Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Wieder Pisten-Zoff in Crans-Montana
Wütende Fahrerinnen, der Veranstalter nervt sich: «Wieso gleich Drama machen?»

Gesichtert durch ein 1200 Meter langes Stahlseil, praepariert Pistenbullyfahrer David Fernandes den Start der Abfahrtspiste Mont Lachaux, wo vom 16. - 18. Februar zwei Abfahrten und ein Super-G des Frauen Ski Weltcups stattfinden werden, am Sonntag, 11. Februar 2024 in Crans-Montana. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Es ist der erste Trainingstag, ein gemütliches Herantasten für die zwei Abfahrten vom Freitag und Samstag und den sonntäglichen Super-G soll es sein. Wird es aber nicht – denn schon herrscht ziemliche Aufregung in Crans-Montana.

Diverse Athletinnen äussern Kritik und Ärger nach der ersten Fahrt über die WM-Piste von 2027, Weltmeisterin Jasmine Flury etwa sagt, der letzte Streckenteil sei nicht in einem weltcupwürdigen Zustand gewesen, «ich bin weggerutscht, hatte keinen Grip, es fühlte sich schlecht an». Auch andere Fahrerinnen sind überhaupt nicht begeistert, die Italienerin Marta Bassino etwa lässt verlauten, der Schnee sei enorm weich gewesen, «vielleicht zu weich».

Auch an der Pressekonferenz der Schweizerinnen einige Stunden nach der Übungseinheit werden gewisse Dinge beanstandet. Priska Nufer, die auf dem Walliser Hochplateau vor zwei Jahren sensationell siegte, lobt zwar die Organisatoren für ihren Einsatz, sagt aber auch, es sei schwierig gewesen, zu fahren. Delia Durrer spricht von einer Herausforderung, den unteren Teil zu meistern. Flury ergänzt derweil, es müsse noch mehr mit Salz und Wasser gearbeitet werden, damit die Fahrerinnen mehr Widerstand spüren würden. Zudem ist sie mit dem Zielsprung nicht einverstanden: «Die Strecke ist schwierig genug, zudem landet man im weichen Schnee. Ich frage mich, ob es das wirklich braucht.»

«Es wird schnell dieses und jenes bemängelt»

Irgendwie fühlt man sich ins Jahr 2021 zurückversetzt, als Lara Gut-Behrami die Piste im Wallis als «widerlich» bezeichnete und mehrmals betonte, wie unzufrieden sie sei. Worauf OK-Präsident Marius Robyr in einen Furor geriet, beinahe hätte er die Veranstaltung abgeblasen. Robyr verlangte eine Entschuldigung, er kriegte sie nicht. Und so liess er während Gut-Behramis Trainingsfahrt die Musik abschalten und wies den Speaker an, zu schweigen.

Mit der jüngsten Kritik konfrontiert, zeigt sich Robyr erstaunt. «Es war doch ein ganz normales Training. Klar, es war warm, die Piste natürlich nicht supereisig. Aber gleich Drama machen? Das verstehe ich nicht.» Robyr nervt sich, dass das Unbehagen jeweils gleich öffentlich geäussert wird: «Warum kommen die Frauen nicht erst einmal zu uns Organisatoren und sagen, was angeblich nicht gut ist? Wir arbeiten jeden Tag stundenlang und geben alles. Das könnte auch mal honoriert werden.»

Vizechef Hugo Steinegger äussert sich ähnlich, er sagt: «In diesem Winter wird sehr, sehr schnell gejammert und dieses und jenes bemängelt. Einige müssen sich schon fragen, ob sie eigentlich den richtigen Job gewählt haben.»

Steinegger aber stellt klar, dass er offene Ohren habe für Verbesserungsvorschläge. Der Zielhang etwa sei noch nicht in perfektem Zustand, da würden die Arbeiten intensiviert, womöglich werde im oberen Teil gar das eine oder andere Tor umgesteckt und der letzte Sprung auch abgetragen. «Falls nicht, nehme ich die Schaufel und arbeite selbst», sagte Jasmine Flury dazu schmunzelnd.

Robyr indes kann die Diskussionen um die Sprünge nicht verstehen. «Ich frage mich, ob die Frauen Angst haben vor dieser technisch schwierigen Strecke. Sie wollen dem Publikum doch auch Spektakel bieten. Ein Sprung macht das Rennen attraktiver – ich sehe da kein Problem.»

«Sie sind nicht die besten Salzer»

Ziemlich angefressen ist am Mittwochmittag die Norwegerin Kajsa Vickhoff Lie, gegenüber dem «Blick» sagt sie, es sei nicht gut gesalzen worden. «Sie sind nicht die besten Salzer hier. Man sollte 100 Norweger einfliegen, die diesen Job erledigen – dann wäre es perfekt.» Das Salz sei zudem viel zu spät aufgetragen worden.

Damit konfrontiert, kann Steinegger nur lachen. «Was denkt diese Athletin eigentlich? Pistenchef Patrice Morisod hat viel Erfahrung, und zum Team gehört auch Jean-Philippe Vuillet, der jahrelang als Renndirektor bei der FIS arbeitete. Ich glaube schon, dass diese Leute wissen, was sie tun.»

Patrice Morisod, slope manager, launches salt on the ski slope during a training session for the women's Downhill race At the Alpine Skiing FIS Ski World Cup, in Crans-Montana, Switzerland, Wednesday, February 14, 2024. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)

Wie auch immer: Am zweiten Training am Donnerstag wird festgehalten, auch wenn einige befürchten, die Piste könnte dadurch grösseren Schaden nehmen. Es soll noch wärmer werden, am Donnerstag dürfte es am Start auf 2210 Metern über Meer sieben Grad warm sein, im Ziel (1545 m ü. M.) gar deren zwölf. 

OK-Chef Robyr sagt, es sei am Mittwoch nicht gefährlich gewesen, «es ist auch nichts passiert». Was nicht ganz stimmt: Die Rumänin Ania Monica Caill stürzte nach der Zieldurchfahrt, sie musste ins Spital gebracht werden.