Unglückliches EngagementPeter Spuhler investierte in insolventen Batteriehersteller Northvolt
Spuhlers PCS Holding beteiligte sich an Kapitalerhöhungen des schwedischen Autozulieferers. Nun hat dieser Schulden von fast 6 Milliarden Dollar.
- Der schwedische Batteriehersteller Northvolt ist insolvent.
- Die PCS Holding von Peter Spuhler hatte seit 2020 mehrmals in Northvolt investiert.
- Den Investoren droht nun ein Verlust.
Die Katastrophe kam schnell und für die meisten total überraschend. Zu Beginn dieses Jahres galt der schwedische Batteriehersteller Northvolt noch als Hoffnungsträger in der Auto-Zulieferindustrie. Ein extrem erfolgreicher und rasch expandierender Produzent hochwertiger Lithium-Ionen-Batterien für die E-Mobilität. Europas Antwort auf die Konkurrenz aus den USA und China.
Heute ist der Traum zerplatzt. Northvolt ist so gut wie pleite. Vergangene Woche musste das Unternehmen in den USA Insolvenz nach Chapter 11 anmelden. In Europa wäre das in etwa ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Das Management versucht dabei selbst, das Unternehmen wieder auf die Beine zu bringen. Nun ist es erst mal geschützt vor den Gläubigern.
Wer allerdings in der Hoffnung auf eine boomende Batterieproduktion in Northvolt investierte, dem droht jetzt ein Verlust. Und zu den Northvolt-Investoren gehört auch Peter Spuhler, ehemaliger SVP-Nationalrat und Chef des Schweizer Bahnbauers Stadler Rail.
Spuhlers Beteiligungsgesellschaft PCS Holding hat sich seit 2020 jedes Jahr an den Kapitalspritzen für Northvolt beteiligt. So ist es jedenfalls in den Medienmitteilungen von Northvolt zu lesen. Auf der Website von PCS Holding findet sich dazu kein Hinweis. Die Medienstelle teilt dieser Redaktion mit, dass die PCS eine private Holding sei, «über allfällige Investments gibt sie keine Auskunft».
Auch die Bank Safra Sarasin investierte in Northvolt
2020 verkündete das vier Jahre zuvor vom ehemaligen Tesla-Manager Peter Carlsson gegründete Unternehmen eine erste Kapitalerhöhung um 600 Millionen Dollar (damals rund 540 Millionen Franken). In den folgenden drei Jahren holte sich Northvolt weitere 5 Milliarden Dollar, grossteils über Wandelanleihen. Dabei bekommen Investoren die Zusage, ihren Kredit zu einem festgelegten Kurs später in Aktien umzuwandeln.
Laut den damaligen Medienmitteilungen von Northvolt beteiligten sich grosse Konzerne wie die Volkswagen-Gruppe ebenso an den Kapitalerhöhungen wie institutionelle Anleger, darunter Goldman Sachs, die Ikea-Stiftung IMAS oder die schwedischen Nationalen Pensionsfonds. Aus der Schweiz haben sich neben Spuhlers PCS Holding offenbar auch die Privatbank J Safra Sarasin beteiligt, wie das Onlineportal Tippinpoint berichtete. Die Bank beantwortet die Anfrage dieser Zeitung nicht.
Die Speicherung von Antriebsenergie durch Batterien spielt nicht nur auf der Strasse, sondern auch bei der Zukunft der Eisenbahn eine grosse Rolle. In Deutschland etwa sind noch fast 40 Prozent aller Bahnstrecken nicht elektrifiziert. Weil das Geld für den Bau von Oberleitungen fehlt, wollen viele Bahnverwaltungen weltweit vom umweltschädlichen Diesel auf batteriebetriebene Züge umsteigen. Stadler gehört dabei zu den Marktführern und konnte in letzter Zeit Aufträge in Deutschland, Dänemark und Österreich an Land ziehen.
Northvolts Gigafabriken in Schweden und Deutschland
Northvolt hat seine Produktion allerdings ganz auf den Markt von E-Autos konzentriert. Nun soll der Konzern laut Medienberichten 5,8 Milliarden Dollar* Schulden angehäuft haben und nur noch über 30 Millionen Dollar liquide Mittel verfügen.
Nach der Eröffnung der ersten «Gigafabrik» für E-Auto-Batterien in Schweden 2021 expandierte Northvolt rasch in ganz Europa. Weitere Fabriken entstanden in Schweden, Norwegen, Polen. Im Frühjahr 2024 erfolgte der Spatenstich für ein weiteres Gigawerk in Deutschland, eine Grossfabrik in Kanada war in Planung. Als Kunden konnte man unter anderem Volkswagen, BMW, Volvo und den Lastwagenbauer Scania gewinnen. Doch weder Qualität noch Quantität der Produktion konnte mit der Nachfrage mithalten. Und auch nicht mit den Preisen der chinesischen Konkurrenz. BMW stornierte deshalb einen Milliardenauftrag und suchte sich einen chinesischen Lieferanten.
Mittlerweile hat Northvolt die Schliessung des eben erst eröffneten polnischen Werks verkündet. Die Expansionspläne nach Kanada wurden abgeblasen. Ob am deutschen Standort weitergebaut wird, ist unklar. Northvolt-Gründer Peter Carlsson ist am 22. November als CEO zurückgetreten, bleibt aber im Verwaltungsrat. Wie gross der Schaden für die Investoren wird, ist noch unklar. Die Medienstelle von Northvolt reagiert auf die Anfrage nicht.
* Korrektur am 3.12., 8.39 Uhr: Es handelt sich um 5,8 Milliarden Dollar Schulden und nicht um 5,8 Millionen.
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