Schweizer WarenhausgruppeGlobus geht ganz in thailändische Hände
Die Central Retail Corporation wird Alleineignerin. Zu den bisherigen 50 Prozent kommen die Aktien der Signa-Gruppe des österreichischen Pleitiers René Benko.
- Central Group übernimmt das gesamte operative Geschäft der Globus-Warenhäuser.
- Bislang besass sie bereits die Hälfte der Anteile, nun auch den Rest.
- Die Übernahme betrifft neun Häuser, darunter Genf, Basel, Bern und Zürich.
- Eigentümerstruktur der Immobiliengesellschaft von Globus bleibt unverändert.
Während Monaten wurde verhandelt, nun ist es so weit: Das operative Geschäft der Globus-Warenhäuser geht vollständig an die Central Group aus Thailand. Der Familie Chirathivat, die das Konglomerat kontrolliert, gehört bereits die Hälfte an Globus.
Gemeinsam mit der zahlungsunfähigen Signa des österreichischen Immobilieninvestors René Benko hatte sie die Warenhäuser 2020 je hälftig von der Migros übernommen. Nun übernimmt Central von Signa auch noch die restlichen 50 Prozent.
Damit werde das Geschäft aller neun Globus-Häuser in der Schweiz, darunter sieben Warenhäuser in Genf, Lausanne, Bern, Luzern, Zürich, Glatt und St. Gallen sowie die beiden im Bau befindlichen Häuser am Bellevue in Zürich und am Marktplatz in Basel, «in den alleinigen Besitz der Central Group übergehen», schreibt Globus in einer Mitteilung. Die Eigentümerstruktur der Immobiliengesellschaft von Globus Schweiz bleibe hingegen unverändert.
Central Group als loyaler Investor für Globus
«Wir freuen uns, dass Central Group die alleinige Eigentümerin unseres operativen Geschäfts wird», wird Globus-CEO Franco Savastano zitiert. Central Group sei ein loyaler Investor, der «ein tiefes Verständnis für unser Geschäft hat und unsere einzigartige Marktposition zu schätzen weiss».
Globus war bislang zusammen mit zwei Luxuswarenhäusern – Selfridges in London und Kadewe in Berlin – in der Signa European Invest Holding zusammengeschlossen, die ihren Sitz in Zürich hat. Kadewe wurde von den Thailändern im Juni 2024 übernommen. Für den Betrieb der Selfridges-Häuser wurde bisher noch keine Lösung gefunden.
Der Verkauf an die Investoren aus Thailand hatte sich bereits vor Monaten abgezeichnet, mehrere Male hiess es, die Vertragsunterzeichnung stehe kurz bevor. Der Globus hatte für die Central Group jedoch nicht erste Priorität. Dem Vernehmen nach zogen sich die Verhandlungen derart in die Länge, da die Investoren aus Thailand erst eine Lösung für Selfridges wollten. Hier ist zusätzlich noch der saudische Staatsfonds Public Investment Fund in die Verhandlungen involviert. Dieser prüft den Kauf der Signa-Anteile.
Gegen René Benko wird ermittelt
Die Signa Holding, die Dachgesellschaft von Benkos Immobilien- und Kaufhausimperium, musste im vergangenen November Insolvenz anmelden. Inzwischen sind Forderungen in Milliardenhöhe hängig; diese summierten sich auf 7,74 Milliarden Euro, wie vor kurzem bekannt wurde.
Ein Grossteil davon wird vom Konkursverwalter bestritten, die Entflechtung der wechselseitigen Verbindlichkeiten der mehreren Hundert Gesellschaften wird Gerichte und Konkursexperten allerdings noch während Jahren beschäftigen. Inzwischen wird gegen Benko und mehrere seiner Getreuen in Österreich ermittelt. Der Vorwurf lautet unter anderem auf Betrug.
Den Kaufpreis für die Magazine zum Globus haben die beiden Parteien nicht offiziell kommuniziert. Anzunehmen ist jedoch, dass die Central Group günstig zu den Luxuswarenhäusern kommt. Der Kaufpreis dürfte deutlich unter dem dem Preis zu liegen kommen, den die Central Group und Signa für den Globus bezahlt haben. 2020 haben sie ihn für rund eine Milliarde Franken übernommen.
