Sternschnuppen im AugustWer die Perseiden gut sehen will, muss lange wach bleiben
… oder früh aufstehen. Die Bedingungen zum Beobachten der Sternschnuppen sind dieses Jahr gut. Mit diesen Tipps klappt es am besten.
Manche Schweizer Gemeinden schalten in der Nacht auf Dienstag die öffentliche Beleuchtung ab – zur besseren Sichtbarkeit der Sternschnuppen. So hat laut der Nachrichtenagentur SDA zum Beispiel Lausanne beschlossen, Lichter in Parks und um Denkmäler auszuknipsen, damit dem Vergnügen der Perseiden-Beobachtung möglichst nichts im Weg steht. Einige Tipps und Wissenswertes rund um die Laurentiustränen:
Was sind Sternschnuppen?
Sternschnuppen sind Gesteins- und Staubkörner, die durchs Sonnensystem schwirren. Werden sie von der Schwerkraft der Erde angezogen, tauchen sie in die Atmosphäre ein und verglühen dort. Sie sind sehr schnell: Die Perseiden-Meteore treffen mit einer Geschwindigkeit von 260’000 Kilometern pro Stunde auf die Erdatmosphäre und verdampfen in einer Höhe von 80 bis 120 Kilometern. Dabei regen sie die Luftmoleküle an, was das Leuchten erzeugt.
Um welche Uhrzeit sind die Sternschnuppen am besten zu sehen?
Die Perseiden treten schon seit Ende Juli auf, doch das Maximum erreicht der Meteorschauer in der Nacht von Montag auf Dienstag. Die beste Zeit ist zwischen 22 und 4 Uhr. Am allerbesten sind die Bedingungen laut der Max-Planck-Gesellschaft um 2.30 Uhr.
Wie viele Sternschnuppen sieht man?
Während des Höhepunkts in der Nacht auf den 13. August können Astronominnen und Astronomen zufolge bis zu 150 Sternschnuppen pro Stunde auftreten. Wahrnehmen kann man bei guten Bedingungen etwa die Hälfte davon – vorausgesetzt, man hat das Glück, gerade in die richtige Richtung zu schauen. Die Meteore leuchten meist nur für den Bruchteil einer Sekunde auf. Manche Quellen schreiben, dass im Schnitt alle zwei Minuten eine Sternschnuppe gesehen werden kann. Es ist jedoch sehr gut möglich, kurz aufeinander mehrere Meteore zu sehen – selbst zwei oder mehr gleichzeitig sind nicht ausgeschlossen.
In welche Himmelsrichtung sollte man schauen?
Die Meteore kommen aus Nordosten, der Richtung, in der das Sternbild Perseus steht. Der Radiant des Meteorschauers liegt am oberen Rand des Perseus unterhalb der auffälligen Kassiopeia, deren W-förmig angeordnete Sterne selbst in der Stadt gut zu sehen sind. Die Sternschnuppen können aber auch in anderen Himmelsrichtungen auftauchen. Den Radianten kann man sich vorstellen wie Schneeflocken, die einem beim Autofahren alle aus derselben Richtung entgegenzukommen scheinen.
Warum sind die Bedingungen nach Mitternacht besser?
Je später nach Sonnenuntergang, desto besser lassen sich die Perseiden beobachten. Das hat mehrere Gründe: Einerseits wird es immer dunkler. Und weil sich die Erde um ihre Achse dreht und sich damit der Sternhimmel – wie auch Sonne und Mond – von Osten nach Westen verschiebt, steigt der namensgebende Perseus immer höher über den Horizont, wie sich auf der Sternkartenwebsite Stellarium simulieren lässt. Das Sternbild ist nach Sonnenuntergang um 20.42 Uhr bereits aufgegangen. Nach Einbruch der Dunkelheit können Meteore gesehen werden. In der zweiten Nachthälfte entspricht die Blickrichtung laut der Max-Planck-Gesellschaft der Richtung, in der sich die Erde bewegt – wir schauen also gewissermassen voraus. Dadurch erhöht sich die Zahl der Sternschnuppen.
Wo sind die Bedingungen am besten?
Am besten sind Orte fernab grösserer Städte und Gemeinden, in denen Gebäude und Infrastruktur hell beleuchtet sind. Auch ist es vorteilhaft, sich nicht genau südwestlich grosser Städte aufzuhalten, da deren Lichtglocken dann genau im Nordosten stehen, also dort, wo sich der Perseus befindet. Am besten sind die Bedingungen an Orten, wo die Lichtverschmutzung gering ist, also in dünn besiedelten Regionen wie den Alpen.
Spielt das Wetter mit?
Für den Montagabend sind vor allem in den Bergen Gewitter angesagt, nachdem tagsüber Temperaturen von bis zu 33 Grad erwartet wurden. Laut Roger Perret von Meteonews kann es auch im Mittelland stellenweise dicht bewölkt sein. Ab zehn Uhr steigen die Chancen auf einen klaren Himmel aber wieder. Wo und wann die Gewitter genau auftreten, die von Süden nach Norden ziehen, ist Perret zufolge schwer vorherzusagen. In der zweiten Nachthälfte dürfte es verbreitet wolkenlos sein.
