Öl und Gas rauf, Achterbahn an der Börse Putins Drohung mit Gas-Stopp lastet auf Märkten
Sollte Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs kein Gas mehr nach Europa liefern, dürfte das nochmals eine Zuspitzung der Lage bedeuten.
Der immer weiter eskalierende Krieg in der Ukraine und die Furcht vor massiven wirtschaftlichen Folgen haben die globalen Finanzmärkte weiter im Griff. Russland droht erstmals offen mit einem Gas-Lieferstopp durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1.
Die US-Märkte jedenfalls gaben gestern nach dem Europa-Schluss nochmals deutlich nach. Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel am Montag um 2,37 Prozent, der marktbreite S&P 500 büsste 2,95 Prozent und für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 3,62 Prozent nach unten. Am Dienstag haben die europäischen Börsen wieder etwas Boden gut gemacht.
Âuch der Schweizer Leitindex SMI hat am Dienstag zwar im roten Bereich eröffnet, sich aber nach wenigen Minuten ins Plus vorgekämpft und die Gewinne schnell ausgebaut. Die vorbörslich indizierten Kurse hatten noch ein starkes Minus erwarten lassen.
Fundamentale Gründe von der Kriegsfront gibt es für die deutliche Bewegung nach oben laut Händlern nicht. Es ist die Rede von einem sogenannten «Short squeeze». Die Wetten auf sinkende Kurse bei Aktien und die Absicherungen gegen fallende Kurse seien auf einem Höchststand seit mehreren Jahren. Entsprechend könne dies zu einer massiven Eindeckung von Anlegern führen, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hatten.
«Wir sind auch ratlos», meinte ein anderer Händler. Offenbar empfänden viele Investoren die jüngsten Kursverluste als etwas übertrieben an und würden nun wieder zukaufen. Eine solche Situation könne sich allerdings auch sehr schnell wieder verflachen, heisst es. Es könne also gut sein, dass die Indizes in Kürze wieder im negativen Bereich zu finden sind.
Der Franken als sicherer Hafen neigt derweil weiter zur Stärke. Das Euro-Franken-Währungspaar notiert am Dienstagmorgen mit 1,0058 weiterhin nicht weit entfernt von der Parität. In der Nacht auf Montag war der Kurs bekanntlich erstmals seit sieben Jahren unter die psychologisch wichtige Marke gefallen.
Insbesondere die steigenden Disruptionen an den Energiemärkten dürften für weitere Turbulenzen sorgen. Rund 40 Prozent des in die EU importierten Gases kommt über Pipelines aus Russland. Schon vor dem Krieg in der Ukraine waren die Gaspreise in der EU angestiegen, unter anderem wegen einer hohen Nachfrage während der Erholung von der Corona-Pandemie.
Es wird nun befürchtet, dass die Preise noch steiler ansteigen – oder, dass Gasimporte aus Russland ganz gestoppt werden könnten. Verschiedene Politiker und Organisationen haben bereits ein Einfuhrverbot für russisches Gas sowie Öl und Kohle gefordert, um Moskau weiter unter Druck zu setzen. Nun hat Russland erstmals offen mit einem Gas-Lieferstopp gedroht. «Wir haben das volle Recht, eine ‹spiegelgerechte› Entscheidung zu treffen und ein Embargo auf die Durchleitung des Gases durch die Pipeline Nord Stream 1 zu erlassen», sagte ein Regierungsvertreter.
Es ist eine Grundproblematik im Ukraine-Krieg: Europa und somit auch die Schweiz ist stark abhängig von russischem Gas. Entsprechend viele Implikationen löste das Thema aus – von der Pipeline Nord Stream 2 bis hin zu Fragen über genügend Erdgasvorräte, falls Russland den Gashahn abdreht.
«Wir müssen uns aus der Abhängigkeit von Gas, Öl und Kohle aus Russland befreien», sagte am Montag EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Dafür legt die Kommission heute Dienstag (15.30 Uhr) einen Plan vor, der den Ausbau von erneuerbaren Energien ankurbeln sowie dabei helfen soll, insbesondere von russischem Gas loszukommen.
SDA/cpm
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