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Kolumne «Miniaturen des Alltags»
Zelt mit Seeanstoss

Eine kleine Geschichte aus dem Alltag.
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Mit gezücktem Covid-Zertifikat und montierten Gummistiefeln strecke ich voller Freude meinen Arm über die Theke. Wenige Minuten später stehe ich mit Armband und breitem Grinsen auf dem Festivalgelände und entdecke zu meinem Glück schon kurz darauf meine Mitbewohnerin in der Masse. Einen Tag zuvor angereist, führt sie mich durch das Labyrinth aus Menschen und Bierdosen zur Wochenendresidenz unserer Gruppe: zwei kleine Zelte und ein wackeliger Pavillon.

Nur noch kurz den vollgepackten Rucksack ins Zelt schmeissen, dann stürzen wir uns ins Getümmel. Die erste Scheu ist schnell abgelegt und die Stimmung wird trotz leichtem Nieselregen immer ausgelassener. So ausgelassen, dass niemandem aufzufallen scheint, wie die Regenstärke dem allgemeinen Alkoholkonsum nachzieht und immer weiter ansteigt.

Die Konzertwiese verwandelt sich zunehmend in ein Sumpfgebiet, der Matsch spritzt bei jedem Sprung in die Höhe mit und findet so unverhofft vertikalen Zutritt in die Gummistiefel. Schnell setzt sich das Motto «Jetzt kommt es auch nicht mehr darauf an» durch, und es gibt kaum jemanden, der nicht lachend im Matsch herumtanzt.

Noch immer halb in Trance trampeln wir nach dem letzten Auftritt völlig durchgeweicht zurück zu unserem Zelt. «Jetzt schnell raus aus der klebenden Kleidung und in den warmen Schlafsack», ist mein einziger Gedanke. Doch dort angekommen, finden wir einen besetzten Pavillon vor. Eine kleine Gruppe hat sich darunter niedergelassen und blickt verunsichert in unsere Richtung. Einer aus der Gruppe zeigt auf einige schon halb im Sumpf versunkene Zelte unten am Hang. Entschuldigend murmelt er: «Sorry, unser Zelt hat leider schon Seeanstoss.»