Kolumne «Miniatur des Alltags»Schluck für Schluck durch Kopenhagen
Die Coronavirus-Pandemie zwingt uns seit Monaten dazu, zu Hause bleiben. Reisen kann Redaktorin Fabienne Sennhauser trotzdem.
Durch die Corona-Pandemie und das empfohlene Homeoffice ist es in den Redaktionsräumlichkeiten bisweilen fast gespenstisch ruhig. Doch der Schein trügt. Jene Mitarbeiter, die das Newsdesk am Laufen halten, kommen manchmal ganz schön ins Schwitzen: Eine Videokonferenz jagt die andere, und es gilt, trotz x Chatkanälen den Überblick zu behalten. Kleine Inseln schaffen die Gänge zu Kaffeemaschine und Wasserkocher. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Als ich mich neulich an meinem frisch aufgegossenen Tee nippend zurück an den Computer setzte, ereilte mich ein Flashback, wie ich es selten erlebt habe. Mehr zufällig denn bewusst hatte ich zur Apfel-Zimt-Mischung gegriffen. Just diese Sorte hatte mir und meiner besten Freundin vor einigen Jahren eine Reihe regnerischer Herbsttage im windigen Kopenhagen versüsst.
Während also die Kollegen um mich herum über den Themen der nächsten Ausgaben brüteten, blitzte vor meinem inneren Auge das Bild der kleinen Meerjungfrau auf, die an der belebten Uferpromenade der dänischen Hauptstadt auf einem Stein stoisch Wind, Wetter und Touristen trotzt. Gleich noch ein Schluck. Da die bunten Häuserfassaden am Nyhavn, dort der Rådhuspladsen, wo wir jeweils unsere Velos abstellten.
Als der Kollege schliesslich noch das Fenster öffnete – Corona gibt dem Stosslüften eine ganz neue Bedeutung –, war die Reise in die Vergangenheit perfekt. Auf unseren Fahrrädern kämpften meine Freundin und ich damals nämlich gegen eine ebenso kalte Bise, wie wir sie dieser Tage erleben.
Doch wie es so ist mit den Ferien: Sie sind meist viel zu schnell vorbei. Noch ein letztes Schlückchen Apfel-Zimt, noch einmal durch die Strøget, eine der längsten Fussgängerzonen Europas, schlendern, dann war es an der Zeit, von der Insel zurückzukehren.
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