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Meinung

Therapie gegen Augenkrankheit
Die Pharma braucht staatliche Lenkung

Suche nach neuen Medikamenten: Forschung in einem Labor von Roche.
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Es gibt zwei allgemeine Missverständnisse über die Pharmaindustrie: Sie betreibt keine Luxusforschung, sondern sucht nur nach Medikamenten für noch nicht behandelbare Krankheiten. Und: Sie entwickelt erfolgreiche Therapien so schnell wie möglich weiter.

Beides ist nicht der Fall, denn Pharmakonzerne orientieren sich wie andere Unternehmen an Markt- und Gewinnaussichten. Dies zeigt das Beispiel der Augenspritzen gegen die weitverbreitete feuchte, altersbedingte Makuladegeneration (AMD). 

Der Schweizer Pharmariese Roche konkurriert hier mit dem deutschen Bayer-Konzern um den Milliardenmarkt bei AMD. Dieser wächst stetig, da die Bevölkerung in Industriestaaten älter wird. Beide Firmen haben schon exzellente Medikamente auf dem Markt, doch sie lancieren weitere. Patientinnen und Patienten bringt das eine zum Teil verbesserte Wirkung. Aber vor allem mehr Bequemlichkeit: Die Abstände, in denen sie die Spritze benötigen, verlängern sich auf bis zu 20 Wochen. 

Wir müssen uns fragen, ob wir uns ganz auf die Pharmabranche verlassen wollen.

Mehr Komfort für die Betroffenen ist gut, aber angesichts des medizinischen Bedarfs in anderen Bereichen unnötiger Luxus.

Bayer hat zudem mit der Weiterentwicklung gewartet, bis das Patent seines bisherigen Medikaments vor dem Ablauf steht und Roche mit einem neuen Therapieansatz auf den Markt kam. Roche wiederum hat sein um ein Vielfaches günstigeres Krebsmedikament Avastin nicht für die Anwendung bei AMD klinisch erprobt, obwohl es ebenso gegen die tumorartigen Wucherungen im Auge wirkt. Roche hätte sich damit selbst unterboten.

Der Pharmaindustrie können wir nicht vorwerfen, dass sie profitgetrieben ist. Als Gesellschaft müssen wir uns jedoch fragen, ob wir uns weiterhin ganz und gar auf sie verlassen wollen. Bei der Forschung nach dringend benötigten Antibiotika gegen multiresistente Keime greift die halbstaatliche, internationale Organisation GARDP jetzt schon ein. Die Industrie muss gelenkt werden, um sich am wirklichen medizinischen Bedarf auszurichten.