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Umjubelter Besuch bei Macron
Merkels grosse Abschiedstour ist bald zu Ende

Abschied im Burgund: Angela Merkel wird am Mittwochabend von Emmanuel und Brigitte Macron (ganz links) empfangen. Beim Spaziergang durch das Städtchen Beaune jubeln ihr die Menschen begeistert zu.

Besondere Beziehungen, dachte sich Emmanuel Macron, erfordern besondere Abschiede. Also lud der französische Staatspräsident seine «Freundin» Angela und deren Mann Joachim Sauer am Mittwoch zu einem festlichen «privaten» Abendessen nach Beaune ein, in die Weinhauptstadt des Burgunds. Die Wahl weckte auf beiden Seiten Erinnerungen: 1993 hatten sich François Mitterrand und Helmut Kohl am selben Ort zu einem französisch-deutschen Gipfel getroffen und waren dabei durch das mittelalterliche Städtchen spaziert, den ehemaligen Sitz der burgundischen Herzöge.

Auf dem berühmten Schloss Clos de Vougeot, das als «Seele des Burgunds» gilt, wurden Macron und Merkel am Abend in die Confrérie des Chevaliers du Tastevin eingeführt, eine ehrwürdige burgundische Weinbruderschaft. Macron, mit 43 Jahren ein Vierteljahrhundert jünger als die scheidende deutsche Bundeskanzlerin, ehrte Merkel mit dem Grosskreuz der Ehrenlegion, Frankreichs höchster Auszeichnung. Zum Festessen, an dem auch Macrons Frau Brigitte teilnahm, gab es nicht nur edlen roten Burgunder zu trinken, sondern auch ein Klavierrezital zu hören. Merkel liebt Wein und Musik gleichermassen.

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Merkels Besuch bei Macron war Teil einer grossen Abschiedstour, welche die abtretende Kanzlerin in den fünf Wochen seit der Bundestagswahl quer durch Europa und zu einigen Nachbarn am Mittelmeer geführt hat. Viele Reisen verbanden Regierungsgeschäfte und persönliche Abschiede, insbesondere bei verschiedenen Gipfeltreffen: jenem der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union in Brüssel etwa, jenem der weltgrössten Industrieländer (G-20) in Rom oder jenem des laufenden Welt-Klimagipfels in Glasgow.

Die Kanzlerin und ihr möglicher Nachfolger: Am G-20-Gipfel in Rom führte Angela Merkel Olaf Scholz (links) bei den Mächtigen der Welt ein und nahm ihn auch zu den «Vieraugengesprächen» mit, etwa zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (Mitte).

Für Aufsehen hatte Merkel vor allem in Rom gesorgt. In einer Geste, die in angelsächsischen Medien als «Sensation» wahrgenommen wurde, führte die Christdemokratin den sozialdemokratischen Finanzminister Olaf Scholz bei den Mächtigen der Welt eigenhändig als ihren wahrscheinlichen Nachfolger ein. Sogar zu den «Vieraugengesprächen» mit dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden oder dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan setzte sie Scholz demonstrativ dazu. Viele Beteiligte und Beobachter sahen darin ein aussergewöhnliches Zeichen deutscher Regierungskontinuität.

In Griechenland war Merkel nicht immer gerne gesehen: Abschiedsbesuch bei Premierminister Kyriakos Mitsotakis Ende Oktober.

Merkel besuchte auf ihrer Abschiedstour auch schwierige Partner sowie Länder, in denen sie zeitweise verhasst war. In Athen erinnerte sie selbst daran, wie viel sie in der Eurokrise den Griechen «zugemutet» habe. Das sei ihr aber stets bewusst gewesen. Allerdings habe sie – anders als manche ihrer Parteifreunde – auch immer dafür gekämpft, dass Griechenland im Euroraum verbleiben könne. In Istanbul wurde sie von Erdogan, der sogar noch länger regiert als die Deutsche, am Ende fast wehmütig verabschiedet. Eine geduldigere Partnerin wird er in Berlin künftig schwerlich finden.

Abschied und Ehrung in Spanien: Merkel mit König Felipe VI. im Kloster von Yuste.

An vielen Stationen wurde die 67-jährige Merkel zum Abschied gefeiert und geehrt, in Spanien etwa durch den spanischen König Felipe VI. mit dem renommierten Europapreis «Karl V.» In Israel trat zu ihren Ehren das Kabinett geschlossen zu einer Sondersitzung zusammen. Die Medien würdigten «HaKanzlerit», der Israel immer eine Herzensangelegenheit war, als «beste Freundin in Europa».

Dem Papst sehr verbunden: Merkel mit Franziskus Anfang Oktober in Rom, rechts (mit oranger Krawatte) ihr Ehemann Joachim Sauer.

Auch Papst Franziskus, dem Merkel seit dessen Wahl 2013 herzlich verbunden ist, traf sie ein letztes Mal im Vatikan. Die Tochter eines protestantischen Pfarrers besuchte in ihrer 16-jährigen Amtszeit mehr katholische Päpste in Privataudienz als all ihre Vorgänger: allein Franziskus fünfmal, zuvor auch den deutschen Papst Benedikt XVI.

Merkel ist seit dem 26. Oktober nur noch geschäftsführende Kanzlerin. Ihre Amtszeit endet mit der Wahl des neuen Bundeskanzlers durch den Bundestag, wahrscheinlich in der zweiten Dezemberwoche.