird. Und dann, als sie unbedingt zu verhindern war, am wichtigsten Tag des Winters, dann, als es um die Medaillen geht und nicht um Punkte im Weltcup.
In jedem Riesenslalom dieser Saison stand mindestens ein Schweizer auf dem Podest. Nun ist da Ratlosigkeit, Enttäuschung und Wut. «Eine WM zum Vergessen», findet Caviezel. Die Bilanz der Schweizer Männer ist ernüchternd, die grossen Geschichten schrieben bisher die Frauen, sechs von neun Medaillen holten sie, den Männern bleiben die bronzenen von Meillard und Beat Feuz.
Der Slalom als letzte Chance
Meillard und Odermatt sind noch jung, gerade dem Nidwaldner kann dieser Rückschlag gut tun, besser, als er es nach diesen zwei Wochen in Cortina wohl denken mag. Für ihn ist es bisher so steil nach oben gegangen im Weltcup, dass irgendwann eine Enttäuschung kommen musste.
Und Meillard hat am Sonntag die Chance, im Slalom seine dritte Medaille zu holen. Und die Bilanz der Männer so fast im Alleingang zu retten.
14 Roenngren (SWE)
Auch Roenngren ist out. Er schafft es auf der Piste zwar weiter nach unten als Kollege Solheim, aber bis über die Ziellinie eben auch nicht.
13 Solheim (NOR)
Der Norweger scheidet bereits nach den ersten Toren aus. Früher Feierabend für Solheim.
In Gedanken sind wir ...
... eigentlich schon alle bei Meillard, oder? Gerne möchten wir wieder so ein Bild sehen, wie nach dem Parallelrennen und der Kombi, als der Walliser schon je eine Medaille gewann.
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12 Borsotti (ITA)
Der Italiener scheidet aus. Beim Sturz verliert er einen Ski, doch er scheint unverletzt zu sein.
11 Zampa (SVK)
Und hier kommt der zweite Herr Zampa. Adam Zampa fährt stark, markant besser als sein Bruder Andreas, und übernimmt mit 1,3 Sekunden Vorsprung die Spitze. «Yess», schreit er im Zielraum. Ja, dadurch kann er wohl einige Ränge gutmachen.
10 Muffat-Jeandet (FRA)
Der Franzose setzt sich mit einer sauberen Fahrt an die Spitze.
9 Kryzl (CZE)
Kryzl ist nicht zufrieden im Zielraum. Der Tscheche mit acht Zehnteln Rückstand auf dem fünften Zwischenrang.
8 Franzoni (ITA)
Der Italiener bietet dem Führungsduo die Stirn: Franzoni liegt mit 37 Hundertsteln Vorsprung neu an der Spitze.
7 Nestvold-Haugen (NOR)
Genau gleich schnell! Der Norweger fährt ex aequo mit Hadalin ins Ziel.
Aber sehen Sie sich mal diese Abstände schon nach sieben Fahrern an:
6 Zampa (SVK)
Der erste von den zwei Zampa-Brüdern. Zuerst kommt Andreas Zampa, mit der Startnummer 11 folgt dann Adam.
Andreas Zampa fährt im steilen Gelände gut, unten unterläuft ihm aber ein Fehler. Dadurch verliert er über eine Sekunde.
5 Kato (JPN)
Der einzige Asiate unter den besten 30, Seigo Kato aus Japan, kommt ganz nahe an Hadalin ran. Nur zwei Hundertstel Rückstand.
4 Ortega (ESP)
Auch der Spanier kommt nicht an Hadalin vorbei. Der Slowene an der Spitze hat immer noch zwei Sekunden Vorsprung.
3 Gravier (ARG)
Nun kommen wir zum Küken dieses zweiten Laufs. Tiziano Gravier ist erst 19 Jahre alt und kommt aus Argentinien. Eine spannende Figur, die aber drei Sekunden auf Hadalin verliert.
2 Hadalin (SLO)
Hadalin gelingt dieser zweite Lauf um einiges besser als noch der erste Durchgang und kann den Vorsprung auf Drukarov auf über vier Sekunden (!) ausbauen. Haben wir nicht gerade von grossen Abständen gesprochen?
1 Drukarov (LTU)
Die Entscheidung ist eröffnet!
Der Litauer Drukarov ist zwar gerade noch unter den besten 30 klassiert, hat aber schon fünfeinhalb Sekunden Rückstand. Die Abstände sind hier riesig. Er fährt mit einer Gesamtzeit von 2:45.89 ins Ziel.
Traumhaft
Das Wetter sieht weiterhin super aus in Cortina. Wir hoffen, dass Meillard heute Nachmittag etwas zur Traumstimmung beitragen wird.
Die Startliste
Nur ein Schweizer verbleibt in der Entscheidung: Loïc Meillard startet mit der Nummer 26.
Wie gewohnt starten zuerst die langsamsten Fahrer der Top 30 in den 2. Lauf. Allerdings dürfen nach dem Führenden, nach Pinturault mit der Nummer 30, auch noch die Athleten rangiert von Platz 31 bis 60 aus dem 1. Lauf starten — eine Besonderheit der WM. Der Medaillenkampf wird dann aber entschieden sein.
Vor dem 2. Lauf
Willkommen zurück! Langsam haben wir uns vom morgendlichen Schock und den drei Schweizer Outs (halbwegs) erholt. Lesen Sie hier, was Odermatt, Murisier und Caviezel zu ihren Ausfällen im 1. Lauf sagen.
Jetzt machen wir uns bereit für den 2. Durchgang, er startet um 13.30 Uhr.
Zwischenfazit nach dem 1. Lauf: Schweizer Misere
So, die besten Fahrer sind unten. Oder im Falle der Schweiz: Die besten Fahrer sind draussen. Drei Viertel des starken Schweizer Riesenslalom-Teams sind ausgeschieden. Marco Odermatt, Justin Murisier und Gino Caviezel brachten ihren Lauf alle nicht ins Ziel. Das ist ganz bitter. «Die grösste Enttäuschung meiner Karriere», sagt Odermatt.
Die Hoffnung liegen damit einzig noch auf Loïc Meillard, der einen starken Auftritt zeigte und mit 1,25 Sekunden Rückstand auf dem fünften Rang steht.
Pinturault führt
An der Spitze führt der Franzose Alexis Pinturault überlegen. Direkt dahinter folgt Überraschungsmann Luca de Aliprandini (+0,40s). Der Italiener, der Schweizerdeutsch spricht und Lebenspartner von Michelle Gisin ist, fuhr ganz stark und könnte heute einen Exploit schaffen. An dritter Stelle steht der Deutsche Alexander Schmid.
Der zweite Lauf, noch mit einem Schweizer, startet um 13.30 Uhr.
Die drei Schweizer Ausfälle
Wer sich traut, wer sich das antun will: Hier sind die drei Schweizer Ausfälle im Video.
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