Kolumne «Miniatur des Alltags»Röstigraben im Garten
Redaktorin Fabienne Sennhauser hat beobachtet, dass sich die Sprachgrenze auch in den Gärten der Schweizerinnen und Schweizer manifestiert.
Röstigraben, so lautet der umgangssprachliche Ausdruck für die Sprachgrenze zwischen Deutschschweiz und Romandie. Dabei geht es jedoch weniger um die Sprachbarriere, gemeint sind viel mehr die (oftmals nur gefühlten) kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Regionen.
Als jemand, der seit frühster Kindheit in beiden «Welten» lebt, erscheint mir das Leben in der Westschweiz tatsächlich oftmals etwas ungezwungener – aber auch ungeordneter. Der Soziologin in mir verpflichtet, versuche ich dennoch solche Stereotypen nicht einfach blindlings und auf reinem Gefühl basierend wiederzugeben.
Was eignet sich da besser als Bikeferien im Drei-Seen-Land – quasi ein Drahtseilakt auf der Sprachgrenze –, um handfeste Beweise für das Anderssein von Deutschschweizern und Romands zu finden.
Und tatsächlich bin ich, als ich Tag für Tag zwischen Bieler-, Murten- und Neuenburgersee herumpedalte, auf einen interessanten Unterschied gestossen. Und dieser findet sich in den Gärten der Schweizerinnen und Schweizer: Während mir im deutschsprachigen Gebiet Gartenzwerge in allen Farben und Grössen aus den frischgemähten Gärten entgegenblickten, traf ich in den frankofonen Regionen auf farbenfrohe Kakadus, Hühner, Bambis, Schafe oder Störche. Aber: So sehr ich auch suchte, kein Gartenzwerg weit und breit.
Den ultimativen Beweis für meine Beobachtungen aber fand ich schliesslich im familieneigenen Garten. Hier, wo mein Vater – quasi die perfekte Mischung aus Deutschschweizer Genauigkeit und welscher Ungebundenheit – das Sagen hat, lachen dem Besucher neben Herrn und Frau Gartenzwerg auch zahlreiche farbenfrohe Gestalten aus dem Tierreich entgegen. Dazwischen aber prangt ein grosser Gartenschrank. Unser ganz persönlicher Röstigraben.
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