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Meinung

In Saudiarabien aussortiert
50 Millionen Euro pro absolviertes Spiel – Neymar ist die katastrophalste Fehlinvestition des Fussballs

Neymar von al-Hilal zeigt eine schmerzverzerrte Reaktion während eines AFC-Champions-League-Spiels gegen Esteghlal in Riad, Saudiarabien, am 4. November 2024.
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In Kürze:
  • Neymar fällt in Saudiarabien durch Verletzungsanfälligkeit und Lustlosigkeit auf.
  • Nun rechnet sein Trainer bei al-Hilal mit dem brasilianischen Superstar ab.
  • Saudiarabien bleibt im internationalen Fussball jedoch relevant, auch wenn es zuletzt nicht mehr mit grossen Transfers auffiel.
  • Dass Cristiano Ronaldo bleibt, ist für die Saudis zentral, nicht zuletzt wegen wichtiger Verhandlungen, die anstehen.

Die Zahlen sind zu irrsinnig, um nicht mit ihnen zu spielen. 100 Millionen Euro soll Neymar von al-Hilal pro Jahr erhalten, 2024 kam er aber bloss auf 2 Einsätze. Macht pro Partie 50 Millionen, pro Spielminute 2,4. Der Brasilianer verdiente innert 60 Sekunden also mehr als die allermeisten Menschen auf diesem Planeten in ihrem Leben. Und das netto: Ausländer mit einem Arbeitsvertrag bezahlen in Saudiarabien keine Steuern.

Nun gilt es, anzufügen, dass Neymar den Grossteil des letzten Jahres mit einem Kreuzbandriss ausfiel, den er im Herbst 2023 bei einem Länderspiel mit Brasilien erlitten hatte. Al-Hilal dürfte gegen einen solchen Fall zumindest teilweise versichert sein. Nichtsdestotrotz: Werden die 90 Millionen Euro dazugenommen, die die Saudis vor eineinhalb Jahren für ihn an Paris Saint-Germain überwiesen, dann kann nur ein Schluss gezogen werden: Neymar ist eine monumentale Fehlinvestition. Ja, er ist wohl sogar die grösste, die es auf dem Transfermarkt je gegeben hat.

Neymar ist zu langsam für die Saudi Pro League

Zumal der 32-Jährige nach seinem Comeback letzten November gleich wieder ausfiel, diesmal zwickte der Oberschenkel. So bleibt er weiterhin bei seinen insgesamt 7 Einsätzen und einem mickrigen Tor stehen. Und es dürften kaum noch weitere dazukommen.

Letzte Woche verkündete sein portugiesischer Trainer Jorge Jesus nicht nur, dass man Neymar bis zum Saisonende nicht für die Liga registrieren werde, sondern er setzte auch gleich noch zur Generalabrechnung an: «Er ist nicht mehr auf dem Niveau, das wir gewohnt sind. Die Dinge sind für ihn leider schwierig geworden.» Neymar ist selbst für die Saudi Pro League, die nun wahrlich nicht für ihr Tempo bekannt ist, zu langsam geworden.

Im Sommer läuft sein Vertrag aus. Für das verbleibende Halbjahr soll er an den FC Santos ausgeliehen werden, den brasilianischen Club, bei dem er einst gross geworden war.

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Schlimmste Befürchtung der Europäer ist nicht eingetroffen

Neymar kann als perfektes Sinnbild für den gescheiterten Grossangriff Saudiarabiens auf den europäischen Fussball dienen. Vor allem auch, weil seit diesem verrückten Sommer 2023, in dem neben ihm etliche weitere Weltstars auf die arabische Halbinsel wechselten, den Clubs kaum noch aufsehenerregende Verpflichtungen gelungen sind.

Vergangenen Sommer war der französische Flügel Moussa Diaby mit 60 Millionen Euro der teuerste Zuzug, diesen Winter ist noch kein einziger grosser Transfer dazugekommen. Bei den Ausgaben belegt die Saudi Pro League in dieser Saison mit 480 Millionen Euro hinter den europäischen Topligen Rang 6.

Die schlimmste Befürchtung der Europäer – nämlich, dass der Exodus an Stars nach Saudiarabien zur Gewohnheit wird – hat sich nicht bewahrheitet. Aber es wäre falsch, daraus abzuleiten, dass es den Saudis gleich ergehen wird wie den Chinesen.

Diese mischten Mitte der Zehnerjahre den Fussball auf, bis die Regierung in diesem schamlosen Geldverlochen keinen Sinn mehr sah und dem Treiben ein Ende setzte. Saudiarabien dürfte dagegen ein wichtiger Player bleiben, schon nur deshalb, weil das Land dank des Mitwirkens von Fifa-Präsident Gianni Infantino die WM 2034 ausrichten wird.

