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Meinung

Desinformation im Netz
Was der Westen gegen Fake News aus Moskau tun kann

ARCHIV - 28.05.2022, Berlin: Ein Junge sitzt am Fenster und schaut auf sein Handy. Frankreich will eine Altersgrenze von 13 Jahren für soziale Medien einführen. (zu dpa: «Paus für mehr Kontrolle bei Mindestalter 13 für soziale Medien») (zu dpa: «Paus für mehr Kontrolle bei Mindestalter 13 für soziale Medien») Foto: Annette Riedl/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Annette Riedl)
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Meinungsbildung in einer Demokratie ist ein komplexer Vorgang. In der Präsidialverwaltung des Kreml hat man dieses Potenzial längst erkannt und nutzt es als Waffe. Recherchen eines internationalen Medienkonsortiums haben diese Woche die Strukturen offengelegt, die russischen Einflusskampagnen im Westen zugrunde liegen.

Die Fake-News-Profis registrieren im Regierungsauftrag sogar Lokalnachrichten über kommunale Mietmärkte, um Spaltungspotenzial gezielt zu nutzen. Sie schmuggeln falsche Identitäten in soziale Netzwerke, die dort dann vermeintliche Privatmeinungen aus dem angeblich echten Leben europäischer Bürger posten: Hetze gegen Geflüchtete etwa, oder sie schüren die Angst der Bevölkerung vor wirtschaftlicher Not und Beteiligung am Krieg in der Ukraine.

Spalten, verunsichern, destabilisieren, das sind die Ziele solcher Art hybrider Kriegsführung, die nicht viel kostet und gegen die man sich doch so schwer verteidigen kann. Mal mehr, mal weniger intensiv versuchen die Plattformen, solche oft automatisierten Scheinexistenzen zu erkennen und die Beiträge zu löschen. Dabei führen sie allerdings einen Kampf gegen eine Art Superhydra mit Millionen Köpfen, die schneller nachwachsen, als man «löschen» sagen kann.

Meinungsblasen sind ein Risiko

Was es den Meinungsmachern aus Moskau besonders leicht macht, ist die Bereitschaft inzwischen nennenswerter Teile der Gesellschaft, in ihren Meinungsblasen zu verharren. Statt sich mit der eigenen Haltung auseinanderzusetzen, dem Für und Wider, sucht man immer neue Bestätigung. Reels, Shorts, Memes, hingehuschte Karikaturen für die Zehn-Sekunden-Aufmerksamkeitsspanne gerade junger Menschen: So funktioniert das Internet wie eine Vorurteilsbestätigungsmaschine, es liefert, wonach man sucht und was man ohnehin schon glaubt.

Angesichts dieser Bedrohung der aufgeklärten, weil fundierten Meinungsbildung ist es umso wichtiger, dass Mediennutzung schon in der Schule gelehrt wird. Der schlimmste Fehler wäre es, Meinungsbildung den Fake-News-Profis aus Moskau zu überlassen.