Miniatur des AlltagsWir spazieren wieder
Auch an Weihnachten hat sich gezeigt: Ein Spaziergang tut gut. Besonders in Zeiten der Pandemie, wenn man sonst die lieben Angehörigen nicht hätte treffen können.
Früher war es klar: Auf das Sonntagsessen folgt der Sonntagsspaziergang. Entweder durch das Dorf, in den Wald oder ans Wasser – aber es wurde spaziert. In der Jugend wehrte man sich gegen diese Regel, und als junger Erwachsener mit eigenem Haushalt gab der Sonntagnachmittag mehr her als einen Spaziergang.
Doch nach diesem Jahr, das im Zeichen von Abstandhalten, Gesichtsmasken und der Schliessung von Freizeitangeboten stand, ist klar: Der Spaziergang ist ein sicherer Wert. Anstatt mit älteren Familienmitgliedern oder Freunden nur über Videoanrufe Kontakt zu halten, ging man mit ihnen ein Stück – Sicherheitsabstand vorausgesetzt.
Das hat seit März gut funktioniert und gutgetan – nicht nur der persönliche Kontakt und Austausch, sondern auch der Besuch von Orten, an denen man lange nicht mehr war. Zum Beispiel jene Feuerstelle, an der man in einem dieser endlosen Kindersommer gebrätelt hat. «Weisst du noch», sagt man zur Begleiterin, «wie das Nachbarskind mit der englischen Mutter damals hier einen Landjäger aufgespiesst und grilliert hat?»
Ein anderes Mal kommt man an der Stelle vorbei, an der man einmal mit dem Dreigangvelo gestürzt war und sich das Knie aufschlug. Die Halbmondnarbe sieht man heute noch auf der Haut. Vielleicht kann man das Musse nennen oder Achtsamkeit – weil es weniger zu tun gab dieses Jahr, war man weniger von sich abgelenkt.
Und schliesslich hat das Spazieren auch das Weihnachtsfest gerettet: Anstatt in der warmen Stube traf man sich am 25. warm eingepackt draussen. Thermoskannen mit Tee und Kaffee im Gepäck, Guetsli ebenso. Auch wenn wir nicht sangen, auf Gespräche und Nähe mussten wir nicht verzichten. Und in der Mitte des Spaziergangs fing es an, leicht zu schneien.
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