Situation nach Regen im Kanton ZürichFeuerwehr leistete seit Freitag 450 Einsätze
Die anhaltenden Regenfälle der letzten Tage haben bisher Schäden von rund zwei Milllionen Franken verursacht. Die Lage beruhigt sich langsam, aber noch nicht ganz.
Die Zürcher Feuerwehren stehen seit letztem Freitagmorgen im Grosseinsatz. Sie haben bereits weit über 450 Einsätze geleistet, wie am Montagnachmittag die Sicherheitsdirektion meldete.
Besonders betroffen waren im Kanton Zürich die Bezirke Affoltern, Dietikon, Zürich, Horgen, Meilen, Uster, Winterthur, Pfäffikon und Hinwil.
Bisher sechzig Schadenfälle
Bei der Gebäudeversicherung sind bis Montagmorgen um 10 Uhr über sechzig Schadenmeldungen aufgrund der starken Regenfälle in den vergangenen Tagen eingegangen. Sie geht momentan von einer Schadensumme von rund zwei Millionen Franken aus.
GVZ-Direktor Lars Mülli verspricht, dass die Schätzungsextertinnen und – experten die Schäden raschmöglichst aufnehmen.
Die Thur war im begradigten Abschnitt bei Altikon über die Ufer getreten. Die Thurbrücke wurde beinahe überspült.
Dem nahen Campingplatz Gütighausen direkt am Fluss hat der Regen auch arg zugesetzt. Ein grosser Teil der Stellplätze und die Campingwiese standen unter Wasser.
Wegen der regennassen Böden empfängt der Campingplatz vorläufig keine Besucherinnen und Besucher.
Insbesondere von der Mündung der Sitter bis zur Mündung in den Rhein war die Thur von Hochwasser betroffen. In Andelfingen wurden vorsorglich Brücken gesperrt, für den Fall, dass der Fluss über die Ufer tritt. Auch die Fussgängerbrücke über die Töss in der Gemeinde Freienstein-Teufen ist seit Sonntag gesperrt, weil sich Schwemmholz unter der Brücke an der Tössegg verkeilt und diese sogar verbogen hat.
Erdrutsch am Hirzel
In der Gemeinde Hirzel kam es am Montagmorgen zu einem Erdrutsch. Die Erdmassen blockierten die Verbindungsstrasse von Hirzel nach Sihlbrugg. Sie musste den ganzen Morgen über gesperrt werden. Weil einige Lastwagen nicht wenden konnten, mussten sie bis zur Räumung ausharren.
Am Zürichsee gilt noch bis Dienstag um 11 Uhr eine Hochwasserwarnung. Der Zürichsee hatte am Samstag tagsüber seinen Höchststand erreicht.
Auch die Limmat führt derzeit viel Wasser und hat eine starke Strömung. Zwischen Bürkliplatz und Landesmuseum verkehren nach wie vor keine Schiffe.
Hochstände am Rhein
Auch am Rhein bleibt die Situation angespannt. Die Tösseggbrücke bleibt gesperrt. Auf dem Rhein verkehren keine Schiffe.
Am Wochenende wurde wegen des Dauerregens für einige Gewässer des Kantons Zürich die Hochwasserwarnung ausgegeben. Inzwischen hat sich die Gefahr in der Nord- und der Ostschweiz gemäss Bund aber entspannt. Mit dem Nachlassen der Niederschläge habe bei vielen Flüssen der Rückgang des Wassers eingesetzt.
In Turbenthal kam es laut TCS am Samstag zu einem Erdrutsch zwischen Freckmünd und Schmidrüti. Die Kantonsstrasse wurde dort in beiden Richtungen gesperrt. Auch die Strasse zwischen Flaach und Ellikon am Rhein musste wegen Hochwasser geschlossen werden.
In Ellikon entschieden Fachleute am Freitagabend, dass sofort Sicherheitsmassnahmen getroffen werden müssen. Die Feuerwehr Weinland stellte im Verlauf des Abends vorsorglich Schutzwände auf, damit es im Dorf nicht zu Überflutungen kommt.
Die Herausforderung dabei ist die Logistik, wie ein Feuerwehrmann vor Ort sagte. «Es braucht ziemlich viel Material, und alles muss an die richtigen Stellen.» Per Traktor oder Gabelstapler wurden Stangen und Stützen angeliefert.
Einsatzkräfte schraubten diese in dafür vorgesehenen Gewinden im Boden fest. Auch Schläuche wurden verlegt, damit das ansteigende Grundwasser in den Rhein gepumpt werden kann. Innert weniger Stunden konnte das Dorf so gesichert werden.
Die mobile Anlage war zuletzt etwa im Juli 2021 im Einsatz. Auch im Juni 2013 sowie im Juni 2016 wurde sie installiert. Hochwassergefahr besteht im Dorf, wenn Thur und Rhein gleichzeitig viel Wasser führen.
Stromausfall und überschwemmte Velowege
In der Nacht auf Samstag fiel in Illnau zudem der Strom aus. Das ganze Dorf befinde sich im Dunkeln, und die Bewohnerinnen und Bewohner seien im strömenden Regen mit Taschenlampen unterwegs. Die Störung habe allerdings innert einer Stunde behoben werden können, teilte die Kantonspolizei mit.
Wild wurde es bei einigen lokalen Bächen. So hat die Kempt, welche in Winterthur in die Töss mündet, in Illnau den angrenzenden Veloweg komplett überschwemmt.
Die Einsatzkräfte der Feuerwehr hatten allerdings mehr mit überschwemmten Kellern und Tiefgaragen zu tun als mit dem Hochwasser der Flüsse und Bäche. Bis Samstagmorgen rückten sie rund 200-mal wegen Wasser in Gebäuden oder überfluteter Strassen aus. Besonders betroffen war insbesondere das Zürcher Oberland sowie Zell und Turbenthal, wie Schutz & Rettung Zürich auf dem Kurznachrichtendienst X schreibt.
Bei der Einsatzleitzentrale seien über 700 Notrufe eingegangen, 300 davon hätten die Feuerwehr betroffen. Auch auf dem Gebiet der Stadt Zürich sei die Berufsfeuerwehr einige Male wegen Wasserschäden ausgerückt.
80 Millimeter Regen auf dem Hörnli
Gemäss dem Bundesamt für Meteorologie fielen zwischen dem frühen Donnerstagmorgen und Samstagvormittag am Alpennordhang östlich der Reuss sowie in Teilen Nordbündens 60 bis 100 Millimeter Niederschlag. An den Voralpen wurden lokal sogar um 120 Millimeter gemessen.
In Zürich war das Hörnli auf 1132 Metern über Meer Spitzenreiter mit 80 Millimetern Regen. In Pfäffikon fielen 75 Millimeter.
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