Ende der Credit Suisse«Eine Schande für die Schweiz» – die ersten Reaktionen
Die SVP sieht das Ende der Credit Suisse als Folge von «Misswirtschaft und FDP-Filz». SP-Co-Präsident Cédric Wermuth ist «frustriert und hässig». Positive Worte kommen aus den USA und der EU.
Die UBS übernimmt die Credit Suisse. Der Bundesrat begrüsst die Lösung – es sei die bestmögliche, sagt Finanzministerin Karin Keller-Sutter an der Medienkonferenz am Sonntagabend. Auch diese Lösung habe Risiken, doch die Risiken für den Staat, für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, für den Wirtschaftsstandort und für die internationale Finanzstabilität seien deutlich geringer als bei jedem anderen Szenario.
Von den beiden Banken sind auch positive Töne zu hören: Die nun präsentierte Lösung sei die günstigste unter den derzeitigen Umständen, sagte CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann. «Unser Fokus liegt auf den rund 50'000 Angestellten der CS, davon 17'000 in der Schweiz», versicherte Lehmann. Die CS wolle wieder ein verlässlicher und stabiler Partner für ihre Kunden sein.
Die UBS werde mit der Übernahme der CS in ihrer Position als führender globaler Vermögensverwalter gestärkt. Sie bleibe auch die wichtigste globale Schweizer Bank, sagte UBS- Verwaltungsratspäsident Colm Kelleher.
Wirtschaft begrüsst Entscheid
Auch die Schweizerische Bankiervereinigung beurteilt die Übernahme der Credit Suisse und die Massnahmen der SNB und der Behörden als sinnvoll. Alle Massnahmen, die die Stabilität sicherstellten und die aktuelle Lage beruhigten, seien begrüssenswert, heisst es in einer Mitteilung vom Sonntagabend.
Auch der Verband der Schweizerischer Kantonalbanken hat die Vereinbarungen zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS begrüsst. Die kommunizierte Lösung schaffe angesichts der sich in den vergangenen Tagen zuspitzenden Unsicherheiten am Markt Klarheit und trage dazu bei, das Vertrauen in den Finanzplatz Schweiz im In- und Ausland zu erhalten.
Für den Wirtschaftsdachverband Economiesuisse hat der Bundesrat eine Destabilisierung des Schweizer Finanzplatzes mit unabsehbaren Folgen verhindert. Angesicht der sich überschlagenden Ereignisse unterstütze Economiesuisse diesen Schritt, hiess es in einer Mitteilung. Man bedauere es aber ausdrücklich, dass es so weit gekommen sei. Der Verband sei erleichtert, dass eine verhängnisvolle Eskalation verhindert worden sei.
Sorge um Arbeitsplätze
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund will den Schweizerischen Bankpersonalverband bei der Sicherung der Arbeitsplätze der betroffenen Angestellten unterstützen. Es brauche nun rasch eine Taskforce, welche dafür sorge, dass möglichst viele Arbeitsplätze erhalten blieben. Notwendig sei auch ein guter Sozialplan für jene, die den Arbeitsplatz verlören.
Auch für den Präsidenten der Kantonalen Finanzdirektorenkonferenz, den Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP), sind die Übernahme und die getroffenen Massnahmen im Sinne der Stabilität der Finanzmärkte und des Wirtschaftsstandortes Schweiz.
Der Kanton Zürich drückt sein Unverständnis darüber aus, dass eine Bank wie die CS in eine solche Lage geraten konnte. Die Notwendigkeit der eingeleiteten Schritte liege auf der Hand. Die Auswirkungen der Übernahme für den Schweizer Arbeitsmarkt und für den Staatshaushalt müssten jetzt analysiert werden.
