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Pharmakonzern investiert 1,2 Milliarden
Roche entwickelt in Basel Mini-Organe

So soll der Roche-Hauptsitz am Rhein in Basel 2030 aussehen: Die markantesten Bauten bleiben die beiden Türme.
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Der Pharmakonzern Roche hat in den letzten Jahren bereits 3 Milliarden Franken in neue Hochhäuser in Basel investiert. Nun geht es weiter: Für 1,2 Milliarden Franken errichtet er ein neues Gebäude für Forschung und Entwicklung, ein neues Produktionsgebäude sowie ein neues Institut für Humanbiologie.

«Wir sehen Basel als wichtigen Pfeiler f¨ür unser globales Netzwerk», sagt Jürg Erismann, Roches Standortleiter. Trotz der grossen Investition: Neue Arbeitsplätze entstehen kaum. Lediglich das neue Institut bringt 250 Stellen, die Hälfte davon ist schon rekrutiert.

Der grösste Teil der Investitionen fliesst in Neubauten, in denen bisher verstreute Labore oder Produktionsanlagen zusammengelegt und modernisiert werden sollen.

Am spannendsten ist das neue Institut für Humanbiologie: Die Kosten hierfür betragen zwar nur 100 Millionen Franken. Aber der Pharmakonzern will die Forschung nach neuen Medikamenten damit weiterentwickeln. Das Institut soll künstliche menschliche Organe, sogenannte Organoide, entwickeln.

Krankheiten besser verstehen

Ziel von Roches neuem Institut ist, anhand von Organoiden Krankheiten besser zu verstehen, wirksamere Therapien an ihnen zu entwickeln sowie eine schnellere Forschung und Zulassung.

Praktisch alle grossen Pharmakonzerne sind bei der Entwicklung solcher mikroskopisch kleiner menschlicher Organmodelle dabei. Das Besondere an Roches Projekt ist, dass der Konzern ein robustes Modellsystem entwickeln will, das auch Zulassungsbehörden wie Swissmedic anerkennen können. Das heisst, die Organoide müssen nicht nur präzise die Organfunktion simulieren, sondern auch standardisierbar sein.

Schon jetzt kann eine mögliche toxische Wirkung eines neuen Medikamentes auf die Leber an einem gezüchteten Lebergewebe getestet werden. Diese Organoid-Tests sind jedoch noch nicht verlässlich und zertifizierbar. Genau das strebt Roche aber an.

Die Kosten für das Institut trägt Roche allein. Um einen allgemein akzeptierten Standard für die Arbeit mit Organoiden zu schaffen, will der Konzern seine Forschung auf dem Gebiet auch mit anderen Unternehmen weltweit teilen und arbeitet mit der ETH in Zürich und der EPFL in Lausanne zusammen. Auch die Zulassungsbehören müssen wissen, wie die Organoid-Modelle funktionieren, um an ihnen getestete Medikamente anerkennen zu können.

Die Investition erfolgt in einer für Roche schwierigen Phase. An der Börse dümpelt der Genussschein auf einem 5-Jahres-Tief. Im Schweizer Leitindex SMI ist Roche mit einem Minus von fast 18 Prozent seit Jahresbeginn das Schlusslicht.

Grund für das Börsendebakel ist eine Kette von Misserfolgen in der Forschung. Am prägnantesten war die Enttäuschung einer von Roche jahrzehntelang entwickelten Therapie gegen Alzheimer. Erst Ende Oktober musste der Konzern einen weiteren Flop vermelden: Eine Gentherapie gegen eine Muskelkrankheit, an der sich Roche für 1,15 Milliarden Dollar die Vermarktungsrechte gesichert hatte, scheiterte.

Bei einem Gespräch mit Investorinnen und Investoren in London bei der Investmentbank Jefferies erklärte Roches Finanzchef Alan Hippe diese Woche, wie der Konzern sich besser für die Zukunft aufstellen will. Allen voran soll die Forschung und Entwicklung besser laufen. Die Investitionen in Basel waren schon länger geplant, dürften nun jedoch dazu beitragen.