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Tourismus in Kroatien
Schluss mit dem Lärm – Dubrovnik will Rollkoffer verbieten

Die Altstadt von Dubrovnik leidet unter «Overtourism». Ein Verbot von Rollkoffern soll nun Ruhe schaffen. 
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Alte Fassaden aus hellem Stein, blaues Meer, kleine Bars: Wer künftig einen Rollkoffer vor dieser Kulisse durch die pittoresken Strassen der Altstadt von Dubrovnik rollt, um hier zu übernachten, sollte vorsichtig sein. Bis zu 265 Euro Strafe muss man zahlen, wenn man mit Gepäck auf Rädern erwischt wird. Das hat der Bürgermeister der kroatischen Küstenstadt, Mato Franković, laut dem Onlinemagazin «Travel Tomorrow» auf einer Bürgerversammlung verkündet.

Strafe fürs Kofferrollen, Drehkreuze für Stege, Eintrittskarten für Fussgängerzonen - Städte und Gemeinden werden immer kreativer darin, wie sie mit sogenanntem Overtourism umgehen, erst recht, seitdem durch Instagram einzelne Orte weltberühmt werden.

«Overtourism» gefährdet Weltkulturerbe

Für Dubrovnik ist die Not so typisch wie verständlich. Weil die Stadt in der populären TV-Serie «Game of Thrones» als Kulisse diente, kamen in den vergangenen Jahren teils 27’000 Gäste pro Tag auf 42’000 Einwohner. Doch die Strassen in der Altstadt sind oft nicht nur eng. Sie ziert altes Kopfsteinpflaster, ein Strassenbelag, der von Experten regelmässig als «der lauteste» bezeichnet wird und der das «Klock-klock» der Rollkoffer steigert.

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Weil kurz sogar der Unesco-Weltkulturerbe-Titel in Gefahr war, profiliert sich Bürgermeister Franković nun als Kämpfer gegen den Übertourismus. Schon seit 2019 können nur zwei Kreuzfahrtschiffe pro Tag anlegen, seit Jahren dürfen Restaurants immer weniger Tische draussen aufstellen. Das Kofferverbot gehört zu einem Massnahmenpaket.

Boomen künftig Massagestudios, weil alle erst mal Rückenschmerzen haben nach der Ankunft im Hotel?

Künftig müssen auch Bars Geldstrafen zahlen, deren Gäste zu laut sind. Doch man will nicht nur verbieten und beschränken: Mittelfristig, heisst es zum Gepäck, wolle man es am Flughafen zentral einsammeln und auf die Unterkünfte verteilen.

Das Verbot in der jetzigen Form wirft viele Fragen auf: Was ist mit Menschen, die keinen Rucksack tragen können? Wie will der Lieferservice in die über Airbnb gemietete Wohnung kommen? Und: Boomen künftig Massagestudios, weil alle erst mal Rückenschmerzen haben nach der Ankunft im Hotel?

Mittelfristig will Dubrovnik nicht nur Rollkoffer, sondern gleich sämtliche Gepäckstücke von seinen Strassen verbannen. Das Gepäck soll zukünftig zentral vom Flughafen ausgeliefert werden. 

Wer nun schreien mag, es sei Rollkofferdiskriminierung, dem sei gesagt: Die 2-Koffer-Gesellschaft ist zeitlich begrenzt. Mittelfristig sind laut «Travel Tomorrow» in Dubrovnik überhaupt keine Gepäckstücke mehr auf den Strassen erlaubt, egal ob getragen oder gerollt.

In Zukunft gehört zur Reisevorbereitung deshalb nicht nur abzumessen, ob der eigene Koffer noch ins Handgepäck beim Flugzeug darf. Sondern grundsätzlich zu definieren, was ein Gepäckstück ist. Manche voll ausgestattete Handtasche, aus Gründen «Shopper» genannt, könnte in Dubrovnik durchaus unter Verdacht stehen.

Weil ausserdem mit dem zentralen Gepäckverteilservice der Stadt die Gefahr künftig gross ist, dass man öfter mal eine Tasche mit Männerhosen in Grösse 44 statt des eigenen Badeanzugs vors Hotelzimmer gestellt bekommt, wäre vermutlich ein anderes Vorgehen am einfachsten: Man lässt das Packen einfach weg. Zumal es womöglich schlicht günstiger ist, sich vor Ort mit Hosen und Zahnbürsten auszustatten, wenn die Fluglinien Gebühren für Gepäckstücke verlangen und gleichzeitig Strafen für deren Besitz am Zielort drohen.

Vielleicht ist alles auch ein grosses Missverständnis: Dubrovnik will gar nicht die Touristen fernhalten – sondern auf eine perfide, langfristig gedachte Form die lokale Wirtschaft fördern.