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Meinung

Auszeichnungen bei «Time» und Co.
Der Mensch des Jahres ist nicht Trump, sondern eine Frau

FILE - President-elect Donald Trump speaks during a Time magazine Person of the Year event at the New York Stock Exchange, Thursday, Dec. 12, 2024, in New York. (AP Photo/Alex Brandon, File)
Donald Trump
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Das Ende des Jahres steht an, und damit purzeln langsam wieder die Auszeichnungen, Titel und Bestenlisten verschiedener Institute und Redaktionen ein. Sie fragen und fragten sich: Wer ist Frau, Mann, Mensch des Jahres?

Das einflussreichste dieser Voten ging schon ein. Das «Time»-Magazin zeichnete Donald Trump als Mensch des Jahres aus. Dass der kommende Präsident der Vereinigten Staaten erheblichen Einfluss auf den Weltenlauf nehmen wird, dürfte jedem Menschen klar sein. Alle Länder Europas, die Ukraine und die Schweiz eingeschlossen, werden sich mit diesem Mann im Washingtoner Oval Office verändern. Bürokratie­abbau, wie ihn Trump und Elon Musk durchziehen wollen – «warum nicht auch bei uns?», heisst es schon. Ein wenig Kettensägen­disruption hätten unsere Demokratien ja nötig.

Doch dass ein Straftäter, ein Urteil, das erst heute wieder von einem New Yorker Gericht bestätigt wurde – es geht noch immer um die Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin –, der «Mensch des Jahres» sein soll, das überrascht dann doch irgendwie.

Mensch sein, gehören dazu nicht auch Anstand, Güte, Demut und ein moralischer Kompass?

Und mit dieser Frage sind wir bei Wladimir Putin. Auch über ihn ist in einer dieser Bestenlisten zu lesen, er sei ein «Macher», heisst es etwa bei «Politico». Und: «Durch sein Handeln verändert er Europa.» Ernsthaft, «Politico»? Ja, das schreibt das vor allem in den USA einflussreiche Axel-Springer-Magazin. Dort gilt es als Must-read amerikanischer Abgeordneter, aber auch in Europa gewinnt es seit 2014 an Einfluss.

«Politico» wählte Europas «Class of 2025». Das klingt eigentlich nett. Der Kriegstreiber Putin gehört ebenso wie Marine Le Pen, Sahra Wagenknecht und Viktor Orban zu dieser sympathischen Klasse. Letzterer wird dort in der Kategorie «Träumer» verbucht. Naheliegend: Wer kennt ihn nicht, den alten Demokratiezersetzer und Träumer Viktor Orban?

Klassensprecherin ist laut «Politico» übrigens eine Postfaschistin aus Italien: Giorgia Meloni. In der Beurteilung möchte die Redaktion, dass man sich – eine alte Politik- und Wirtschaftsjournalisten­schule – in einen Mann versetzt. «Politico» fragt: Wen würde man – als Elon Musk – in Europa anrufen? Natürlich Meloni, gibt das Magazin zur Antwort.

Gisèle Pelicot, Vogue Deutschland, digitales Cover, 25. November.

https://www.instagram.com/p/DCzAEumOdv9/?utm_source=ig_embed

https://www.vogue.de/artikel/gisele-pelicot-prozess-gewalt-frauen

Und mit ihr sind wir bei den Frauen und einem ganz anderen Medientitel, der deutschen «Vogue». Sie haben zuletzt einer Frau ein digitales Cover geschenkt: Gisèle Pelicot. Der Mann der Französin hat sie gedemütigt, vergewaltigt und massenweise von fremden anderen Männern schänden lassen. Diese Woche wird das Urteil erwartet.

Apropos Urteil: Was diese Frau aushalten, ertragen und erleiden musste, ist unmenschlich. Und genau deswegen ist Gisèle Pelicot der Mensch des Jahres 2024.