Aber die Machtriege um Kronprinz Mohammed bin Salman würde hinter vorgehaltener Hand womöglich schon eingestehen, dass die Dinge nicht so eingetreten sind, wie sie sich das vorgestellt hatte. Der ligaweite Zuschauerschnitt ist nicht höher als vor drei Jahren, als noch keine Stars zugegen waren. Noch immer müssen Cristiano Ronaldo und Co. in der Provinz zuweilen vor ein paar Tausend Zuschauern antreten. Und in Europa ist die Saudi Pro League ein Nischenprodukt geblieben, von Amerika- und Südamerika ganz zu schweigen.

Yakin-Kandidat als Symbol für neue saudische Transferpolitik

Aber das ist kaum der Grund für die verhältnismässige Zurückhaltung auf dem Transfermarkt. Vielmehr können die Teams 10 Kaderplätze an Ausländer vergeben, viele davon sind seit der Transferoffensive 2023 besetzt. Zudem scheint tatsächlich ein Umdenken stattgefunden zu haben: Längst haben nicht bloss die meisten Trainer eine Vergangenheit im Spitzenfussball, sondern auch viele Entscheidungsträger eine Ebene darüber. Sie entwickeln professionelle Strukturen, verpflichten Athletikspezialisten und Spielanalysten. Eine gewisse Ernsthaftigkeit ist eingekehrt, der Umgang mit Neymar zeugt davon.

Spieler von al-Qadsiah feiern den Sieg im Saudi-Pro-League-Spiel gegen al-Nassr am 22. November 2024 in Riad. Im Vordergrund hebt ein Spieler die Arme.

Die Saudi Pro League soll bis auf glitzernde Ausnahmen nicht mehr ein Auffangbecken für alternde Stars sein, so wurde das letztes Jahr in einem Strategiepapier festgehalten. Das Durchschnittsalter der verpflichteten Ausländer fiel daraufhin prompt von 28 auf 26. Vermehrt wechseln nun Spieler nach Saudiarabien wie der Lausanner Cameron Puertas, der sich letzten Sommer mit 26 für diesen Schritt entschied – und dies nach einer Saison, in der er in Belgien zum Spieler des Jahres gekürt worden war.

Natürlich war der Jahreslohn von 6 Millionen Euro, der ihn zu einem der bestbezahlten Schweizer Fussballer macht, erstes Lockmittel. Aber Puertas wird auch an N’Golo Kanté und Aymeric Laporte gedacht haben, die trotz ihres Engagements in Saudiarabien an der EM in Deutschland in der Lage waren, wichtige Rollen zu übernehmen. Verteidiger Laporte verpasste auf dem Weg zum Europameistertitel mit Spanien vom Achtelfinal an keine Minute. Der Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin hat dem in Lausanne aufgewachsenen Puertas schon Einsätze in Aussicht gestellt, sofern er in diesem Jahr endlich den Schweizer Pass erhält.

Hunderte Millionen und Clubanteile – Ronaldo bleibt

Saudiarabien ist nicht die Sackgasse, für die man die Liga hielt, als Ronaldo vor zwei Jahren mit seinem Wechsel von Manchester United zu al-Nassr den Anfang machte.

Cristiano Ronaldo von al-Nassr FC feiert ein Tor während des Spiels gegen Damac in der Saudi Pro League im Al-Awwal-Park, beleuchtetes Stadion im Hintergrund, 29. November 2024.

Das liegt nicht zuletzt an Ronaldo selbst. Nie liess er Zweifel an seiner Lust aufkommen, in dieser Hinsicht unterscheidet er sich stark von Neymar. Mit 39 ist er noch immer getrieben von seinem unbändigen Ehrgeiz, in 85 Partien für al-Nassr kommt er auf 75 Tore. Er liebäugelt damit, die Schallmauer von 1000 Pflichtspieltreffern zu durchbrechen. Aktuell steht er bei 911.

In den nächsten Wochen dürfte Ronaldo bei al-Nassr seinen im Sommer auslaufenden Vertrag um eine Saison verlängern. Er würde dafür laut «Marca» nicht nur 183 Millionen Euro erhalten, womit er mit deutlichem Abstand vor Messi der bestbezahlte Fussballer der Welt bleiben würde, sondern auch ein paar Prozent der Clubanteile. Damit wäre er über seine Karriere hinaus an den Verein gebunden.

Die Vertragsverlängerung mit Ronaldo ist für die Saudis zentral. Nächsten Sommer werden die nationalen und internationalen TV-Rechte neu verhandelt, da gibt es kein besseres Argument, als den Weltstar weiterhin im Land zu haben. Umso mehr, da sich Neymar als monumentale Fehlinvestition erwiesen hat.