US-Behörden und EZB begrüssen die Massnahmen
Positive Worte zur Fusion der beiden Grossbanken kommen aus den USA und von der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Schritt wird von höchster Stelle willkommen geheissen: «Wir begrüssen die heutigen Ankündigungen der Schweizer Behörden zur Unterstützung der Finanzstabilität», erklärten US-Notenbankchef Jerome Powell und die amerikanische Finanzministerin Janet Yellen in einem Communiqué vom Sonntagabend. Man stehe zudem in engem Kontakt mit den internationalen Partnern, um deren Umsetzung zu unterstützen.
Ähnlich die Stellungnahme von EZB-Präsidentin Christine Lagarde: «Ich begrüsse das rasche Handeln und die Entscheidungen der Schweizer Behörden. Sie sind entscheidend für die Wiederherstellung geordneter Marktbedingungen und die Gewährleistung der Finanzstabilität.»
FDP: Schwarzer Tag für die Schweiz
Ganz andere Töne kommen von den Schweizer Parteien: Für die FDP ist die Übernahme der Credit Suisse angesichts der dramatischen Entwicklungen der letzten Tage notwendig gewesen, um grossen Schaden für den Schweizer Finanz- und Wirtschaftsstandort abzuwenden. Was mit der CS passiert sei, sei aber eine Schande für die Schweiz.
Die Schweiz und ihr Finanzplatz lebten vom Vertrauen der Akteure, schreibt die FDP in einer Mitteilung vom Sonntagabend. Dieses gelte es wiederherzustellen. Das Management der CS habe seit der Finanzkrise von 2008 seine Hausaufgaben nicht gemacht und stehe in der Verantwortung.
Es sei ein schwarzer Tag für die Schweiz und eine Schande, dass diese Übernahme notwendig geworden sei. Angesichts der Situation sei dies aber nötig gewesen und von gesamtwirtschaftlicher Bedeutung, da viele Privatpersonen und KMU von der CS abhängig seien. Mit der gefundenen Lösung habe ein Dominoeffekt mit unabsehbaren Folgen abgewendet werden können.
Die FDP bedauert, dass es so weit kommen musste. Man begrüsse aber, dass nicht der Bund die Bank übernehme und es eine bessere Lösung gebe. Es sei aber bedauerlich, dass Managementfehler solche Garantien notwendig machten.
Die Finanzplatzregulierung müsse überprüft und gegebenenfalls überarbeitet werden, schreibt die FDP weiter. Eine Finanzmarktregulierung, die nur in der Theorie funktioniere, sei zwecklos.
Namentlich sei zu prüfen, wie die Verantwortung der Unternehmensführung besser eingefordert werden könne. Die FDP stehe für eine freiheitliche, soziale Marktwirtschaft ein. Diese beinhalte aber auch, dass die Verantwortlichen positive wie auch negative Folgen ihrer Entscheidungen zu tragen hätten. In Zukunft müsse sichergestellt werden, dass Banken mit Systemrelevanz nicht in eine solche Lage kommen könnten.
Die FDP will sich laut eigenen Angaben dafür einsetzen, dass möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben können. Denn die Schweizer Wirtschaft sei darauf angewiesen, dass sie gut aufgestellte, global agierende Schweizer Banken habe.
SP-Co-Präsident Cédric Wermuth «frustriert und hässig»
SP-Co-Präsident Cédric Wermuth hat «frustriert und hässig» auf die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS reagiert. Seit der Finanzkrise 2008 habe sich nichts geändert, «gar nichts!», gab Wermuth auf dem Kurznachrichtendienst Twitter bekannt.
Das ganze Finanzsystem sei krank und absurd. «Und jetzt darf der Staat wieder mal alle retten, die uns immer erzählt haben, was für grossartige Wirtschaftsführer sie sind», schreibt Wermuth weiter.
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Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Es müsse politisch aufgearbeitet werden, wer wann, was nicht gemacht habe. Dafür werde es wohl eine Parlamentarische Untersuchungskommission brauchen. Die neue Bank dürfe kein Risiko für das Land sein: Die Angestellten müssten nicht für ihre unfähigen Chefs bezahlen, fordert Wermuth weiter.
