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Meinung

Kommentar zu den Protesten
Die Bauern­lobby spielt mit dem Feuer

Traktoren formen ein "SOS" im Rahmen eines Bauernprotestes, aufgenommen am Donnerstag, 29. Februar 2024, in Gossau. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
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Statt Heuballen und Reifen brennen hierzulande: Lagerfeuer. Die Bauernproteste, die unser Land erfasst haben, sind gerade ziemlich schweizerisch – kleiner, zeitlich verzögert und gesitteter als im Ausland. Zumindest bis jetzt.

Früh schon hat Markus Ritter eine rote Linie gezogen: Proteste ja, aber bitte «auf sympathische Art». Bis jetzt scheint die Basis auf den obersten Bauern im Land zu hören. Nur: Solche Demonstrationen entwickeln zuweilen eine Eigendynamik, die sich kaum kontrollieren lässt. So wie im Herbst 1996, als ein Bauernaufmarsch vor dem Bundeshaus in eine Strassenschlacht ausartete.

Ob die nun beschlossene Anhebung des Milchpreises um 3 Rappen den Protesten die Spitze nimmt, bleibt abzuwarten. Zumal sie nicht so hoch wie gefordert ist und auch nicht sofort kommt, sondern erst ab Juli. Sicher ist: Eine Wiederholung solch wüster Szenen wie damals in Bern würde das gute Image, das die Bauern in weiten Teilen der Bevölkerung geniessen, schwer beschädigen.

Dieselbe Gefahr besteht allerdings aus einem weiteren Grund. Unter dem Eindruck der Bauerndemos hat der Nationalrat diese Woche einen schweren Fehler begangen. Er hat den Plan für mehr Ökoflächen auf den Äckern kurzerhand versenkt. Ein überraschender Entscheid – der sich für die erstarkte Bauernlobby im Parlament als Pyrrhussieg entpuppen könnte.

Denn solche Beschlüsse befördern das Bild einer Landwirtschaft, die sich gegen notwendige Reformen sperrt. Die Bevölkerung indes will eine ökologischere Landwirtschaft; das zeigen Umfragen. Zwar nicht so radikal, wie es Umweltschützer etwa mit der Trinkwasserinitiative vor drei Jahren verlangt haben. Aber die Richtung der Entwicklung muss stimmen.

Ist das nicht der Fall, dürfte bei vielen das Verständnis für die bäuerlichen Forderungen nach mehr Anerkennung und höheren Einkommen schwinden. Und nicht nur das: Eine rückwärtsgewandte Agrarpolitik gäbe wohl jenen Kräften neuen Auftrieb, die den ökologischen Umbau mit Initiativen beschleunigen wollen – das nächste Mal womöglich mit Erfolg an der Urne.