Weissrussischer JournalistRoman Protassewitsch und Freundin in Hausarrest versetzt
Bei der Zwangslandung eines Ryanair-Flugzeugs wurde er verhaftet, nun ist Roman Protassewitsch in Hausarrest verlegt worden. Die Gründe sind noch nicht klar.
Der in Belarus bei einer Zwangslandung eines Ryanair-Flugzeugs festgenommene Blogger Roman Protassewitsch und seine Freundin Sofia Sapega sollen in Hausarrest verlegt worden sein. Das teilte die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja am Freitag in ihrem Exil in der EU mit. Auch die russische Botschaft in Minsk teilte mit, dass Sapega in Hausarrest versetzt sei.
Die britische BBC meldete unter Berufung auf Protassewitschs Vater, dass sein Sohn nicht mehr im Gefängnis sei. Eine Bestätigung von den Behörden in Minsk gab es zunächst nicht. Protassewitschs Mutter sagte, ihre in Minsk lebende Tochter sei am Donnerstagabend zu einer ihr angegebenen Adresse gefahren, habe Roman dort angetroffen und ihm Essen und Kleidung übergeben. Sapegas Anwalt sagte dem unabhängigen Internetsender Doschd, die 23-Jährige habe ihre Eltern in einem Restaurant in der Hauptstadt Minsk getroffen.
Allerdings gebe es Auflagen im Hausarrest. So dürfe sie nicht übers Internet kommunizieren und werde bewacht, sagte der Anwalt der Agentur Interfax. Er führte die Entwicklung auf ein Treffen von Russlands Staatschef Wladimir Putin mit Lukaschenko zurück.
Anklagepunkte bleiben bestehen
Nach Angaben von Kremlsprecher Dmitri Peskow haben allein die Behörden in Belarus die Entscheidung getroffen. Russische Diplomaten würden weiterhin die Interessen Sapegas vertreten.
Swetlana Tichanowskaja sprach von einer «guten Nachricht». Zugleich betonte sie: «Hausarrest – das ist keine Freiheit.» Protassewitsch und Sapega seien «Geiseln» des Systems von Lukaschenko, sie seien weiter angeklagt und stünden unter dem Druck ihrer Peiniger.
Die umstrittene Festnahme Protassewitschs und seiner Freundin hatte zu massiver Kritik im Westen geführt und zu neuen Sanktionen. Belarussische Behörden hatten am 23. Mai eine von Athen nach Vilnius fliegende Ryanair-Passagiermaschine zu einer Zwischenlandung in Minsk gezwungen. Der in dem Flieger reisende Blogger und Oppositionsaktivist Protassewitsch und seine Freundin Sapega wurden dann dort festgenommen.
Aussenministerium von Belarus droht Gegenreaktion an
Machthaber Alexander Lukaschenko sieht sich nach der Operation, bei der auch ein Kampfjet aufgestiegen war, wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Luftraum in der Kritik. Die EU hat nun weitreichende Wirtschaftssanktionen gegen die frühere Sowjetrepublik Belarus in Kraft gesetzt. Die neuen Sanktionen richten sich vor allem gegen Staatsunternehmen und sehen eine Beschränkung des Zugangs zum Kapitalmarkt der EU vor. Betroffen sind unter anderem Unternehmen, die mit Erdölerzeugnissen, Kalidüngemitteln und Waren zur Herstellung von Tabakprodukten Geld verdienen.
Das Aussenministerium von Belarus drohte erneut eine Gegenreaktion an, ohne aber konkret zu werden. «In den kommenden Wochen werden die von uns wiederholt angekündigten Vergeltungsmassnahmen schrittweise eingeleitet», hiess es in einer Mitteilung am Freitag. «Es ist höchste Zeit für europäische Politiker, sich klar zu machen: Druck und Sanktionen sind nicht die richtige Sprache, um mit Belarus zu reden.»
SDA/anf
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