FinanzplatzPrivatbank Quintet gibt in der Schweiz auf
Die Privatbanken-Gruppe, die dem katarischen Herrscherhaus gehört, zieht sich nach hohen Verlusten aus der Schweiz zurück. 87 Mitarbeitende sind betroffen.
Der Markt für Vermögensverwaltungsbanken ist längst kein Selbstläufer mehr. Mit grossen Ambitionen war die Quintet-Bankengruppe mit Hauptsitz in Luxemburg im vergangenen Jahr gestartet. Nun ist Schluss: Die Quintet Schweiz soll verkauft oder abgewickelt werden, teilte die Bankengruppe mit. 87 Mitarbeitende müssen sich einen neuen Job suchen.
Quintet gehört der katarischen Herrscherfamilie Al Thani, die auch an der Deutschen Bank beteiligt ist. Sie haben Millionen in die Expansion in die Schweiz investiert, allein schon für die Übernahme der Bank am Bellevue.
Das schnelle Aus begründet Quintet-Chef Jakob Stott damit, dass die Pandemie die geplante Expansion «verunmöglicht» habe. «Es würde sehr lange dauern, und wir müssten sehr grosse personelle Ressourcen, aber auch Kapital und Energie investieren, bis wir in der Schweiz die Gewinnzone erreichen würden», so Stott. Laut Geschäftsbericht machte Quintet Schweiz 2020 einen Verlust von 28 Millionen Franken.
Tod des Top-Bankers als Wendepunkt
Mit zwei Milliarden Franken verwalteten Vermögen zählt Quintet Schweiz zu den kleinen Häusern am Platz. Dennoch wurde ihr grosse Aufmerksamkeit zuteil. Denn die Expansion der Luxemburger Bankengruppe Quintet, die früher KBL hiess, ging auf einen prominenten Schweizer Top-Banker zurück: Jürg Zeltner. Er war im Frühling 2020 verstorben.
Zeltner war bis Ende 2017 Chef der Vermögensverwaltung der UBS. Als Leiter des Kerngeschäfts hatte er stets Ambitionen, Chef der Grossbank zu werden, was laut Bankenkreisen am Ende zu seinem Abgang bei der UBS führte.
Nach seinem Ausscheiden bei der Grossbank tauchte er als Chef und Miteigentümer der KBL-Bankengruppe wieder auf. Diese besteht aus weitgehend eigenständig handelnden Privatbanken wie Merck Finck in Deutschland, Brown Shipley in Grossbritannien und Insinger Gilissen in den Niederlanden.
Mit der reichen Al-Thani-Familie als Verbündete wollte er aus der in Quintet umbenannten Bankengruppe einen neuen europäischen Player schaffen. Dafür expandierte die Gruppe mit der Übernahme der Bank am Bellevue 2020 in die Schweiz.
Mit Zeltners plötzlichen Tod im Frühjahr 2020 fehlte offenbar die treibende Kraft für das Schweiz-Geschäft. Die Pandemie gab dem Vorhaben dann den Rest. Quintet hatte Mühe, neue gute Leute zu gewinnen, zudem ist die Kundenakquise in Pandemiezeiten ebenfalls erschwert.
Laut Insidern seien die Systeme der früheren Bank am Bellevue zudem veraltet, sodass hohe Investitionen nötig wären. Doch selbst die reichen Katarer wollen aber nicht noch mehr Geld in der Schweiz versenken. Und ziehen in Zürich nun den Stecker.
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