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Signa-Pleite und die Folgen
René Benkos Berater wurde in der Schweiz bespitzelt

FRANKFURT AM MAIN, GERMANY - OCTOBER 27: Rene Benko and Ernst Dieter Berninghaus during the GALERIA Opening Partner-Event at Frankfurt Hauptwache on October 27, 2021 in Frankfurt am Main, Germany. (Photo by Franziska Krug/Getty Images for GALERIA)
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In Kürze:
  • René Benkos ehemaliger Berater Ernst Dieter Berninghaus wurde bespitzelt.
  • Laut dem Wiener Magazin «News» wurde ein 39-seitiges Dossier mit privaten Finanzdaten erstellt.
  • Der israelische Besitzer einer privaten Detektivfirma bestätigt den Auftrag.

2016 holte der österreichische Immobilientycoon René Benko den damaligen Handelschef der Migros, Ernst Dieter Berninghaus, zu seiner Signa: Vom Büro in der Zürcher Bärengasse aus sollte der gebürtige Deutsche mit Schweizer Staatsbürgerschaft das Handelsgeschäft der Signa aufbauen. Mit Berninghaus als Berater holte sich die Signa in der Schweiz die Globus-Häuser, in Deutschland die Warenhausketten Karstadt und Galeria Kaufhof, in London das Nobel-Kaufhaus Selfridges.

Doch diametral zum Niedergang seines Imperiums wuchs bei Benko offenbar das Misstrauen. So sehr, dass er Berninghaus und seine Frau bespitzeln liess. Über einen ersten Verdacht, dass der Signa-Boss dafür eine israelische private Spionagefirma angeheuert habe, schrieb vor einigen Monaten das Onlineportal «Inside Paradeplatz».

Der Auftrag ging nach Israel

Jetzt schreibt das Wiener Nachrichtenmagazin «News» Details in seiner aktuellen Ausgabe: Benko habe dafür eine private, nachrichtendienstlich tätige Firma beauftragt, die einem ehemaligen Mitarbeiter des israelischen Inland-Geheimdienstes Shin Bet gehört. 

Am 10. Januar 2024 habe Benko auf seine offizielle Signa-Mailadresse ein 39-seitiges Dossier über Berninghaus erhalten, schreibt «News». Das Dokument liege «News» vor und eine Seite wird im Bericht faksimiliert. Für die Bespitzelung seien laut dem Magazin auch «offensichtlich unlautere Methoden» angewandt worden.

So würden sich in dem Dossier unter anderem die Übersicht über Transaktionen eines Aktiendepots bei einer Schweizer Kantonalbank finden. Das Depot gehörte einer Firma im Besitz von Frau Berninghaus. Wie die Israelis an geheime Bankdaten gelangten, ist unklar.

Wie diese Redaktion berichtete, hatte Berninghaus bereits während seiner Zeit bei der Migros Benko beraten und dafür über die Obwaldner Firma seiner Frau Honorare in Millionenhöhe erhalten. Die Geldflüsse hielten auch nach dem Wechsel von Dieter Berninghaus zur Signa an. Als sich 2023 die Milliardenpleite von Signa abzeichnete, war Berninghaus nicht mehr an Bord. Er hatte sich krankheitsbedingt zurückgezogen.

Signa Financial Services AG. Bärengasse 29 8001 Zürich.
23.10.2024
(RAHEL ZUBER/TAGES-ANZEIGER)

Warum Benko seinen ehemaligen Geschäftspartner ausspionieren wollte, ist nicht klar. Berninghaus hatte gute Kontakte zur thailändischen Central Group, die gemeinsam mit Benkos Signa die Globus-Gruppe und Selfridges gekauft hatte.

Fürchtete Benko ein Komplott? Mittlerweile haben die Thais sowohl das Kaufhaus in London als auch das operative Geschäft von Globus zur Gänze übernommen. Wer die Globus-Immobilien bekommt, ist noch unklar.

Moshe B. gründete laut Angaben auf der Website seine private Firma im Jahr 2001. In der Schweiz war B. laut seinem Linkedin-Profil von 2008 bis 2010 als Cyber-Security-Beauftragter einer Schweizer Industriefirma tätig.

Ein leeres Büro in Obwalden

Diese Redaktion erreicht Moshe B., als er gerade mit dem Auto durch die Schweiz fährt, zu einem Klienten in Liechtenstein, wie er sagt. B. bestätigt, dass er einen Auftrag erhalten habe, Informationen über Berninghaus zu sammeln, «aber nicht über seine Frau».

Man habe über einen Mittelsmann Informationen über Firmen in Obwalden erhalten, «und wir sahen, dass es ein leeres Büro ohne Aktivität war». Der Auftraggeber sei aus Asien gekommen, sagt B.: Namen könne er nicht nennen. René Benko habe er «niemals im Leben getroffen» und die im «News»-Artikel veröffentlichten Faksimile «stammen nicht aus unserem Report». 

«News» hält hingegen auch auf Nachfrage dieser Redaktion an der Darstellung fest: Moshe B.s Firma sei im Fall Berninghaus für René Benkos Signa tätig gewesen. Die Abrechnung sei über Benkos Vertrauensanwalt in Wien erfolgt. Dieter Berninghaus selbst möchte zu den Enthüllungen vorerst keine Stellungnahme abgeben. René Benkos Anwalt antwortet auf die Anfrage nicht.