Damit käme die Central Group günstig zu den Luxuswarenhäusern. Die Transaktion von 2020 beinhaltete neben dem operativen Geschäft allerdings auch acht Globus-Liegenschaften in Zürich, Basel, Bern und St. Gallen. Heute umfasst das Portfolio noch fünf Immobilien.
Diese sind aber deutlich werthaltiger als das reine Warenhausgeschäft. Benko hatte diese getrennt vom operativen Geschäft in luxemburgischen Gesellschaften parkiert. Diese liegen über zahlreiche Zwischengesellschaften in der Signa Prime, die Ende 2023 ebenfalls Insolvenz anmelden musste.
Wie es mit ihnen weitergeht, ist unklar. Die «SonntagsZeitung» hatte gestern berichtet, dass der Verkauf der Immobilien um einen Monat verschoben werde; der Sanierungsverwalter der Signa, die kreditgebenden Banken und die Central Group seien sich über den Preis nicht einig.
Central Group hat kein Interesse an kleineren Liegenschaften
Zudem ist die Central Group bislang nur am Kauf der Liegenschaft an der Zürcher Bahnhofstrasse interessiert. Das geht aus einem Bericht des Sanierungsverwalters der Signa Prime hervor. Die kleineren Standorte, wie etwa die Liegenschaft in Bern, sollen hingegen verkauft werden. Ein Sonderfall ist die Globus-Baustelle in Basel. Laut dem Bericht wird mit einem Verkauf erst nach der Fertigstellung 2026 gerechnet.
Wie viel die Central Group letztlich für den Globus an der Bahnhofstrasse zu zahlen bereit ist, ist fraglich. Nicht zuletzt muss sie sich mit den kreditgebenden Banken einigen, konkret einem Konsortium aus Kantonalbanken, welche für die Liegenschaft eine Finanzierung von 550 Millionen Franken gesprochen haben.
Denn, wie viel Wert eine Immobilie hat, wird zu einem grossen Teil von den Mietzinsen bestimmt, welche die Besitzer dafür verlangen können. Sinken die von Benko systematisch künstlich überhöhten Mieten, muss auch der Wert der Liegenschaften nach unten korrigiert werden. Für die Banken bedeutet der potenzielle Wertverlust ein Risiko. Denn sie haben für ihre Kredite die Immobilien als Sicherheiten. Werden diese deutlich unter Wert verkauft, kann das bei den Banken zu Abschreibungen führen.
Seit der Signa-Insolvenz wurde das gesamte Portfolio der Globus-Immobilien bereits deutlich abgewertet. Stand es Ende 2022 noch mit umgerechnet 1,25 Milliarden Franken in den Büchern, waren es 2023 noch 860 Millionen Franken.
Personal kann auf ruhigere Zeiten hoffen
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Globus-Warenhäuser bedeutet die Übernahme des Warenhausgeschäfts erst einmal, dass der weitere Betrieb gewährleistet ist. Was das für die Arbeitsplätze heisst, ist unklar. Dies hängt vor allem von den Plänen ab, die die Thais mit dem Warenhaus haben.
Ursprünglich sollten die Häuser vom gehobenen ins Luxussegment überführt werden. Dafür wurden verschiedene Standorte wie jener an der Bahnhofstrasse oder in Basel extra umgebaut. Am Zürcher Bellevue wird der Globus nach dem Abschluss der Umbauarbeiten durch den Immobilienkonzern PSP Ende 2024 wieder einziehen. Das war bereits vor der vollständigen Übernahme durch die Central Group klar.
Mit der neuen Strategie hatte Globus bisher aber noch keinen Erfolg. Globus-Chef Franco Savastano sagte in einem Interview mit dem Fernsehsender TeleZüri im Dezember 2023, dass Globus weiterhin rote Zahlen schreibe. Es würde aufgrund der Repositionierung «noch zwei bis drei Jahre dauern, bis wir in der Gewinnzone sind».
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