Talent von Handball StäfaEr lebt Handball und steht vor dem Sprung ins Ausland
Noam Leopold ist bei Pfadi Winterthur der Spieler der Stunde. Weshalb der 21-jährige Linksaussen, der seinen Sport in Stäfa lernte, so gut wurde, wovon er träumt und was er in der NBA abgeschaut hat.
Brauchte es noch Beweise? Eigentlich nicht. Noam Leopold hat sie dennoch geliefert. Ende November bestätigte er, was in ihm steckt – seine Physis, seine Effizienz und sein Instinkt.
Erstes Beispiel: In Kreuzlingen, bei Zeitspiel und mitten in der Vorentscheidung, platzierte er den Einwurf an den Rücken eines Gegenspielers und versenkte den Abpraller im Tor. Frech, ein Anflug von Genialität. «Die Situation passte gerade. Ich hatte so etwas vorher nie geübt und noch nie gemacht», sagt Leopold.
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Zweites Beispiel drei Tage später: In der European League gegen Velenje, Spitzenteam aus Slowenien, wirft er 14 Tore aus 16 Versuchen. Pfadi siegt und bleibt im Rennen um die Hauptrunde des zweithöchsten Europacups. Leopold meint später: «Ich arbeite jeden Tag daran, besser zu werden. Und das ist eines der Resultate davon. So sollte es in jedem Spiel aussehen.»
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Was er zeigt, schlägt sich in den Statistiken nieder: Der 21-jährige Linksaussen ist zweitbester Skorer der European League (hinter dem künftigen Nationaltrainer Andy Schmid vom HC Kriens-Luzern) und der beste Schütze der Nationalliga A. Die Quote: je über 8 Tore pro Match. «Seine Entwicklung ist beeindruckend», lobt Pfadi-Trainer Goran Cvetkovic Leopolds Qualitäten als Skorer und Verteidiger. «Er ist zu einem 60-Minuten-Spieler geworden.»
Schon immer hohe Ziele
Talent allein – man weiss es – genügt nicht. Leopold hat es, auch die physischen Voraussetzungen. Vor allem aber: Er hat die richtige Einstellung, damit es bis ganz an die Spitze reicht. «Schon immer hat sich bei mir alles um Handball gedreht», sagt er.
Mit acht schnupperte der Bubiker, der inzwischen in Winterthur wohnt, beim TV Rüti, ein Jahr später begann die Ausbildung bei Handball Stäfa, wo er alle Juniorenstufen durchlief. Im U-13 gewann er Silber an der Schweizer Meisterschaft. «Von da an wusste ich: Ich will mal eine Goldene um den Hals.» Dafür habe er seither «alles getan». Mittlerweile haben sich die Dimensionen gar verschoben: «Mein Traum ist nicht mehr der Meistertitel, sondern der Sieg in der Champions League.»
«All das, was er bisher erreicht hat, ist das Produkt seiner Einstellung.»
Hohe Ziele. Die hatte er schon immer. Er hat sie – bis auf den Meistertitel – bisher Schritt um Schritt erreicht. Im Sommer 2021 wechselte er von Stäfa aus der NLB nach Winterthur in die höchste Liga – mit seinem klar kommunizierten Vorhaben, international Karriere machen zu wollen. «Wir sagten ihm, dass er bei uns mal in der NLB beginnt und mit der NLA-Mannschaft trainieren kann», blickt Goran Cvetkovic zurück. Und man habe ihm zu verstehen gegeben: «Alles andere liegt an dir!» Leopold biss sich durch, fiel auf – und in der Hälfte seiner ersten Pfadi-Saison verlängerte man vorzeitig bis Sommer 2025.
Cvetkovic stellt fest, dass Leopold den Handball lebt. In einem Ausmass, wie es in der Schweiz selten ist. «All das, was er bisher erreicht hat, ist das Produkt seiner Einstellung», betont Pfadis Trainer und Sportchef.
Trainieren und abschauen
Leopold selbst meint: «Es ist eine Kombination von vielem. Das Wichtigste ist das Training. Viel arbeiten, sich kritisch hinterfragen, aus Fehlern lernen und immer wieder Neues ausprobieren, neue Würfe, neue Situationen im Eins-gegen-Eins.» Dazu passt, dass er nach den Trainings häufig länger in der Halle bleibt und Torhüter dazu «nötigt», seine Würfe zu parieren. Etwa bei Penaltyduellen unter Wetteinsatz mit Dennis Wipf. «Er ist der Goalie, gegen den ich bei Penaltys am meisten Mühe habe. Er kennt mich am besten, ich muss immer etwas Neues versuchen», sagt Pfadis Siebenmeterspezialist.
Ein weiterer Faktor ist das Athletiktraining: «Stärker und schneller werden, höher springen können. Und um gesund zu bleiben.» Drittens: «Ich arbeite viel mit Visualisierungen», sagt Leopold, auch Hypnose und Selbstreflexion gehören dazu. «Ich schaue alles, was mit Handball zu tun hat: die eigenen Spiele, andere Spieler, andere Ligen. Manches versuche ich im Training. Ich habe mir vieles selbst beigebracht.» Die Sache mit dem Einwurf in Kreuzlingen schlummerte im Hinterkopf: Er habe diese Aktion mal bei NBA-Star Russell Westbrook gesehen …
Hinzu kommen «Regeneration, mein Umfeld und mit Goran den richtigen Trainer, der grossen Einfluss hat». Und schliesslich: Noam Leopold lebt seit abgeschlossener Matur vor anderthalb Jahren «als Handballprofi mit Nebenbeschäftigungen» wie dem Fitnessjob im Cvetkovics Z4P oder dem Fernstudium zu Ernährungswissenschaften.
Interessante Anfragen
Die Zukunft? Das Nationalteam wird es sich nicht mehr leisten können, auf ihn zu verzichten. Mag sein, dass er jetzt seine letzten Saison für Pfadi spielt, eine Ausstiegsklausel fürs Ausland steht im Vertrag. «Innerhalb der Schweiz will ich nicht mehr wechseln», betont er. Cvetkovic unterstütze ihn im Schritt ins Ausland.
Offenbar sind «interessante Anfragen» von jenseits der Grenze vorhanden. Leopold sagt, «vom Leben, der Sprache und der Liga her» würde ihn Frankreich sehr reizen. Aber natürlich auch die Bundesliga.
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