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Nummer zwei im Vatikan
Dieser Kardinal vertritt den schwer kranken Papst

Kardinal Pietro Parolin leitet den Heiligen Rosenkranz für Papst Franziskus auf dem Petersplatz am 24. Februar 2025 im Vatikan. Er hebt die Hand und hält ein Buch in der anderen.
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Der Papst ist einer der letzten absoluten Herrscher der Welt, er hat in weltlichen und geistlichen Dingen der katholischen Kirche das letzte Wort. Trotzdem darf man sich den Vatikan nicht als führungslos vorstellen in diesen Tagen, da Papst Franziskus schwer krank im Gemelli-Hospital abgeschirmt wird.

Denn den Kirchenstaat führt geräuschlos wie immer Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (70), den man die Nummer zwei im Vatikan nennen kann. Er teilt sich die Macht mit einigen anderen: etwa dem Camerlengo, dem Kardinalkämmerer, und dem Dekan der Kardinäle. Und auch der Vatikan als Stadtstaat hat eine eigene Führung – und wird übrigens auf Anweisung von Franziskus vom 1. März an erstmals von einer Frau geleitet, der Franziskanerin Raffaella Petrini. Aber bei Kardinal Parolin laufen eben die Fäden zusammen.

Seit bald 15 Jahren führt der Norditaliener die Kirche in der Stellvertretung des Papstes. Als Leiter des Staatssekretariats mit seinen etwa 230 Mitarbeitern ist er sozusagen der Premierminister. Praktisch jeder bedeutende Gast des Papstes hatte nach der Privataudienz bei Franziskus ein Gespräch mit Parolin. Er war es auch, der die in Rom anwesenden Kardinäle am Montagabend auf den Petersplatz bestellte, damit sie einträchtig für den Papst beten.

Geboren am 17. Januar 1955 in Schiavon in der Region Venetien, hat er sich als Kardinalstaatssekretär viel Ansehen erworben. Er tritt ruhig und selbstbewusst auf, macht keine Spielchen und ist gegenüber dem Papst loyal.

Parolin rückt die Äusserungen seines Chefs zurecht

Immer wieder hat er dessen impulsive Aussagen eingefangen. Namentlich, wenn Franziskus mit pazifistischen Äusserungen zu den Kriegen in der Ukraine und in Nahost aneckte, oblag es Parolin, seinen Chef zu interpretieren und die Dinge zurechtzurücken. Auch bei Journalisten ist er ein gesuchter Gesprächspartner. Er versteckt sich nicht hinter Floskeln, argumentiert selbstständig und hat einen feinen Humor.

Wenn gegenwärtig bereits über einen Nachfolger für den 88 Jahre alten Amtsinhaber spekuliert wird, fällt immer auch der Name Parolin. Er wäre sicher kein stürmischer Reformer, aber vermutlich auch kein Reaktionär, der die Ära Franziskus vergessen machen würde.

So oder so erwartet Parolin in einem Konklave eine herausgehobene Aufgabe. Eigentlich wird die streng geheime Versammlung in der Sixtinischen Kapelle vom Dekan der Kardinäle geleitet. Da aber der einflussreiche Amtsinhaber Giovanni Battista Re, auch ein Italiener, ebenso wie sein Stellvertreter bereits jenseits der 80 und damit nicht mehr stimmberechtigt ist, käme Parolin als dann ranghöchstem wahlberechtigten Kardinal die Aufgabe zu, das Konklave zu leiten.