Auch der Zürcher SP-Nationalrat Fabian Molina übt auf Twitter scharfe Kritik und spricht von einem «Jahrhundert-Skandal». Der Schweizer Banken-Kommunismus komme an seine Grenzen und lade ein Milliarden-Risiko auf die Schultern der Allgemeinheit. Kein Rappen dürfe deswegen bei den Menschen in diesem Land gekürzt werden, fordert Molina.
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SVP sieht Krise als Folge von «Misswirtschaft und FDP-Filz»
Für die SVP ist die Credit-Suisse-Krise eine Folge von «Misswirtschaft und FDP-Filz». Schweizerinnen und Schweizer müssten mit Milliarden Volksvermögen für diese Fehler geradestehen, schreibt die SVP in einer Mitteilung vom Sonntagabend.
Die Schieflage der Credit Suisse sei eine Folge fataler Management-Entscheidungen. Statt sich auf das erfolgreiche Schweizer Geschäft zu konzentrieren, habe die Bank eine aggressive Auslandstrategie gefahren. Diese sei offensichtlich gescheitert und gefährde nun die ganze Bank und Tausende Arbeitsplätze. Das Management habe währenddessen Millionen-Saläre kassiert, ohne je Verantwortung übernehmen zu müssen.
Die SVP kritisiert auch das überstürzte Handeln des Bundesrats. Noch vor wenigen Tagen bestätigten die Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht, dass die Credit Suisse die Eigenkapital-Anforderungen mehr als erfülle.
«Wie kann es sein, dass nun die ‹Too big to fail›-Regeln nicht angewendet werden, die genau für einen solchen Fall geschaffen wurden?», fragt die SVP. Habe sich der Bundesrat einmal mehr dem Druck aus dem Ausland gebeugt? Offenbar drängten ausländische Regulatoren und Aufsichtsbehörden darauf, nicht die Schweizer «Too big to fail»-Regeln anzuwenden. Hier hätte der Bundesrat laut der SVP eine klare Grenze ziehen müssen.
Das verantwortliche Management der CS müsse ausgewechselt werden und die Ausland-Strategie angepasst werden. Sonst werde die UBS zum nächsten gefährlichen Sanierungsfall. Weiter müssten wettbewerbsrechtliche Fragen bei einer allfälligen neuen Monopolsituation sorgfältig geprüft und gelöst werden.
Es gelte alles zu unternehmen, dass der Bund und die Nationalbank und damit die Schweizerinnen und Schweizer nicht Schaden nähmen bei der Rettung der CS. Es gehe um Milliarden Schweizer Volksvermögen.
«Noch bigger to fail»
SVP-Nationalrat Thomas Matter spricht von einem absoluten Debakel für die CS, deren Mitarbeiter, aber auch für den Finanzplatz Schweiz. Diesem entstehe massiver Reputationsschaden, sagte Matter im «Sonntalk». Es sei aber auch für den Rechtsstaat Schweiz ein Debakel. Erneut seien Notrecht angewandt sowie Gesetzes- und Verfassungsartikel ausgehebelt worden. Mit der Übernahme entstehe eine Bank, die «noch bigger to fail» sei. Eigentlich dürfte es in der Schweiz gar keine Banken mehr geben, die «too big to fail» seien.
Bundesrätin Keller-Sutter verteidigte die vom Staat begleitete Übernahme. Es handle sich nicht um eine staatliche Rettungsaktion, sondern um eine wirtschaftliche Lösung durch die UBS, sagte die Bundesrätin vor den Medien in Bern.
Auf die Kritik, dass nun eine noch grössere Bank mit noch grösseren Risiken geschaffen werde, sagte Keller-Sutter, dass bei einem Bankrott der CS der Kollateralschaden auch für andere Banken wie die UBS gross gewesen wären. Die Kosten für die Wirtschaft wären bei einer CS-Pleite «riesig gewesen für die Schweiz».
SDA/oli
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