Verschärfung der LageRaiffeisen rechnet mit noch höheren Preisen für Häuser und Wohnungen
Für Kaufinteressenten hat Bankchef Heinz Huber schlechte Nachrichten: Er erwartet steigende Preise und anziehende Hypothekenzinsen.
Heinz Huber, Chef von Raiffeisen Schweiz, erwartet, dass sich die Lage am Schweizer Immobilienmarkt weiter verschärfen wird. Er rechnet mit weiter steigenden Preisen, hinzu kommen auch noch leicht steigende Zinsen. Die Vorhersage ist darum von Gewicht, weil Raiffeisen mit einem Marktanteil von knapp 18 Prozent Marktführer bei Hypotheken ist.
«Beim Immobilienmarkt ist die Nachfrage deutlich grösser als das Angebot», sagt Huber im Gespräch mit dieser Zeitung. Gerade für selbst genutzte Wohnungen gebe es zu wenig Neubauten.
Martin Scholl, Chef der Zürcher Kantonalbank, hatte darum eine Lockerung der Bauvorschriften vorgeschlagen. Huber ist skeptisch, ob das etwas bringen würde. «Selbst wenn die Politik die Bauvorschriften lockern würde, glaube ich nicht, dass das Angebot in nützlicher Frist so stark erhöht werden könnte, um die Nachfrage zu decken. Die Immobilienpreise werden daher weiter steigen», meint der Raiffeisen-Chef.
Für Mittelstandsfamilien ist der Traum vom Eigenheim gerade in den Ballungszentren wie Bern, Basel oder Zürich zunehmend unerreichbar. «Derzeit können sich weniger als 30 Prozent der Haushalte eine durchschnittliche Immobilie leisten», rechnet Huber vor. «2006 waren es noch über 40 Prozent.» Denn seit dem Jahr 2000 haben sich die Immobilienpreise im Schnitt verdoppelt.
Wegen der hohen Preise müssen potenzielle Käuferinnen in der Tendenz höhere Kredite aufnehmen. Dabei sind sogenannte Tragbarkeitskriterien zu beachten. Das heisst: Ein Käufer muss die Zinslast der Schulden noch tragen können, wenn diese auf 5 Prozent steigen.
Von einer Lockerung dieser Tragbarkeitskriterien, wie sie Raiffeisen selbst vor einigen Jahren einmal in die Debatte gebracht hatte, hält Huber aber nichts. «Das würde nur die Nachfrage weiter befeuern, die bereits jetzt das Angebot übersteigt. Die Folge wäre ein noch stärkerer Preisanstieg», sagt der Raiffeisen-Chef.
Hypozinsen werden weiter steigen
Die Immobilienpreise steigen seit Jahren, nun ziehen auch noch die Hypothekenzinsen an. Auch hier erwartet der Raiffeisen-Chef eher eine weitere Verteuerung.
«Bei den zehnjährigen Hypotheken könnten die Zinsen noch etwas weiter zulegen, vor allem dann, wenn die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen erhöht», sagt Huber. Er fügt jedoch an: «Ich erwarte aber keinen massiven Zinsanstieg.»
Vorschläge einer vom Bund eingesetzten Expertenkommission könnten den Bankenmarkt in Bewegung bringen. Einer betrifft den Grundversorgungsauftrag für Zahlungsdienstleistungen, den derzeit Postfinance erfüllen muss. Die Kommission schlägt vor, Postfinance davon zu befreien und den Auftrag in der Branche auszuschreiben.
Eine gute Idee, findet Raiffeisen-Chef Huber. «Raiffeisen wäre grundsätzlich in der Lage, so etwas anzubieten», sagt er. «Diverse Fragen zur konkreten Ausgestaltung sind aber noch offen und erfordern eine weitere Konkretisierung.» Hier müsse die Politik nun liefern.
Zufrieden ist Huber mit dem Ergebnis der Raiffeisen-Gruppe. Der Gewinn stieg um 24 Prozent auf rund eine Milliarde Franken. Raiffeisen kommt dabei voran, ins Anlagegeschäft vorzustossen. Allein im vergangenen Jahr wurden bei der Bank 68’000 neue Depots eröffnet, auf denen 45 Milliarden Franken Kundengelder liegen. Wichtigste Einnahmequelle bleibt das Zinsgeschäft mit gut 70 Prozent Anteil, doch diese Zinsabhängigkeit geht langsam zurück.
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