Stört der Mond?
Der Mond geht am Montag um 23.33 Uhr unter. Ab dann stört sein Licht nicht mehr. Davor und kurz nach seinem Untergang erhellt der Halbmond den Himmel – jedoch vor allem im Südwesten. Also in der dem Radianten der Perseiden entgegengesetzten Richtung.
Sind gleichzeitig Polarlichter sichtbar?
Gut möglich, dass auch gleichzeitig Polarlichter auftreten. So geschehen ist das in der Nacht vom Sonntag auf den Montag, und zwar auf dem Piz Corvatsch im Kanton Graubünden. Allerdings dürften sie nicht so stark sein, dass sie von blossem Auge zu sehen sind, wie Roger Perret von Meteonews auf Anfrage sagt. Ein Bild von einer Sternschnuppe vor Polarlichtern, das Meteoschweiz auf der Plattform X veröffentlichte, wurde mit einer professionellen Kamera aufgenommen. Laut Meteoschweiz waren die Nordlichter in nordöstlicher Richtung sichtbar – gleichzeitig die Perseiden und, als ob das nicht Spektakel genug wäre, Wetterleuchten im Westen, das von Gewittern in der Westschweiz stammte. Die Sonnenaktivität ist aktuell hoch, was das Auftreten von Polarlichtern bis in unsere Breiten begünstigt. Die Zahl der Sonnenflecken, die mit der erhöhten Aktivität auf unserem Stern einhergehen, ist derzeit so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr.
Welche Ausrüstung braucht es?
Für das Beobachten des Meteorschauers braucht es keine Ausrüstung, da die Sternschnuppen von blossem Auge gesehen werden können. Wer es sich unter dem Himmelszelt gemütlich machen will, kann eine Isoliermatte mitnehmen oder einen Liegestuhl und diesen Richtung Nordosten ausrichten.
Wie lassen sich die Sternschnuppen fotografieren?
Zum Fotografieren eignet sich am besten eine Kamera mit Weitwinkelobjektiv, die auf einem Stativ montiert ist. Durch Langzeitbelichtung gelingt es, die Schweife festzuhalten, aber auch, mehrere Meteore gleichzeitig im Bild zu haben.
Wie gross sind Sternschnuppen?
Die Teilchen bestehen aus Gestein oder Staub, manchmal auch aus Metall. Die meisten sind winzig klein – gerade etwa 1 bis 10 Millimeter im Durchmesser – und wiegen bis zu 2 Gramm. Selten gibt es auch grössere Sternschnuppen mit einem Durchmesser von mehr als 10 Millimeter. Sie werden Feuerkugeln oder Boliden genannt. Auch die Perseiden bescheren immer mal wieder Boliden-Sichtungen.
Fallen Sternschnuppen zu Boden?
Die allermeisten Sternschnuppen verglühen hoch in der Atmosphäre. Durch mikroskopische Mikrometeore, die täglich auf die Erde prasseln, gelangt jedoch Material auf die Erde. Grössere Brocken gelangen manchmal tatsächlich auf die Erdoberfläche, dann spricht man von Meteoriten. Meteore heissen so, weil sie in der Antike für Wettererscheinungen gehalten wurden.
Woher stammen die Perseiden?
Die Perseiden scheinen aus dem Perseus zu kommen, stammen in Wirklichkeit aber nicht von so weit her. Sie haben ihren Ursprung im Sonnensystem, genauer gesagt in der Bahn der Erde um die Sonne. Immer im August durchkreuzt die Erde die Spur des Kometen Swift-Tuttle. Dieser umrundet die Sonne alle 133 Jahre, zuletzt näherte er sich 1992 der Erde. Die Teilchen, die der kosmische Vagabund hinter sich zurücklässt, sind genau die Partikel, die als Sternschnuppen in der Erdatmosphäre verglühen.
Was glaubten die Menschen früher?
In der Antike glaubten griechische Gelehrte, dass die Sternschnuppen durch die Gase abgestorbener Pflanzen oder durch elektrisch geladene Luftmassen entstehen, wie die Max-Planck-Gesellschaft schreibt. Erst im 19. Jahrhundert erkannte demnach der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli, dass ihr Ursprung im Weltall liegt. Oft werden die Perseiden als Laurentiustränen bezeichnet. Das geht auf diese Geschichte zurück: Im Jahr 258 liess der römische Kaiser Valerian den Diakon Laurentius hinrichten. In der katholischen Kirche galt er fortan als Märtyrer. Als Heiliger verehrt, fällt der Gedenktag in den meisten Konfessionen auf den 10. August. Der Legende nach soll Laurentius nach seinem Tod auf einem glühenden Rost Tränen vergossen haben. Deshalb der Name Laurentiustränen.
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