Noam Leopold zu NantesEuropäischer Topclub angelt sich ehemaligen Stäfa-Junior
Einen schöneren Transfer darf sich ein 21-jähriger Handballer aus der Schweiz nicht wünschen: Der Ex-Stäfner Noam Leopold wird zu Nantes, dem Champions-League-Finalisten 2018, wechseln.

Er hatte dieses Ziel schon, als er noch für Stäfas Junioren spielte: «Ich will die Champions League gewinnen.» Jetzt, im Januar 2024, kann Noam Leopold feststellen: «Ab nächster Saison bin ich diesem Ziel einen Schritt näher.» Im Sommer nämlich wechselt der Linksaussen von Pfadi Winterthur zum HBC Nantes. Das wurde diesen Freitag offiziell.
Im Juni 2021 war er von Handball Stäfa, seinem Ausbildungsverein, für den er auch in den zwei Jahren, in denen er in der Schaffhauser Handball-Academy war, immer spielte, nach Winterthur gekommen. Nun steigt er, wie abgesprochen, bei Pfadi aus dem bis 2025 gültigen Vertrag aus.
Er spricht lieber Französisch
Im Herbst habe sein Agent seine «Personalie im Handball-Business präsentiert». Bald interessierte sich Nantes für den jungen Schweizer, der die Athletik mitbringt, technische und taktische Skills hat, frech und treffsicher spielt, und – besonders wertvoll – in Angriff und Abwehr sinnvoll einsetzbar ist.
Die Gespräche liefen telefonisch, in Nantes war er noch nie. Headcoach Grégory Cojean unterhielt sich via Facetime mit ihm, «um mich kennen zu lernen». Die Sprache war kein Problem. Leopold besitzt auch den französischen Pass, der Vater seiner Mutter ist Franzose. Leopold, zweisprachig in Bubikon aufgewachsen, sagt: «Ich spreche lieber Französisch als Deutsch.» Und: «Ich fühle mich auch als Franzose.»
«Da darf man nicht Nein sagen»
Offensichtlich überzeugte das Package. «Sie wollten mich.» Nantes offerierte ihm gleich einen Vertrag über drei Jahre. «Ein solches Angebot von einem solchen Club – da darf man nicht Nein sagen», betont Leopold. «Es war schon immer mein Traum, für eine solche Mannschaft zu spielen. Nach Nantes gibt es nicht mehr viel, was besser ist.»
Aktuell liegt der Club hinter Paris St-Germain und vor Montpellier auf Platz 2 der Starligue, einer der besten Ligen Europas, und er geht als Gruppensieger in die nächste Runde der European League. Nantes gewann 2023 zum zweiten Mal Frankreichs Cup und stand 2018 im Final der Champions League, der gegen Montpellier (mit dem Schweizer Torhüter Nikola Portner) verloren ging.
Valero Rivera und viele andere
«Es ist eine riesige Ehre, dass mir dieser Verein die Chance gibt, mich auf dem höchsten Niveau zu zeigen», erklärt Leopold. Nantes ist mit Nationalspielern aus Island, Kroatien, Portugal, Spanien, Slowenien und Frankreich bestückt. Der prominenteste Name: Valero Rivera. Der 37-jährige Spanier, Topskorer der Champions League 2020/21, Welt- und Europameister, spielt wie Leopold als Linksaussen. Als Nummer 2 hinter Rivera hofft dieser, dass «ich zu Spielzeit komme und von ihm etwas lernen kann. Mit dem Ziel, dass ich eines Tages sein Nachfolger werde. Ich werde alles tun, damit es auch so weit kommt.»
Dass ein Schweizer direkt zu einem internationalen Spitzenclub wechselt, kommt fast nie vor. Den vor Leopold letzten «richtigen» Transfer eines Schweizers aus der NLA in ein europäisches Topteam machte Portner 2016 zu Montpellier.
Der Einfluss von Handball Stäfa
Leopold lebt Handball in einem für Schweizer unüblichen Ausmass. Sein Commitment zahlt sich aus. Und er weiss den Support, den er in Winterthur und Stäfa erfahren hat, zu schätzen. «Stäfa und Pfadi werden immer ein Teil dieser Reise oder Karriere sein, die ich noch vor mir habe», sagt Leopold.
«Stäfa hat mir das Handball-Leben gezeigt. Das tägliche Training, die Spiele, den kompetitiven Handball – so habe ich mich in diesen Sport verliebt», erklärt der 21-Jährige. Der NLB-Spitzenclub habe es ihm ermöglicht, seine Ambitionen und Freiheiten auszuleben: «Man gab mir einen Hallenschlüssel, damit ich mehr trainieren konnte. Für das bin ich dankbar – auch Trainer Philipp Seitle, der mir als sehr jungem Spieler die Chance gab, mich in der NLB zu zeigen.»
Im Sommer schlägt Noam Leopold das nächste Kapitel auf: «Ich hoffe, irgendwann wird Stäfa sagen können: ‹Wir hatten einen Champions-League-Sieger in unseren Reihen.›»

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