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Rekordverlust der SNB
Ökonomen kritisieren Nationalbank, weil sie kein Geld ausschüttet

Kein Geld für Bund und Kantone: Thomas Jordan, Präsident des SNB-Direktoriums.
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Am Montag informierte die Schweizerische Nationalbank (SNB) über den Rekordverlust von 132 Milliarden Franken. Dieser verunmögliche eine Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2022, so die SNB. Es gibt also keine Dividende für die Aktionärinnen und Aktionäre und keine Ausschüttung an Bund und Kantone. 

Nun kritisieren Ökonomen diesen Entscheid. Yvan Lengwiler, Wirtschaftsprofessor an der Universität Basel, Charles Wyplosz, Professor am Graduate Institute in Genf, und Stefan Gerlach, Chefökonom der Bank EFG, betreiben das Projekt «SNB Observatorium». Es hat das Ziel, die Politik der Nationalbank mit kritischen Beiträgen zu hinterfragen. Sie kommen in einem heute veröffentlichten Bericht zum Schluss, dass «die SNB zwar fähig, aber nicht willens ist, Gewinne auszuschütten». Das Eigenkapital betrage selbst nach dem Riesenverlust noch rund 66 Milliarden Franken, da würde selbst die Ausschüttung des Maximalbetrags von 6 Milliarden Franken «keinen wesentlichen Unterschied machen».

SNB-Politik «entbehrt jeder Logik»

Sie kritisieren, dass die SNB die Rückstellungen für Währungsreserven nicht zur Deckung des Rekordverlustes verwenden. Diese betrugen Ende 2021 rund 96 Milliarden Franken. Die Politik der SNB, diese jährlich um mindestens 10 Prozent zu erhöhen, «entbehrt jeder wirtschaftlichen und finanziellen Logik». Auf die Dauer würde dies dazu führen, dass keine Gewinnausschüttungen mehr möglich wären. Weil der Verlust stattdessen über die Ausschüttungsreserven gedeckt wird, die nun mit –39 Milliarden Franken tief im Minus liegen, sei es «wahrscheinlich, dass es auch im nächsten Jahr keine Ausschüttung geben wird».

Die SNB kommentiert den Bericht nicht, hält aber fest: «Die Rückstellungen für Währungsreserven sind Reserven und somit Teil des Eigenkapitals. Das Eigenkapital dient als Puffer bei Verlusten, insbesondere auf den Devisenanlagen und Gold. Mit der Bildung von Rückstellungen strebt die SNB an, diesen Puffer auf der geld- und währungspolitisch erforderlichen Höhe zu halten. Die geldpolitisch notwendige Ausdehnung der Bilanz der letzten Jahre und die damit verbundenen höheren Risiken erfordern einen Aufbau der Rückstellungen».

Wegen der grossen Bilanz von zurzeit rund 885 Milliarden Franken wirken sich Bewegungen an den Finanzmärkten stark auf das Jahresergebnis aus. So haben steigende Zinsen, sinkende Aktienmärkte und die Aufwertung des Frankens zum Rekordverlust geführt. Weitere Verluste könnten das Eigenkapital aufzehren.

SNB-Präsident Thomas Jordan erhält auch Unterstützung. So verteidigte der Geldtheoretiker Ernst Baltensperger dessen Politik an einer Veranstaltung im November: Das Observatorium unterschätze die Risiken von ausserordentlichen Verlusten und die Notwendigkeit eines angemessenen Kapitalpuffers.