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Nigel Farage im Dschungelcamp
Für ein Millionenhonorar wälzt sich der Brexit-Populist im Schlamm

Nigel Farage during the unveiling of his 'Mr Brexit' portrait by artist Dan Llywelyn Hall at L'Escargot Restaurant in London. (Photo by Kirsty O'Connor/PA Images via Getty Images)
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Die meisten Teilnehmer der Fernsehshow «I’m a Celebrity, Get Me Out of Here!», der britischen Variante des Dschungelcamps, kommen grob gesagt aus zwei Kategorien. Erstens Menschen, die gerne berühmt wären, aber auf Promi-Regionalliga-Niveau dahindümpeln, und zweitens Menschen, die einmal berühmt waren. Beiden ist gemein, dass sie nicht davor zurückschrecken, sich vor laufenden Kameras im Schlamm zu wälzen oder tierische Körperteile zu verspeisen. Neuerdings hat sich noch eine weitere Kategorie etabliert, auf die gerade die Macher des britischen Ablegers regelmässig zurückgreifen: Politiker, die berühmt sind, aber gehasst werden.

Im vergangenen Jahr war Matt Hancock in der im Vereinigten Königreich von ITV ausgestrahlten Dschungelsendung: Als Gesundheitsminister war er für den anfangs katastrophalen Umgang der britischen Regierung mit der Pandemie mitverantwortlich. Die Häme über Hancock war zunächst grenzenlos, aber je länger die Show dauerte und je unerschrockener Hancock sich in die ekligen Prüfungen warf, desto mehr schienen die Zuschauer ihren Hass zu vergessen. Hancock wurde am Ende Dritter. In diesem Jahr gingen die Produzenten der Sendung, die stets mehr als neun Millionen Menschen schauen, noch einen Schritt weiter: Sie verpflichteten Nigel Farage.

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Nigel Farage (59) hat sich im Königreich als eine Art Gesicht des Rechtsnationalismus profiliert. 1992 verliess er die Partei der Konservativen, um die UK Independence Party (Ukip) zu gründen. Zwei Jahre später bat er den offen rassistischen Nationalisten Enoch Powell, Ukip zu unterstützen (Powell, den Farage einmal als sein politisches Vorbild bezeichnete, lehnte ab). Mit der Ukip trug Farage wesentlich dazu bei, dass eine knappe Mehrheit der Briten für den Brexit stimmte, indem er den Fokus seiner Kampagne auf das Immigrationsthema verengte. Den 23. Juni, den Tag des Referendums, würde er am liebsten zu einem nationalen Feiertag machen, dem britischen Unabhängigkeitstag.

Geboren ist er in Farnborough in Kent, südöstlich von London. Später besuchte Farage das Dulwich College, eine Privatschule für Jungen in London. Als er 17 war, schrieb eine Englischlehrerin an den Direktor und äusserte Bedenken zu Farage, dessen Ansichten als «faschistisch» bewertet werden müssten. Nach seinem Schulabschluss arbeitete Farage bei verschiedenen Finanzfirmen in der Londoner City, ehe er seine Karriere als Politiker begann. 2018 verliess er die Ukip und gründete mit anderen die Brexit-Partei Reform UK, der er noch immer angehört.

Die Fans des Dschungelcamps ärgern sich über Farage

Zahlreiche Fans des Dschungelcamps drückten in den sozialen Medien ihre Verärgerung über die Entscheidung aus, Farage in die Show zu holen; angeblich für eine Gage von 1,5 Millionen Pfund. Farage wird ohne Zweifel versuchen, die Sendung zu nutzen, um sein Image aufzubessern. Der «Guardian» hat dafür ein Wort erfunden: In Anlehnung an den Begriff «Sportswashing», den Versuch autokratischer Staaten, ihr Image durch das Ausrichten von sportlichen Grossereignissen reinzuwaschen, nannte das Blatt den Auftritt von Figuren wie Farage im Dschungel «Fun-Washing».

Wie sehr Farage die grosse Bühne für sein Ego braucht, demonstrierte er kürzlich beim Parteitag der Tories in Manchester. Auf Einladung des Senders GB News, bei dem er eine eigene Sendung hat, kam Farage ins Konferenzzentrum und wurde sofort umringt von Kamerateams und Fotografen. Farage nutzte jede Gelegenheit, Interviews zu geben, er wälzte sich regelrecht im Blitzlicht. Und kokettierte mit der Frage, ob er irgendwann Parteichef der Tories werden wolle.

Als Politiker hatte Nigel Farage nie ein Problem mit Schlamm, somit dürfte er auf das Dschungelcamp vorbereitet sein. Nur eines ist neu: Er muss die Wähler an den Bildschirmen davon überzeugen, dass sie für «Remain» stimmen: dafür, dass er drinbleibt.